# taz.de -- Linke Demo gegen Russland und die Nato: „Gegen jeden Imperialismu… | |
> Ein linkes Bündnis ruft am Samstag zur Demo gegen Russland und die Nato | |
> auf. Krieg nütze nur den Herrschenden, sagt Mitveranstalter Daniel Meta. | |
Bild: Sitzblockade gegen russische Kohle vor dem Heizkraftwerk Reuter West | |
taz: Herr Meta, Sie [1][rufen für Samstag zur Demo „No War but Class War!“] | |
in Berlin auf. Was hat [2][der Krieg in der Ukraine] mit Kapitalismus und | |
Klassenfragen zu tun? | |
Daniel Meta: Das sind zwei unterschiedliche Punkte. Sowohl die Nato als | |
auch Russland sind imperialistische Großmächte, die kapitalistische | |
Interessen vertreten. Beide Seiten wollen ihre Einflussbereiche halten und | |
ausbauen. Es geht um Absatzmärkte, Rohstoffe, Öl. Deshalb lehnen wir den | |
Krieg und beide Seiten ab. | |
Und die Klassenfrage? | |
Vom Krieg profitieren immer nur die Herrschenden. Wer leidet, sind die | |
Zivilisten, ganz besonders die arbeitenden Menschen in der Ukraine. Und | |
auch hierzulande sind die Auswirkungen des Krieges längst für viele | |
Lohnabhängige spürbar, die teilweise ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen | |
können. Wir brauchen eine Gesellschaft, die solche Kriege nicht mehr | |
ermöglicht. | |
Wie einig ist sich die außerparlamentarische Linke in diesen Punkten? | |
Es gibt viel Einigkeit darin, dass wir Frieden wollen und dass der Krieg | |
nicht im Interesse des Großteils der Menschheit ist, also der | |
Lohnabhängigen. Kontroverser sind die Fragen nach der Schuld am Krieg oder | |
nach Waffenlieferungen, gerade jetzt nach [3][dem Massaker von Butscha]. Im | |
Bündnis haben wir es geschafft, Grabenkämpfe zurückzustellen und uns auf | |
die wichtigen Antworten zu einigen. Wir wollen keine Waffenlieferungen und | |
Aufrüstung. | |
Wie kann man die Nato weiterhin kritisieren, ohne in Verdacht der | |
Rechtfertigung zu geraten? | |
Den Ruf nach der Nato aus Hilflosigkeit und dem Wunsch, irgendetwas zu tun, | |
verstehen wir. Die Nato ist jedoch kein Verteidigungsbündnis, sondern hat, | |
zum Beispiel in Jugoslawien, völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt. | |
Wir sehen die Konsequenzen, die eine weitere Eskalation haben könnte. Im | |
schlimmsten Fall das Risiko eines dritten Weltkrieges. | |
Jetzt gab es ja schon viele Antikriegsdemos in den vergangenen Wochen. Wie | |
unterscheiden Sie sich davon? | |
Wir unterscheiden uns in allen Punkten, die gerade besprochen wurden. Die | |
Demos richten sich nur gegen Russland und fordern teilweise | |
Waffenlieferungen und sofortiges Eingreifen der Nato. Das ist nicht weit | |
genug gedacht. Die Konsequenz ist, dass sich der Staat jetzt legitimiert | |
fühlt, 100 Milliarden in die Bundeswehr zu stecken. Das aber bringt keinen | |
Frieden. Außerdem sehen wir die Notwendigkeit eines solidarischen | |
Internationalismus. Damit stellen wir uns gegen jeden Nationalismus, auch | |
gegen ukrainischen. | |
Stichwort Internationalismus: Wie sind Sie mit russischen | |
Antikriegsaktivist*innen vernetzt und wie stehen die Chancen einer | |
neuen, internationalen Antimilitarismusbewegung? | |
Die einzelnen Gruppen aus unserem Bündnis sind teilweise in Kontakt mit | |
russischen Kriegsgegner*innen. Der Wunsch nach internationaler Solidarität | |
und einer Gesellschaft ohne Krieg ist groß, deshalb ist eine neue, breite | |
Antimilitarismusbewegung natürlich hoffnungs- und wünschenswert. Aber der | |
Imperialismus ist stark, und wie viele Menschen aktiv werden, schwer | |
abzuschätzen. Wir sehen jedenfalls, dass Menschen aufwachen und sich dafür | |
entscheiden, aktiv für Frieden einzustehen. So gab es bereits in | |
Griechenland und Italien Blockaden von Rüstungsexporten durch | |
Arbeiter*innen. | |
Warum kommt die Demo [4][]([5][Link] zur Route) erst jetzt und was erhoffen | |
Sie sich davon? | |
Vor allem hat das organisatorische Gründe. Es braucht Zeit, um mit 13 | |
Gruppen aus unterschiedlichen Strömungen, von Anarchist*innen über | |
Kommunist*innen bis hin zu Bewegungslinken große Fragen um | |
Imperialismus einzuordnen. Dass das gelungen ist, gibt sehr viel Hoffnung. | |
Wir wünschen uns, dass unser Aufruf viele Menschen erreicht und viele mit | |
uns auf die Straße gehen. Da das Ende des Krieges gerade nicht in Sicht | |
ist, wollen wir mit der Demo einen Anfangspunkt setzen. Gerade jetzt, wo | |
die großen Demos ihre Mobilisierungskraft verlieren, sind wir als Linke | |
gefragt, um den Krieg richtig einzuordnen und der Bundesregierung | |
aufzuzeigen, dass es so nicht weitergeht. | |
8 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://nowarbutclasswar.noblogs.org/ | |
[2] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5848089 | |
[3] /Wegen-Kriegsverbrechen-in-der-Ukraine/!5843658 | |
[4] https://umap.openstreetmap.fr/de/map/no-war-but-class-war-090422-berlin_741… | |
[5] https://umap.openstreetmap.fr/de/map/no-war-but-class-war-090422-berlin_741… | |
## AUTOREN | |
Tobias Bachmann | |
## TAGS | |
Antikapitalismus | |
Nato | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Demonstration | |
Russland | |
Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Finnland, Schweden und die Allianz: Jetzt in die Nato? | |
Die skandinavischen Länder debattieren über einen Beitritt. In Finnland | |
scheint eine Entscheidung schon gefallen zu sein. Schweden agiert | |
zurückhaltender. | |
Anti-Kriegs-Demonstration in Berlin: Weder Nato noch Putin | |
Gegen Krieg und jeglichen Nationalismus: Eine linke Demonstration am | |
Samstag setzte auf den Pazifismus der ArbeiterInnenschaft. | |
Linkspartei in der Existenzkrise: Die Linke und Putins Krieg | |
Vielen in der Linkspartei galt Russland lange als Friedensmacht – trotz | |
aller Widersprüche. Nun droht sie an der Frage zu zerbrechen. | |
Ukrainekrieg entzweit Partei: Hamburger Linke will Nato eindämmen | |
Der Landesverband der Linken Hamburg findet keine gemeinsame Position zu | |
Kriegsursachen. Er recycelt einen Beschluss zu Kriegsvorbereitungen der | |
Nato. | |
Linke Putin-Versteher_innen: Linkes Nichtwissenwollen | |
Die Vorfahren unserer Autorin wurden als Sozialdemokraten von den Nazis | |
verfolgt. Für linke Apologeten des Putin-Regimes hat sie kein Verständnis. |