# taz.de -- Portrait Ilyess El Kortbi: Fürs Klima, gegen Putin | |
> 2019 gründet El Kortbi Fridays for Future Ukraine. Das Ziel: Den | |
> Zusammenhang von Energie- und Sicherheitspolitik ins Bewusstsein zu | |
> rufen. | |
Bild: Ilyess El Kortbi auf der Dachterasse des Redaktionsgebäude der taz in Be… | |
Noch vor einem Monat saß Ilyess El Kortbi in einer kleinen Wohnung im Osten | |
der Ukraine, in Charkiw, und plante Proteste für Klimagerechtigkeit. Nun | |
toben dort blutige Kämpfe. [1][Klimaaktivismus] scheint erst mal das Letzte | |
zu sein, das einer:m in so einer Zeit in den Sinn kommen würde. Ilyess | |
hingegen erinnert sich: „Mein erster Gedanke, als der Krieg ausbrach, war: | |
Vielleicht versteht Europa ja jetzt endlich, dass sie mit den Importen | |
fossiler Energien diesen Krieg finanzieren.“ | |
Bereits seit mehr als zwei Jahren versucht der*die 25-Jährige der Politik | |
und der Öffentlichkeit den Zusammenhang von Energie- und Sicherheitspolitik | |
ins Bewusstsein zu rufen. 2019 gründet El Kortbi deshalb neben dem | |
Architekturstudium gemeinsam mit sechs weiteren jungen Menschen Fridays for | |
Future Ukraine. Stets in hellblauer Schlagjeans, grau-rotgestreiftem Schal, | |
mit einer großen runden Brille im Gesicht und einem Plakat mit der | |
Aufschrift „Jugend fürs Klima“, fordert El Kortbi, wo er*sie kann, eine | |
klimagerechte Politik. | |
Einen Tag bevor die ersten Bomben [2][Charkiw] treffen, rettet sich El | |
Kortbi aus der Stadt nach Kiew. Aus einem Luftschutzbunker in der | |
ukrainischen Hauptstadt, hilft er*sie bei der Mobilisierung zu | |
Demonstrationen von Klimaaktivist*innen gegen den Krieg. Obendrauf | |
kümmert sich El Kortbi unter dem Heulen von Angriffssirenen und schallenden | |
Explosionen um die Evakuierung befreundeter LGTBQI*-Aktivist*innen. | |
Ein paar Tage später gelingt es auch El Kortbi, aus Kiew zu fliehen und | |
er*sie landet an der ungarischen Grenze. Da El Kortbi neben der | |
ukrainischen Staatsbürgerschaft auch die marokkanische besitzt, verweigern | |
die Grenzbeamt*innen zunächst die Einreise in die Europäische Union: | |
„Die Grenze war nur zehn Meter von mir entfernt, aber ich durfte nicht | |
hinüber. Stattdessen wurde ich direkt in ein Flüchtlingscamp gesteckt, weil | |
ich keine ukrainischen Papiere dabei hatte. Das Camp war voll mit | |
nichtweißen Personen aus der Ukraine, die von hier aus deportiert werden | |
sollten.“ | |
Als ein Freund eineinhalb Tage später die ukrainischen Papiere an die | |
Grenze bringt, heißt es dann „Willkommen in Europa“, berichtet El Kortbi | |
unter Kopfschütteln. „Das machte mich so wütend.“ Klar sei es notwendig, | |
dass Ukrainer*innen nun geholfen wird, aber was sei mit befreundeten | |
Aktivist*innen aus Ländern wie Syrien oder dem Irak? Dort sei doch | |
ähnliches passiert. „Diesen Krieg, so wie den in Syrien damals, finanziert | |
Europa mit Öl- und Gasimporten aus Russland.“ | |
Nun wohnt El Kortbi erst mal in einer Wohngemeinschaft in Berlin, die ihm | |
Fridays-for-Future-Aktivist*innen hier vermittelt haben, und arbeitet | |
unentwegt mit ihnen an Friedens- und Klimaaktionen. Obwohl Ilyess das | |
Erlebte ins Gesicht geschrieben ist, lässt der*die Aktivist*in sich | |
nicht unterkriegen: „Wir streiken gegen eine Krise, für die wir nichts | |
können. Wir sind in einem Krieg, für den wir nichts können. Aber die | |
Klimabewegung gibt mir Hoffnung und wir hören nicht auf, bis sich etwas | |
ändert!“ | |
24 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Celine Weimar-Dittmar | |
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