# taz.de -- Wahlen in Frankreich: Desolate Spaltung der Linken | |
> Macron und Le Pen dominieren. Die politische Linke in Frankreich steht | |
> sich selbst im Weg. | |
Bild: Macron gewinnt die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich | |
Jubel herrscht im [1][Hauptquartier von Emmanuel Macron]. Nach Tagen der | |
bangen Ungewissheit ist es offenbar nochmal gut gegangen. Wirklich? Der | |
Präsident liegt mit mehr als 28 Prozent der Stimmen mit einem beruhigend | |
großen Abstand vor Marine Le Pen an der Spitze. Er hat mit dem Ergebnis des | |
ersten Wahlgangs bewiesen, dass er sich auf eine solide Wählerschaft | |
stützen kann, die seine Bilanz der letzten fünf Jahre positiv betrachtet. | |
Jetzt schon seine Wiederwahl zu feiern, wäre für die Fans des Präsidenten | |
aber mehr als verfrüht. | |
Zum ersten Mal nämlich hat die Kandidatin einer extremen Rechten, die man | |
in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg wegen ihrer Kooperation mit den | |
Nazis definitiv diskreditiert glaubte, eine echte Chance, die | |
Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Noch nie in den letzten Jahrzehnten war | |
diese reaktionäre, ultranationalistische Rechte so stark und nur noch einen | |
Schritt von der Machtergreifung entfernt. Und niemand soll heute in Paris | |
sagen, das sei eine Überraschung. Von Beginn an machten in den Umfragen die | |
Wahlabsichten für die drei Kandidaturen von Le Pen und Éric Zemmour plus | |
jene des „Souveränisten“ Nicolas Dupont-Aignan ein Drittel aus. Leider | |
haben sich [2][die Meinungsforscher nicht getäuscht]. | |
Jean-Luc Mélenchon von der linken „France insoumise“ erzielt mit fast 22 | |
Prozent und seinem dritten Platz mehr als einen Achtungserfolg. Laut den | |
letzten Hochrechnungen fehlte ihm wenig, und er und nicht Marine Le Pen | |
wäre in der Stichwahl. Fast hätte also die Wählerbasis zustande gebracht, | |
was die Parteiführungen nicht wollten oder konnten: die Einigung auf einen | |
gemeinsamen Kandidaten der Linken. | |
Wie schon 2002 haben Sozialisten, Grüne und Kommunisten eine geradezu | |
stupide und politisch suizidale Konkurrenz der Einheit vorgezogen. Es wäre | |
zumindest arithmetisch klar, dass die französische Linke zusammen und mit | |
einem vorstellbaren politischen Minimalkonsens mehr als genug wiegen würde, | |
um in der Stichwahl gegen Macron anzutreten. | |
Nun aber müssen die „Gauchistes“, die „Écologistes“ und die linken �… | |
einen Macron-Wahlzettel in die Urne stecken, um „das Schlimmste zu | |
verhüten“ und „das kleinere Übel“ wählen. Das war schon 2002 so und au… | |
2017. Dankbar oder politisch entgegenkommend hatte sich weder Jacques | |
Chirac vor zwei Jahrzehnten noch Macron vor fünf Jahren für diese Wahlhilfe | |
wider Willen von links gezeigt. Allenfalls liefern im Juni die | |
Abgeordnetenwahlen eine neue Chance, doch noch gegen Macron und gegen die | |
extreme Rechte eine [3][linke Einheit gegen rechts] zu bilden. | |
11 Apr 2022 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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