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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Draghi will Ukraine in EU
> Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi sichert der Ukraine
> Unterstützung zu. Trauer und Empörung über Tod des Holocaust-Überlebenden
> Boris Romantschenko.
Bild: Will die Ukraine in der EU: der italienische Ministerpräsident Mario Dra…
## Mehr als 3,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen
Wegen des Kriegs in der Ukraine haben bereits mehr als 3,5 Millionen
Menschen das Land verlassen. Laut UN-Hilfswerk UNHCR könnte die Zahl der
Flüchtlinge aus der Ukraine schon bald die Marke von vier Millionen
übersteigen. Das wäre ein weiterer „tragischer Meilenstein“, sagte
UNHCR-Sprecher Matthew Saltmarsh am Dienstag in Genf. Aktuell sind nach
Angaben des Hilfswerks 3,56 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet.
Weitere 6,5 Millionen Menschen suchen der Internationalen Organisation für
Migration zufolge innerhalb der Ukraine möglichst sichere Orte. Mehr als
230.000 Kriegsflüchtlinge sind bislang in Deutschland angekommen, wo die
Bemühungen um die Verteilung und eine Erhöhung der Aufnahmekapazitäten
weiterlaufen.
Die Vereinten Nationen zählten seit Beginn der russischen Invasion 953
getötete und 1.557 verletzte Zivilisten. Die tatsächliche Zahl der
getöteten und verletzten Zivilisten dürfte aber wesentlich höher liegen,
hieß es. Die Weltgesundheitsorganisation berichtete am Dienstag, dass
Militärs bislang in 62 Fällen Krankenhäuser und andere
Gesundheitseinrichtungen beschossen und angegriffen hätten.
232.462 in Deutschland angekommene Flüchtlinge aus der Ukraine meldete das
Bundesinnenministerium. Die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich aber
höher, weil es an der deutsch-polnischen Grenze keine regulären Kontrollen
gibt und sich Menschen mit ukrainischem Pass zunächst für 90 Tage frei in
der EU bewegen können. Sie müssen sich erst registrieren, wenn sie
staatliche Leistungen beantragen.
Dies ist auch eine Herausforderung für die Organisation der Fluchtbewegung
in Deutschland. „Wir wissen ehrlicherweise nicht, wie viele Ukrainer im
Saarland sind“, bekannte etwa der dortige Innenminister Klaus Bouillon
(CDU). In den Erstaufnahmeeinrichtungen gibt es nach seinen Worten derzeit
eine Überbelegung.
In Berlin, wo sehr viele Kriegsflüchtlinge per Zug aus Polen ankommen,
sprach sich die Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial für die
Ausrufung des Katastrophenfalls aus. Im RBB-Inforadio sagte sie, dies
ermögliche flexibel, Räume zu beschlagnahmen, die als Notunterkünfte
genutzt werden können. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey
(SPD) schloss das aber zunächst aus. Bislang sei es jede Nacht gelungen,
die ankommenden Menschen unterzubringen, sagte sie. Berlin sei aber
vorbereitet, solch einen Schritt zu gehen. (epd)
## CSU-Europapolitiker fordert Flüchtlingsquote der EU
Der Europapolitiker Manfred Weber (CSU) forderte indes eine Verteilung von
Ukraine-Flüchtlingen per Quote in der EU. Es gebe aktuell in ganz Europa
Solidarität für die Ukrainer, daher sei es der richtige Zeitpunkt, über
eine faire Verteilung zu sprechen, sagte er im ZDF-“Morgenmagazin“.
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Anna-Nicole Heinrich, forderte ebenfalls eine zügige und sichere
Verteilung. Geflüchtete benötigten nach ihrer Ankunft Klarheit, die es noch
nicht ausreichend gebe, erklärte sie, nachdem sie am Montagabend die
Ankunftsstelle am Berliner Hauptbahnhof besucht und dort mitgeholfen hatte.
Amnesty International sorgt sich derweil um die Sicherheit von
Ukraine-Flüchtlingen in Polen, wo besonders viele der Flüchtlinge derzeit
unterkommen. Die Situation für verwundbare Gruppen wie Frauen und Kinder
sei „chaotisch und gefährlich“, erklärte die Menschenrechtsorganisation.
Neuankömmlinge suchten Hilfe bei jedem, der sie anbiete. Kriminelle könnten
diese Situation ausnützen.
Auch in Deutschland gibt es die Sorge um fliehende Frauen und Kinder. Die
Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte die Einrichtung gesonderter Zonen
in Bahnhöfen, um ukrainische Kriegsflüchtlinge vor Menschenhändlern und
Sexualstraftätern zu schützen. Kriminelle gingen sehr gezielt auf junge
Frauen und Kinder zu, bevor Polizisten in Kontakt mit den Flüchtlingen
kämen, sagte der für die Bundespolizei zuständige Vorsitzende Andreas
Roßkopf der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Pädophile und Menschenhändler
versuchten, sich die Not der Menschen am Bahnhof zunutze zu machen,
beklagte auch Giffey. (epd)
## Draghi: „Wir wollen die Ukraine in der Europäischen Union“
Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat der Ukraine erneut
Unterstützung zugesichert mit Blick auf den Beitritt in die EU. „Italien
ist an der Seite der Ukraine in diesem Prozess. Wir wollen die Ukraine in
der Europäischen Union“, sagte der Regierungschef am Dienstag in einer Rede
vor dem Parlament, zu der auch der ukrainische Präsident Wolodymyr
Selenskyj zugeschaltet war. Die vor knapp einem Monat von Russland
angegriffene Ukraine bemüht sich um die Aufnahme in die EU; bürokratisch
steht ein langwieriges Verfahren bevor.
„Die Ukraine hat das Recht, sicher, frei und demokratisch zu sein. Italien
– die Regierung, das Parlament und alle Bürger – stehen euch bei“, sagte
Draghi an Selenskyj gerichtet.
Draghi sagte außerdem, dass Italien noch mehr unternehmen wolle, um die
Ukraine zu unterstützen und Russland zu bestrafen. Bislang seien in dem
Mittelmeerland Güter im Wert von 800 Millionen Euro von russischen
Oligarchen beschlagnahmt worden, teilte er mit. (dpa)
Olena Selenska appelliert an Mütter russischer Soldaten
Die Frau des ukrainischen Staatschefs, Olena Selenska, hat an die
Solidarität der Mütter russischer Soldaten appelliert. „Eure Söhne töten
Zivilisten in der Ukraine. (…) Putin hat Euch eine Entschädigung für die
Toten versprochen, aber wie lässt sich der Tod eines Kindes entschädigen?“,
sagte sie in einem Interview mit der Zeitung Le Parisien
(Dienstagsausgabe). Die russischen Soldaten seien nicht für eine
„Spezialoperation“ in die Ukraine gekommen. „Sie sind gekommen, um ein Vo…
auszulöschen“, betonte sie.
Die Frau von Präsident Wolodymyr Selenskyj bemüht sich derzeit, krebskranke
Kinder aus der Ukraine in Sicherheit zu bringen. Eine Gruppe junger
Patienten landete am Montag in Paris. Dabei hatte auch die Frau des
französischen Präsidenten, Brigitte Macron, geholfen. „Es ist unendlich
schwer für diese Kinder“, sagte Selenska und verwies auf die zwölf Jahre
alte Anya, die nur noch wenige Termine ihrer Chemotherapie vor sich hatte,
als der Krieg begann.
Sie setzt sich außerdem dafür ein, Brutkästen für Frühgeborene in die
Ukraine zu schicken. Seit Beginn des Krieges seien 4.000 Kinder in der
Ukraine geboren worden, teils in Metrogängen, in Bombenkellern oder halb
zerstörten Krankenhäusern. Zwei Brutkästen seien bereits unterwegs nach
Mykolajiw, Charkiw werde ebenfalls welche erhalten.
Bis zum 18. März wurden in der Ukraine nach Angaben der dortigen Behörden
mindestens 109 Kinder getötet und mehr als 120 verletzt. Die tatsächliche
Zahl ist voraussichtlich weitaus größer. Das Paar an der ukrainischen
Staatsspitze hat selber zwei Kinder im Alter von 9 und 17 Jahren. (afp)
## Trauer und Empörung über Tod von Holocaust-Überlebenden
In Deutschland und anderen Ländern stößt der Tod des Holocaust-Überlebenden
Boris Romantschenko im Ukrainekrieg auf Trauer und Empörung. Am Dienstag
drückte der Bundestag mit einer Schweigeminute seine Anteilnahme aus. Vor
dem Beginn der Haushaltsberatungen würdigte Bundestagsvizepräsidentin
Katrin Göring-Eckardt (Grüne) den 96-Jährigen, der am Freitag beim Beschuss
seines Wohnhauses in Charkiw getötet worden war, mit einer Ansprache.
„Jedes einzelne Leben, das genommen wurde, mahnt uns: Alles uns Mögliche zu
tun, um diesen grausamen Krieg zu stoppen und den Menschen in der Ukraine
zu helfen“, sagte sie.
Sein Tod erinnere daran, dass Deutschland eine besondere historische
Verantwortung auch für die Ukraine habe, sagte Göring-Eckardt weiter.
Romantschenko hat vier Konzentrationslager überlebt. Er war Vizepräsident
des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora.
Auch andere Redner äußerten in der anschließenden Debatte ihre Empörung
über den Tod Romantschenkos. Sein Schicksal zeige „den verbrecherischen
Charakter der russischen Politik und warum Deutschland solidarisch mit der
Ukraine ist“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Der
Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, sagte, der Tod
Romantschenkos stehe stellvertretend für das Leid und den Terror, die die
Menschen in der Ukraine erführen.
„Für Überlebende des Holocaust ist der Tod ihres Leidensgenossen Boris
Romantschenko endgültig zum Fanal eines verbrecherischen Krieges geworden,
den Putin tagtäglich in die Ukraine trägt“, erklärte der
Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph
Heubner. „Der Krieg tritt die Erinnerungen und das Lebenswerk der
Überlebenden mit Füßen“, fügte er hinzu. Die Holocaust-Überlebende Eva
Fahidi beklagte den Angaben zufolge in Budapest: „Alles, wofür wir nach
unserer Befreiung aus Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen
gelebt haben, wofür wir aufgestanden sind, all dies entehrt und missachtet
Putin mit seinen Generälen.“ (epd)
## Russische Zeitung nach Nennung von Opferzahlen: Sind gehackt worden
Die russische Zeitung Komsomolskaja Prawda führt die aufsehenerregende
Veröffentlichung über die Zahl gefallener Soldaten im Ukrainekrieg auf
einen Hackerangriff zurück. Die Webseite sei am Montag attackiert und eine
falsche Meldung über den Tod russischer Soldaten veröffentlicht worden, wie
der Kreml-Korrespondent der Zeitung, Alexander Gamow, am Dienstag sagte. Am
Montag war auf der Homepage ein Artikel erschienen, demzufolge bislang fast
10.000 russische Soldaten bei der Invasion im Nachbarland ihr Leben
gelassen haben sollen. Der Beitrag war nach kurzer Zeit gelöscht worden.
Gamow lieferte die Erklärung für die Geschichte, die von zahlreichen
westlichen Medien aufgegriffen wurde, in der täglichen Telefonkonferenz des
Präsidialamts. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow selbst hatte zuvor erklärt, er
könne den Vorfall nicht kommentieren.
Die russische Regierung hüllt sich über die Zahl der gefallenen Soldaten in
Schweigen. Moskau hatte Anfang März von 498 toten russischen Soldaten
gesprochen, seither aber keine neue Zahlen mehr veröffentlicht. Die
ukrainische Seite spricht von mehr als 15.000 gefallenen russischen
Kämpfern. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (rtr)
## Israel eröffnet Feldkrankenhaus im Westen der Ukraine
Israel hat ein Feldkrankenhaus in Mostyska im Westen der von Russland
angegriffenen Ukraine eröffnet. Auf einem Live-Video von der Zeremonie am
Dienstag waren mehrere weiße langgestreckte Zelte zu sehen. Das
66-Betten-Lazarett soll von insgesamt 65 Ärzten und Pflegekräften aus ganz
Israel betrieben werden. Es könne bis zu 150 Patienten gleichzeitig
versorgen, teilte das verantwortliche Schiba-Krankenhaus aus der Nähe von
Tel Aviv im Vorfeld mit. Für den Aufbau und den Betrieb des Lazaretts bis
Mitte April seien umgerechnet knapp 5,9 Millionen Euro veranschlagt.
Israel hat traditionell gute Beziehungen zu Russland und der Ukraine,
Regierungschef Naftali Bennett ist an Vermittlungsbemühungen beteiligt.
Israel ist auch wegen seiner Konflikte mit Syrien und dem Iran vom
Wohlwollen Moskaus abhängig. Laut Medienberichten hat Israel deswegen eine
Bitte der Ukraine nach Waffenlieferungen abgelehnt.
Das Lazarett mit dem Namen „Leuchtender Stern“ soll Flüchtlingen nahe der
Grenze zu Polen helfen. Es besteht demnach unter anderem aus einer
Notaufnahme sowie Abteilungen für Männer, Frauen und Kinder. Geburten
sollen möglich sein, und es soll ein Angebot für Telemedizin geben sowie
psychologische Betreuung, ein Labor und eine Apotheke. Ein großer Teil des
medizinischen Personals hat nach Angaben des Leiters, Joel Har-Even,
ukrainische Wurzeln.
Ein Feldlazarett, an dem auch Deutschland beteiligt ist, soll nach Angaben
Estlands ebenfalls bereits in der Ukraine angekommen sein. Weitere
Informationen zur Nutzung sollten allerdings erst im Laufe der Woche
bekannt gegeben werden. Einen symbolischen Schlüssel zu dem Lazarett hatte
die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maliar bereits im
Februar, vor Beginn des Krieges, erhalten. Das verlegbare Feldlazarett
wurde von Deutschland mit 5,3 Millionen Euro finanziert und von Estland
gebaut. Es soll durch lokale Kräfte betrieben werden. (dpa)
## Falschmeldungen in Social Media nehmen zu
Der österreichische Verein Mimikama zur Aufklärung über Internetmissbrauch
beobachtet seit der Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim durch
Russland 2014 eine deutliche Zunahme an Falschmeldungen auf Social Media
wie Facebook, Youtube oder Instagram. Diese Kommunikationsplattformen seien
mehr und mehr zu Politplattformen geworden, sagte der Theologe André Wolf,
hauptamtlicher Mitarbeiter des Vereins, am Montagabend in einem Webinar. Zu
der Veranstaltung mit dem Titel „Das erste Opfer des Krieges ist die
Wahrheit“ hatten das Evangelische Forum Bonn, die Evangelische Akademie im
Rheinland und die Evangelische Erwachsenenbildung im Kirchenkreis an Sieg
und Rhein eingeladen.
Wolf beschrieb beispielhaft gezielt eingesetzte Narrative, die bestimmte
Aussagen transportierten und in immer neuen Zusammenhängen auftauchten.
Solche zunächst einleuchtenden Narrative würden über das Internet hinaus
eine verhängnisvolle Wirkung entfalten – wie etwa die Geschichte von einem
weißen Lieferwagen, mit dem in Deutschland von der bulgarischen und
rumänischen Mafia Kinder entführt würden, um ihnen Organe zu entnehmen. Bis
in die Fernsehserie „Tatort“ habe diese Falschmeldung über die Organmafia
Einfluss gehabt.
So wie die Flüchtlingskrise 2015 von Interessengruppen, politischen
Gruppierungen oder Parteien genutzt worden sei, um sie für eigene Zwecke zu
instrumentalisieren, werde jetzt auch der Krieg in der Ukraine von
verschiedenen Seiten instrumentalisiert, erklärte er. Ein Beispiel dafür
sei die aktuell kursierende Behauptung, Ukrainer hätten in Euskirchen einen
16-jährigen Russen zu Tode geprügelt. Laut Polizei gibt es dafür keinerlei
Anhaltspunkte. Der Staatsschutz ermittelt.
Im gegenwärtigen Krieg „erzählt jede Seite ihre eigene Geschichte“,
erklärte Wolf, der Pressesprecher von Mimikama ist. Der russische Präsident
Wladimir Putin behaupte, Russland würde bedroht und angegriffen. Aber auch
das Muster „David gegen Goliath“, nach dem die Ukraine die Rolle des
kleinen David und Russland die des Riesen Goliath einnehme, sei so eine
Erzählung, sagte der Theologe. Ob diese den Tatsachen entspreche, wollte er
nicht bewerten, gab aber zu bedenken, dass die ukrainischen Soldaten
exzellent ausgebildet seien, die Ukraine als angegriffenes Land über einen
„Moralbonus“ verfüge und dass ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj
„hochprofessionell“ kommuniziere.
Mimikama arbeitet bei seinen Faktenchecks auf internationaler Ebene in dem
europäischen Netzwerk EDMO zusammen. Dieses Netzwerk zielt darauf,
Desinformationen zu bekämpfen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
und die Demokratie sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene zu
analysieren. (epd)
## Umfrage: Mehrheit der Polen für eine Ukraine-Friedensmission
Die Mehrheit der Polen befürwortet einer Umfrage zufolge den Vorschlag
einer Nato-Friedensmission in der Ukraine. Mehr als 53 Prozent hätten sich
für einen solchen Einsatz unter dem Dach der Nato oder der UN
ausgesprochen, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Befragung von United
Surveys im Auftrag der Zeitung Dziennik Gazeta Prawna und des Radiosenders
RMF FM. Rund 26 Prozent waren demnach dagegen, knapp 20 Prozent enthielten
sich. Wenn es zu so einer Mission käme, sollten nach Meinung von fast 60
Prozent der Befragten auch polnische Soldaten daran teilnehmen. Dies
lehnten etwa 31 Prozent ab.
Polens Vizeregierungschef Jaroslaw Kaczynski hatte eine solche Mission
vergangene Woche nach einem Besuch der Regierungschefs von Polen,
Tschechien und Slowenien beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
in Kiew ins Gespräch gebracht. Er sagte: „Ich denke, dass eine
friedenserhaltende Mission der Nato oder möglicherweise einer noch
breiteren internationalen Struktur notwendig ist, aber eine solche Mission,
die auch in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen, und die auf
ukrainischem Territorium operieren wird.“ Seinen Worten zufolge stellt er
sich eine Mission vor, „die sich für den Frieden einsetzt und humanitäre
Hilfe leistet, aber gleichzeitig auch von den entsprechenden Kräften, den
Streitkräften, geschützt wird.“ Der Vorstoß stieß im Kreis der Nato-Partn…
auf ein geteiltes Echo. (dpa)
## Staaten wollen gemeinsam Gas einkaufen
Die EU-Regierungen wollen offenbar künftig gemeinsam Gas und Öl in
Drittstaaten einkaufen. Das geht aus einem von der Nachrichtenagentur
Reuters eingesehenen Entwurf für die Erklärung des EU-Gipfels am Donnerstag
und Freitag hervor. „Mit Blick auf den nächsten Winter werden die
Mitgliedstaaten und die Kommission dringend … beim gemeinsamen Kauf von
Gas, LNG und Wasserstoff zusammenarbeiten“, heißt es darin. Die russische
Invasion der Ukraine hat mit dazu beigetragen, dass die Energiepreise auf
Rekordhöhen gestiegen sind. Zugleich will die EU ihre Energieimporte aus
Russland möglichst schnell reduzieren. Deshalb soll mehr Flüssiggas etwa in
Katar oder den USA eingekauft werden.
Die Europäische Kommission hatte im vergangenen Jahr ein System
vorgeschlagen, mit dem die EU-Länder gemeinsam strategische Gasvorräte
kaufen können. Deutschland hatte jahrelang Pläne für einen gemeinsamen
Einkauf über die EU abgelehnt. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte
gerade in Katar verhandelt, damit von dort mehr Flüssiggas für das geplante
LNG-Terminal in Brunsbüttel geliefert wird. Die 27 EU-Staats- und
Regierungschefs treffen sich am Donnerstag und Freitag in Brüssel. (rtr)
## Polizei fordert Schutzzone für Geflüchtete in Deutschland
Um ukrainische Flüchtlinge vor [1][Menschenhändlern und Sexualstraftätern]
zu schützen, fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Einrichtung von
„Schutzzonen“ in den Bahnhöfen. Der für die Bundespolizei zuständige
GdP-Vorsitzende Andreas Roßkopf sagte der Rheinischen Post: „Wir und die
anderen Behörden müssen die ersten sein, die eine Registrierung und eine
Abklärung vornehmen.“
Die Bundespolizei habe inzwischen festgestellt, dass Kriminelle sehr
gezielt auf junge Frauen und Kinder zugingen, bevor die Beamten überhaupt
in Kontakt mit den Flüchtlingen kämen, sagte Roßkopf. „Wir brauchen deshalb
dringend Schutzzonen in den Bahnhöfen“, forderte er. „Danach kann man die
Menschen auch gezielt Freunden oder Bekannten zuführen.“
Die Bundespolizei sei mit der derzeitigen Situation ausgelastet, sagte der
GdP-Chef. Derzeit seien an den Bahnhöfen, an denen die Flüchtlinge ankämen,
650 Beamte mehr als üblich im Einsatz. Bundesinnenministerin Nancy Faeser
(SPD) hatte am Wochenende eine hohe Polizeipräsenz auf Bahnhöfen
angekündigt, um Ukrainerinnen vor Übergriffen von Menschenhändlern und
Sexualstraftätern zu schützen.
Auch die europäische Polizeibehörde Europol warnte vor Menschenhändlern.
Diese würden sich als „Freiwillige“ ausgeben, erklärte die Behörde am
Montag. „Kurzfristig besteht das größte Risiko darin, dass Kriminelle unter
dem Vorwand, Transport, kostenlose Unterkunft, Arbeit oder andere Formen
der unmittelbaren Unterstützung zu versprechen, potenziell Opfer
anvisieren“, warnte Europol. Neben Bahnhöfen würden sie sich auch auf
Grenzübergänge, Aufnahmezentren und Busbahnhöfe konzentrieren. Zudem
tummelten sie sich in Freiwilligengruppen im Netz.
Seit Kriegsbeginn sind laut Angaben der UNO rund 3,5 Millionen Menschen aus
der Ukraine geflüchtet. Die meisten davon sind Frauen und Minderjährige.
(afp)
## 🐾 Jedes Haus, jede Seele
Kein Licht, keine Heizung, kaum Lebensmittelvorräte – die Hafenstadt
Mariupol wird von schwerer Artillerie, Luftwaffe und Marine beschossen. Den
Bericht von taz-Korrespondent Bernhard Clasen lesen Sie [2][hier]. (taz)
## Biden warnt vor russischen Chemiewaffen
Die USA haben Warnungen bekräftigt, Russland erwäge den Einsatz von
chemischen Kampfstoffen in der Ukraine. US-Präsident Joe Biden warf am
Montag dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, mit unwahren
Behauptungen den Boden für den Einsatz dieser international geächteten
Waffen zu bereiten. Putin stehe mit dem Rücken zur Wand und mache Aussagen,
die nicht stimmten. Russland behaupte, dass die Ukraine über biologische
und chemische Waffen verfüge. „Das ist ein klares Zeichen dafür, dass er
den Einsatz beider Waffen in Erwägung zieht.“ Das russische
Verteidigungsministerium hat die Regierung in Kiew beschuldigt, die eigene
Bevölkerung mit Chemiewaffen angreifen zu wollen. Dieser Angriff solle dann
den russischen Truppen untergeschoben werden. Weder die USA noch Russland
haben Belege für ihre wechselseitigen Vorwürfe vorgelegt. (rtr)
## Möglicher Angriff auf Selenskyj gestoppt
Die ukrainische Spionageabwehr hat ein mögliches Attentat auf Präsident
Wolodymyr Selenskyj nach eigenen Angaben gestoppt. Eine Gruppe von
russischen Saboteuren, angeführt von einem Geheimdienstler, sei in der
Stadt Uschgorod im Dreiländereck zwischen der Ukraine, der Slowakei und
Ungarn festgenommen worden, berichtete die Agentur Unian in der Nacht zum
Dienstag.
Zum Auftrag der etwa 25 Männer gehörten neben dem Anschlag auf Selenskyj in
Kiew auch die Ausführung einer Reihe von Sabotageakten im Regierungsviertel
sowie in anderen Landesteilen der Ukraine. Sie wollten sich als Angehörige
der Territorialeinheiten der Ukraine ausgeben und auf diese Weise nach Kiew
gelangen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nach ukrainischer Darstellung haben russische Spionagetrupps seit
Kriegsbeginn bereits mehrfach versucht, in Kiew einzudringen und den
Präsidenten auszuschalten. (dpa)
## 🐾 Mehr Druck auf Russland
Bei ihrer Konferenz in Brüssel rüsten die EU-Außen- und
Verteidigungsminister*innen auch verbal auf. Doch einige Länder
bremsen wieder. Den Bericht der Redakteure Eric Bonse und Pascal Beucker
zur EU-Eingreiftruppe lesen Sie [3][hier]. (taz)
22 Mar 2022
## LINKS
[1] /Ukrainische-Gefluechtete-in-Deutschland/!5840087
[2] /Putins-Krieg-in-der-Ukraine/!5842674
[3] /Eingreiftruppe-der-EU/!5840170
## AUTOREN
Mirko Schmid
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bremsen wieder.
Der Kampf um Mariupol: Es geht um die Existenz der Ukraine
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vergeblich: Sie steht inzwischen für den erfolgreichen ukrainischen
Widerstand.
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