# taz.de -- Kritik an Förderung für Museum: Zu viele rechte Verstrickungen | |
> Das Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg hat Verbindungen zu extrem | |
> rechten Kreisen. Trotzdem bekommt es acht Millionen Euro für einen | |
> Neubau. | |
Bild: Ein Teil der Ausstellung zum Thema Flucht im Ostpreußischen Landesmuseum… | |
Der Architekturentwurf für den Neubau am Ostpreußischen Landesmuseum in | |
Lüneburg liegt vor. Am 22. April 2024 soll das Museum damit „zum zentralen | |
Erinnerungsort für Kant in Deutschland werden“, sagt Joachim Mähnert, der | |
Direktor des Landesmuseums. 2016 hatte das Museum eine bedeutende Sammlung | |
über den Philosophen Immanuel Kant – selbst ein Ostpreuße – übernommen. | |
Acht Millionen Euro stellen der Bund und das Land zur Verfügung. Eine große | |
Sache für Lüneburg – doch Verbindungen zu revisionistischen Vereinen trüben | |
die Freude über die geplante Ausstellung. | |
Das Museum gibt es schon seit 1958. Nach 1945 wurden in der Region viele | |
Ostpreußen:innen ansässig. Von „Klein-Ostpreußen“ wurde gesprochen, | |
heißt es auf der [1][Website des Landesmuseums]. Die Vertriebenen sollten | |
ihre „kulturelle Identität“ nicht auch noch verlieren. Daher widmet sich | |
das Museum der Region, die heute zu Polen und mit der Oblast Kaliningrad zu | |
Russland gehört und erzählt von Wild und Wald, Bernstein und eben Kant. | |
Das ist vermeintlich unpolitisch. Einer der Gründer, Hans-Ludwig Loeffke, | |
war aber auch führender Funktionär der „Landsmannschaft Ostpreußen“. Bis… | |
die 1990er-Jahre fanden revanchistische Veranstaltungen im Zusammenhang mit | |
dem Museum statt, [2][Gegendemonstrationen] inklusive. Der | |
Vertriebenenverband strich erst 2005 aus seiner Satzung, dass er die | |
„Wiedervereinigung Ostpreußens mit ganz Deutschland“ anstrebte. | |
Ab 2004 bemühte sich der damalige Museumsdirektor Ronny Kabus, den Einfluss | |
der Vertriebenen in der Museums-Ausrichtung zurückzudrängen. Das klappte | |
nur bedingt: 2005 schmiss Wilhelm von Gottberg als Vorsitzender des | |
Museumsstiftungsrates Kabus raus – wegen [3][„erheblicher | |
Loyalitätsprobleme“]. In den vergangenen Jahren emanzipierte sich das | |
Museum jedoch und [4][überarbeitete die Ausstellung]. „Wir haben auch die | |
Geschichte des Museums kritisch aufgegriffen“, sagt Direktor Mähnert. | |
## Die Freunde vom Jagdmuseum | |
Trotzdem ist Gottberg bis heute mit dem Museum verbunden. Auf der | |
Museumswebsite wird als „Partner“ der „Fördererkreis Ostpreußisches | |
Jagdmuseum – Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung e. V.“ aufgeführt. | |
Gottberg ist dort stellvertretender Vorsitzender. Bis 2021 saß er zudem für | |
die AfD im Bundestag. | |
Ein Beispiel für seine Positionen: „Wir warten schon lange auf eine | |
offizielle Bitte um Vergebung durch Polen, Tschechien und Russland für die | |
völkermordartigen Vertreibungsverbrechen.“ Der Holocaust diene der | |
„Kriminalisierung der Deutschen“. Gottberg versprach 2017 zudem, den „Kult | |
der Schuld“ zu beenden. | |
Als Partner nennt das Museum auch die Freunde des Ostpreußischen Landes- | |
und Jagdmuseums. Deren Ex-Vorsitzender kam aus der völkischen „Deutschen | |
Gildenschaft“. Im Vorstand sitzt ein wissenschaftlicher Kurator des | |
Museums. | |
„Diese Vereine haben bei der Ausrichtung unserer Arbeit keine Relevanz“, | |
versichert Mähnert. Nur um kleine Summen würde er da mal anfragen. | |
Torben Peters, Vorsitzender der Lüneburger Linken, sagt: „Wenn der | |
rechtsradikale AfD-Politiker Wilhelm von Gottberg noch immer | |
organisatorisch an das Museum angebunden ist, dann ist das ein handfester | |
Skandal.“ Bund und Land müssten die Förderung aussetzen, „bis das geklärt | |
ist“. | |
21 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ostpreussisches-landesmuseum.de/ | |
[2] /Archiv-Suche/!791010&s=Ostpreu%C3%9Fisches+Landesmuseum&SuchRahmen… | |
[3] /Archiv-Suche/!653101&s=Ostpreu%C3%9Fisches+Landesmuseum&SuchRahmen… | |
[4] /Archiv-Suche/!361038&s=Ostpreu%C3%9Fisches+Landesmuseum&SuchRahmen… | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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