# taz.de -- Antisemitismus in Berlin: Kein „Antisemit des Jahres“ | |
> Die Kampagne „Solidarisch gegen Hass“ wollte am Sonntag den „Antisemiten | |
> des Jahres“ wählen. Nach massiver Kritik wurde die Show abgesagt. | |
Bild: Auf dem Bebelsplatz in Mitte fand am Sonntag doch keine Wahl zum „Antis… | |
Die für Sonntagnachmittag geplante Kundgebung gegen Antisemitismus der | |
Berliner Kampagne „Solidarisch gegen Hass“ wurde von den | |
Veranstalter*innen kurzfristig abgesagt. Vor dem Hintergrund der | |
aktuellen Ereignisse habe man sich entschieden, „zur Deeskalation der Lage“ | |
die geplante Show abzusagen, [1][teilte die Kampagne auf ihrer | |
Facebook-Seite mit]. | |
Mit der angekündigten „großen Show“ auf dem Bebelplatz in Mitte wollte die | |
Kampagne den „Antisemiten des Jahres“ finden und „in die Wüste“ schick… | |
Auf ihrem in sozialen Netzwerken geposteten Flyer ist ein Esel zu sehen, | |
der gemächlich Richtung Wüste trabt. Auf seinem Hintern prangen ein | |
Judenstern, das Kürzel der umstrittenen BDS-Kampagne – und das Logo von | |
Amnesty International. | |
Die renommierte Menschenrechtsorganisation hatte Anfang Februar einen | |
Bericht veröffentlicht unter dem Titel: „Israels Apartheid gegen | |
Palästinenser“. In dem 182-seitigen Bericht wird Israel vorgeworfen, | |
[2][jüdische Israelis systematisch zu bevorzugen und | |
Palästinenser*innen zu diskriminieren]. Der israelische Außenminister | |
Yair Lapid und der Zentralrat der Juden in Deutschland warfen der | |
Menschenrechtsorganisation daraufhin vor, dem Staat Israel das | |
Existenzrecht abzusprechen. | |
[3][An dem Flyer hatte es scharfe Kritik gegeben]. Twitter-User*innen | |
warfen den Veranstalter*innen vor, [4][selbst Hass zu schüren]. | |
Wieland Hoban, Vorsitzender des Vereins Jüdische Stimme für gerechten | |
Frieden in Nahost, kritisierte den Antisemitismusbegriff der | |
Veranstalter*innen. Amnesty International werde „auf eine Ebene mit der | |
Holocaustrelativierung der Querdenker“ gestellt. | |
## Satirischer Charakter sei nicht verstanden worden | |
Kritisiert wurde zudem, dass die Veranstaltung am Nakba-Tag durchgeführt | |
werden sollte, während alle geplanten propalästinensischen Kundgebungen | |
verboten wurden. Am 15. Mai erinnern Palästinenser*innen an die Flucht | |
und Vertreibung von etwa 700.000 arabischen Palästinenser*innen im | |
Zuge der Staatengründung Israels und des ersten arabisch-israelischen | |
Krieges ab 1947. | |
Noch am Donnerstag hatte sich „Solidarisch gegen Hass“ in einem Statement | |
gegen die Vorwürfe gewehrt. Man habe „bewusst die Bildsprache so | |
überzeichnet, dass der satirische Charakter unseres Erachtens offenkundig | |
ist“, schrieb die Kampagne. Dieser sei jedoch „nicht von allen“ verstanden | |
worden oder „sogar absichtlich falsch und eskalativ ausgelegt“ worden. | |
Obwohl die Kampagne von der Senatsverwaltung für Justiz mit Mitteln des | |
„Landesprogramms gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“ | |
gefördert wird, übte Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) ebenfalls Kritik: | |
Die Veranstaltung leiste „keinen guten Beitrag zu dem wichtigen Einsatz | |
gegen Antisemitismus“. Die Senatsverwaltung hatte angekündigt, das Gespräch | |
mit den Projektverantwortlichen zu suchen. Das hat nun möglicherweise zur | |
Absage der Veranstaltung geführt. | |
15 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/solidarisches.berlin/ | |
[2] /Menschenrechtsorganisation-ueber-Israel/!5829584 | |
[3] /Misslungene-Aktion-gegen-Antisemitismus/!5850193 | |
[4] https://twitter.com/hahauenstein/status/1524007262691414017?ref_src=twsrc%5… | |
## AUTOREN | |
Darius Ossami | |
## TAGS | |
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