# taz.de -- Saarländischer AfD-Spitzenpolitiker: Wahlkampf mit „Nazi-Braut“ | |
> Kurz vor der Wahl im Saarland gibt es neue Turbulenzen in der AfD: Ein | |
> aussichtsreicher Kandidat posiert mit einer Hitler-Verehrerin. | |
Bild: Andreas Kalbitz, Jörg Urban, Björn Höcke und Josef Dörr am 1. Septemb… | |
SAARBRÜCKEN taz | „Mit rechtsextremen Tendenzen haben wir keine Probleme. | |
Wir zoffen uns, wir haben keine Zeit zum Bombenbauen!“ Mit diesem Satz | |
kommentierte vor zwei Wochen ein führender saarländische AfD-Politiker | |
gegenüber der taz [1][das Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts], nach dem | |
die Partei als „Verdachtsfall“ vom Verfassungsschutz observiert werden | |
darf. Der Mann wollte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Der taz | |
liegen indes Hinweise vor, dass im Landtagswahlkampf der AfD zumindest auch | |
eine glühende Verehrerin Adolf Hitlers mitmischt. | |
Sie unterstützt demnach offenbar tatkräftig Christoph Schaufert, | |
Spitzenkandidat für den Wahlkreis Neunkirchen. Gegen ihn läuft zwar wegen | |
parteiinterner Rivalitäten ein Ausschlussverfahren, seine Mitgliedsrechte | |
ruhen. Trotzdem hat der Archäologe gute Aussichten, am Sonntag ein | |
Landtagsmandat zu erringen. | |
Einblick in seinen Wahlkampf bietet ein Facebook-Beitrag vom 12. März. | |
Rainer Mattern, AfD-Mitglied aus dem saarländischen Riegelsberg, postete | |
dort das Foto eines Wahlkampfstands. Unter einem AfD-Sonnenschirm zeigt | |
sich der Kandidat Schaufert Arm in Arm mit Matterns Ehefrau Angelika. „Wir | |
drücken Dir die Daumen und unterstützen Dich, ebenso wie Carsten Becker in | |
Saarlouis, dem wir nächste Woche im Wahlkampf als Helfer zur Seite stehen“, | |
heißt es da. Becker ist aussichtsreicher Kandidat im Nachbarkreis. Auch ihm | |
gelten aufgereckte Daumen, Glückskleeblätter und Herzchen der Matterns. | |
Die Frau, die sich auf dem Foto an Schaufert festhält, ist in der Partei | |
allerdings als Verehrerin Adolfs Hitlers bekannt. Bereits im vergangenen | |
Jahr löste sie heftige Turbulenzen [2][im ohnehin zerstrittenen | |
AfD-Landesverband] aus. Am 20. April 2021 hatte Angelika Mattern bei | |
Telegram in bedenklichem Kontext ebenfalls Herzchen gepostet: Unter einem | |
Foto Adolf Hitlers wünschte sie da dem „Befreier Deutschlands, Alles Gute | |
zum Geburtstag!“ | |
Damals war der AfD-Landesvorstand prompt eingeschritten. In einem | |
„Umlaufbeschluss“ vom 22. April beantragte der Landesvorsitzende, der | |
Bundestagsabgeordnete Christian Wirth, Angelika Matterns Parteiausschluss. | |
Durch das Posten von „Geburtstagswünschen mit Bild und Herzchen an Adolf | |
Hitler“ habe sie „in völlig inakzeptabler Weise“ der Partei geschadet“, | |
heißt es da. Einer der Unterzeichner des Beschlusses: Christoph Schaufert, | |
der jetzt an der Seite der Hitler-Verehrerin für sich und die AfD wirbt. | |
„AfD-Kandidaten machen Wahlkampf mit Nazi-Braut“, textete jetzt intern ein | |
AfD-Parteifunktionär, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will. | |
Schaufert berief sich gegenüber der taz auf die Unschuldsvermutung: | |
„Insoweit behandele ich niemanden wie einen Aussätzigen wenn er bei mir am | |
Infostand auftaucht“. Kandidat Becker antwortete nicht, der | |
Landesvorsitzende Wirth bezog Stellung: „Es ist nicht hinzunehmen, dass | |
Frau Mattern zusammen mit Herrn Schaufert unter dem Namen der AfD Wahlkampf | |
macht. Der Vorgang liegt dem Bundesvorstand vor und wird Gegenstand der | |
Verhandlung über den Parteiausschluss werden. Damit zeigen wir deutlich, | |
dass rechtsradikale Ansichten keinen Platz in der AfD haben.“ | |
Zu ihrer Rechtfertigung hatte Angelika Mattern dem Landesvorstand im | |
vergangenen Jahr erläutert, „der Post sollte als bissige Satire verstanden | |
werden, auf das uns drohende Unheil einer ‚grünen‘ Bundeskanzlerin, die | |
sich als Befreierin Deutschlands von dem bösen CO² in den Medien feiern | |
lässt“. Weiter beteuerte sie: „Ich habe weder Kennzeichen des | |
Nationalsozialismus noch verfassungsfeindliche Symbole gepostet.“ Der Chat, | |
in dem sich Mattern zu Wort gemeldet hatte, beginnt mit einem Hitlerzitat. | |
Es folgen im Verlauf Hakenkreuze, Hitlergruß, gewaltverherrlichende Fotos | |
von Landsern und antisemitische Ausfälle, in denen der Holocaust bejubelt | |
wird. | |
Den bekanntesten Politiker der saarländischen AfD, Josef Dörr, bat die taz | |
ebenfalls vergeblich um eine Stellungnahme. Der 83-jährige | |
Landtagsfraktionsvorsitzende beteuert stets, sein Landesverband habe mit | |
Rechtsextremismus nichts zu tun. Dazu passt allerdings kaum das Foto, das | |
die Blogger von „Saarlandinside“ gerade online gestellt haben. | |
Es zeigt Dörr in der ersten Reihe beim legendären Aufmarsch der Rechten im | |
Sommer 2018 in Chemnitz in Reaktion auf einen tödlichen Messerangriff beim | |
dortigen Stadtfest. Es war eine gemeinsame Demonstration von AfD, Pegida | |
und Pro Chemnitz, also ein regelrechter Schulterschluss zwischen | |
Neonazi-Szene und AfD. Seit an Seit marschierte der Saarländer Dörr da | |
neben Björn Höcke vom offiziell aufgelösten AfD-“Flügel“ und dem | |
rechtsextremen Andreas Kalbitz. Die Herren an der Spitze der Bewegung | |
trugen jeder eine weiße Rose. So kaperten sie auch noch ein Symbol des | |
Widerstands gegen den Nationalsozialismus. | |
23 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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