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# taz.de -- Einsatzleiter beim G20-Gipfel: Die Ära Hartmut Dudde endet endlich
> Der Chef der Hamburger Schutzpolizei geht in den Ruhestand. Er
> verantwortete den Gewaltexzess der Uniformierten beim G20-Gipfel.
Bild: Sein Aufstieg in der Hamburger Polizei begann unter Ronald Schill: Hartmu…
Hamburg taz | Hartmut Dudde, der Hardliner vom Dienst bei der Hamburger
Polizei, geht in Pension und wird heute verabschiedet. Das ist nicht nur
für ihn persönlich erfreulich, sondern dürfte die Bürger*innen der Stadt
aufatmen lassen.
Fast zwei Jahrzehnte lang prägte Dudde die harte Linie der Hamburger
Polizei. Während die Polizist*innen anderer Großstädte bei linken Demos
mit Eskalationspotenzial auch mal deeskalierend vorgehen, war die Linie der
vergangenen zwanzig Jahre in Hamburg so stumpf wie brutal: immer
Wasserwerfer, immer ein Großaufgebot, und im Zweifel immer draufhauen. In
vielen Fällen war das von Dudde angeleitete Handeln der Hundertschaften
nicht nur schikanös, sondern auch gesetzeswidrig, wie das
Verwaltungsgericht im Nachhinein mehrfach feststellte. Seiner Karriere hat
das nicht geschadet.
Duddes Aufstieg bei der Polizei begann im Jahr 2002 mit einem Einsatz, den
große Teile der Stadtöffentlichkeit dem Senat noch jahrelang übel nahmen –
der Räumung des Bauwagenplatzes Bambule. Dudde war damals Mitglied des
Einsatzstabs. Der Innensenator hieß Ronald Schill und war als „Richter
Gnadenlos“ bekannt, und noch nicht als Quoten-Lustmolch und
Fremdscham-Provokateur bei „Promis unter Palmen“ und „Promi Big Brother�…
Politisch zwar auf einer Linie mit Schill, wählte Dudde einen anderen Weg
als der Ex-Senator. 2005 stieg er zum Leiter der Bereitschaftspolizei auf.
In den folgenden Jahren trug er maßgeblich dazu bei, eine
Law-and-Order-Politik durchzusetzen, bei der die Polizei [1][als
innenpolitische Akteurin auftrat, um gesellschaftliche Konflikte zu
kontrollieren].
## Der „harte Hund“ hat die Erwartungen erfüllt
Den traurigen Höhepunkt der letzten Jahre erreichte Hamburgs Polizei im
Sommer 2017 beim Protest gegen den G20-Gipfel. Als Gesamteinsatzleiter
hatte Dudde den Gewaltexzess der Uniformierten zu verantworten. Doch die
zahlreichen dokumentierten Gewalttaten gegen Demonstrant*innen
schadeten seinem Aufstieg nicht, im Gegenteil: Er wurde 2018 zum Chef der
Schutzpolizei befördert – also zum Dienstherren von 5.000
Polizist*innen, mit einem monatlichen Gehalt von 7.600 Euro brutto auf
Lebenszeit. Der „harte Hund“ hatte offenbar die Erwartungen seiner
Vorgesetzten erfüllt.
Schließlich hatten die ihn nicht ohne Grund zum Verantwortlichen für den
größten Einsatz der Geschichte Hamburgs gemacht. Mit seinem jahrelangen
Drangsalieren linker Proteste unter Missachtung der Versammlungsfreiheit
hatte Dudde bewiesen, dass er genau der richtige Mann für die Drecksarbeit
beim G20-Gipfel war: Immer am Rande der Legalität operierend, frei nach dem
Motto: „Wenn es ihnen nicht passt, können sie ja dagegen klagen.“ Seinen
letzten Prozess verlor Dudde erst Anfang Mai, als das Gericht das
gewaltsame polizeiliche [2][Verhindern eines G20-Protestcamps für illegal
erklärte]. Doch die Schlappe dürfte Dudde nicht im Geringsten
interessieren. Er steht auch für eine Kultur der Verleugnung von Fehlern
und [3][stumpf-maskulinem Dominanzgebaren]. Für die Hamburger Polizei
bedeutet Duddes Abschied die Chance, eine Ära des Unrechts zu beenden.
Und was macht Dudde jetzt? Schill weilt ja bekanntlich zwischen seinen
Trash-TV-Auftritten in Brasilien. Ist schön da! Vielleicht können das
tropische Klima und die Anonymität Dudde helfen, einfach das zu sein, was
er ist: ein älterer Herr mit schütterem Haar.
25 May 2022
## LINKS
[1] https://g20.protestinstitut.eu/lokalgeschichte/
[2] /Gerichtsurteil-gegen-Hamburger-Polizei/!5849119
[3] https://akademie-der-polizei.hamburg.de/contentblob/11852938/ba7ed46c47c2c0…
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
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Polizei Hamburg
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