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# taz.de -- Umgang mit buddhistischen Symbolen: Jesu Kopf als Blumentopf
> Der Umgang mit Buddha hierzulande ist befremdlich. Würde man dasselbe mit
> Jesus machen, gäbe es einen Aufschrei. Das zeigt doppelte Standards.
Bild: Eine Buddha-Statue am Vesakh-Tag in Indien. Wasser symbolisiert Reinheit,…
[1][Yoga], Räucherstäbchen und das „Mit sich im Reinen sein“ liegen im
Trend. Solange es vom Alltagsstress ablenkt, ist auch alles schön und gut.
Aber um der Zen-Kraft mehr Ausdruck zu verleihen, darf oft die
Buddha-Statue nicht fehlen. Ein näherer Blick lässt einen allerdings
sprachlos zurück.
Der Buddha ist eine Symbolfigur und verkörpert den Gründer des Buddhismus,
Siddharta Gautama. Die Statue steht für [2][Weisheit und Mitgefühl] und ist
für viele Angehörige der Religion eine gottgleiche Figur. Meistens sitzt
der Buddha im Schneidersitz und formt seine Lippen zu einem leichten,
freundlichen Lächeln.
Vielleicht wollen ihn deshalb so viele Menschen in ihrer Wohnung, im Garten
oder im Yogastudio aufstellen. Weil der Buddha, im Gegensatz zu Jesus,
nicht mit schmerzerfüllten, aufgerissenen Augen gen Himmel starrt. Oder
seinen Kopf kraftlos zu Boden fallen lässt. Der Buddha schaut eben nett in
den Raum, wie ein stummer Beobachter, der über all das wacht, was um sich
herum passiert.
Hätte es sich damit, wäre der Hype um den Buddha nicht so ärgerlich. Doch
hierzulande findet man den Buddha häufig als billige Figur in Ramsch- und
Einrichtungsgeschäften wieder. Für satte 4,99 Euro kann man eine Skulptur
aus Zement erwerben, für Bastelfans reicht auch nur der Kopf aus, den sie
in den Garten stellen können – dann gedeihen das ganze Jahr über
Stiefmütterchen in seinem Gehirn.
Oder aber man entscheidet sich für eine Duftlampe aus Keramik, damit der
Buddha den Raum mit heiligem Ayurvedaduft füllt. Gehen wir einen Schritt
weiter. Wie wär's mit einem Buddha als Knautschfigur, damit man ihn
zerquetschen und seinen Stress bei ihm abladen kann? Passend zur Aggression
streckt dieser Buddha auch seinen Mittelfinger hoch.Und wo wir schon beim
Stressrauslassen sind, kann man den Buddha auch einfach [3][in die
Toilettenkabine stellen], damit er das Klopapier für einen halten kann.
Deutschland hat sich dem Buddhismus gegenüber schon respektlos verhalten,
als [4][Hitler das Sonnenrad für sich beansprucht hat] und das Symbol somit
für alle Ewigkeit zu etwas Faschistischem verdammte. Heute müssen
vietnamesische Restaurants hierzulande ihre Buddhafiguren und das heilige
Symbol teilweise abdecken, weil deutsche Gäste mit erhobenem Finger auf sie
zeigen.
Braucht es wirklich überall despektierliche Statuen und Köpfe des Buddha,
wenn man noch nicht mal das heilige Symbol vom Hakenkreuz unterscheiden
kann? Wie würden Menschen hierzulande reagieren, täte man dasselbe mit
Jesus? Würde sich ein geköpfter Jesus im Garten genauso gut verkaufen?
Vermutlich nicht. Deshalb gibt es seinen Kopf auch nicht zum Erwerb. Dafür
aber eine Ganzkörper-Plüschfigur zum Kuscheln.
15 May 2022
## LINKS
[1] /Ein-Insider-erklaert-den-Yogaboom/!5548932
[2] https://www.youtube.com/watch?v=ZvZ_TXGjhkw
[3] /Buddha-Trend-in-Europa/!5521301
[4] https://www.bbc.com/culture/article/20210816-the-ancient-symbol-that-was-hi…
## AUTOREN
Shoko Bethke
## TAGS
Buddha
Jesus
Religion
Buddhismus
GNS
Schwerpunkt Boykott Katar
Buddha
Vietnam
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