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# taz.de -- Eintracht Frankfurt in der Europa League: Unser Platz ist hier
> Fußball erzählt immer etwas vom Leben. Der Erfolg der Frankfurter
> Eintracht am Donnerstagabend erzählt von Demokratie.
Bild: Plötzlich war es wieder das Waldstadion der Eintracht: Frankfurt-Fan nac…
Sportlich betrachtet, ist da nur Respekt und Bewunderung. Das 1:0 Eintracht
Frankfurts gegen West Ham United am Donnerstag stellt unter rein
fußballerischen Gesichtspunkten noch eine Steigerung des bisherigen
Auftritte der Eintracht in der Europa League da: Endlich mal ein Heimsieg,
nachdem es zuletzt etwa gegen [1][Barcelona] oder Sevilla zu Hause nur
Unentschieden gab und die Reise ins Finale durch Auswärtssiege
sichergestellt wurde.
Wer jetzt sagt, dass es ja nie nur den Sport gibt, dass der große Fußball,
den die Eintracht-Männer zelebrierten, immer etwas von den Bedingungen
erzählt, unter denen er entstehen konnte, hat ja Recht. Schaut man mit
diesem kritisch geschärften Blick auf den Donnerstagabend im Frankfurter
Stadtwald, bleibt – immer noch Respekt und Bewunderung.
Es war nämlich einmal mehr zu erleben, dass der Erfolg nicht nur das
Ergebnis der Leistung des Profikaders, nicht nur Resultat der taktischen
Einstellung durch Trainer [2][Oliver Glasner] und seines Teams, und noch
weniger der Arbeit von Präsident und Sportdirektor entsprungen ist. Niemand
von denen ist unwichtig, alle haben enorm wichtige Arbeit geleistet und es
danach zu Recht krachen lassen. Und doch ist der Erfolg des Teams, der
Einzug ins zweitwichtige Finale des europäischen Fußballs, nicht allein
durch sie zu erklären.
„Wir sind die Eintracht“ gehört zu den Sätzen, die Frankfurt-Fans sagen,
und schon an der Frage, ob ein solches Bekenntnis plausibel anmutet, ist
etwas zu erkennen. Ein „Wir sind RasenBallsport“ klingt schlicht nicht
überzeugend, und das ist nicht denunziatorisch gegenüber dem
ausgeschiedenen Ligakonkurrenten aus Leipzig gemeint. Es soll vielmehr
einen Hinweis auf die demokratische Kraft des Fußballs geben: „Wir sind die
Eintracht“ heißt: Wir sind der Verein, heißt: Wir gehören hier zwingend
hin, ohne uns seid ihr nichts, wir müssen gehört werden – um so
nachhaltiger, desto besser desto demokratischer.
## Lob der demokratischen Kraft der Fans
Die Macht der Eintracht-Frankfurt-Fans war am Donnerstagabend nicht zu
übersehen und nicht zu überhören. Zunächst gab es eine beeindruckende
Choreo, während des Spiels Gesänge von der Art, die auch dazu gehören, um
im Fußball ein großes Stück Kultur zu erkennen, und kurz vor dem Abpfiff
zeigten die Fans, indem sie sich am Spielfeldrand aufbauten, dass hier
gleich ihre Party stattfinden wird. Und es wurde ihr Fest.
Nun darf das Lob der demokratischen Kraft der Fans nie mit unehrlicher
Lobhudelei einhergehen. Zu diesem Zeitpunkt durfte und musste man sich um
die Spieler von West Ham United ebenso sorgen wie um deren mitgereiste
Fans. Aber die englische Mannschaft verließ mit Abpfiff schnell den Rasen,
und die wenigen Eintracht-Fans, die glaubten, ihre Freude müsse sich in
Hass auf West-Ham-Supporter ausdrücken, wurden von der Polizei daran
gehindert.
Was blieb und bleibt, war tatsächlich ein großer Abend, der gezeigt hat,
was möglich ist, wenn Menschen etwas wollen, gegen das auch kritischste
Kritiker nichts einwenden können – und das vermutlich nicht möglich wäre,
in keinem Fall aber so schön, wenn es ohne diese Menschen geschähe. „Die
Dankbarkeit und die Freude der Fans, das ist doch schön“, hat Trainer
Oliver Glasner gesagt, dessen Job es ja ist, die Kräfte zu analysieren, die
zum Erfolg eines Fußballspiels gehören. „Das Tor ist ramponiert. Das war
das Schlimmste, was passiert ist.“
Das ist unser Platz, unser Platz ist hier. So etwa lässt sich – vielleicht
wenige Prozent zu pathetisch formuliert – der Einzug von Eintracht
Frankfurt ins Europa-League-Finale beschreiben. Und schön daran ist, dass
es beim Finalgegner Glasgow Rangers ziemlich ähnlich ist.
6 May 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Martin Krauss
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