# taz.de -- Datenschutz ahndet rassistische Praxis: Millionenstrafe für die Br… | |
> Weil eine Bremer Wohnungsbaugesellschaft rassistische Daten speicherte, | |
> muss sie 1,9 Millionen Euro zahlen. Die Strafe hätte noch höher sein | |
> können. | |
Bild: Die Brebau hat Mieter*innen rassistisch eingeordnet; bestraft wird sie nu… | |
Bremen taz | Hautfarbe, Sprachkenntnisse, sogar Körpergeruch: Die kommunale | |
Bremer Wohnungsbaugesellschaft Brebau hat über Bewerber*innen für ihre | |
Mietwohnungen viel mehr an Informationen gesammelt, als sie durfte. Wegen | |
Verstößen gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz konnte die GmbH | |
bisher nicht verurteilt werden. Am Donnerstag aber hat die Bremische | |
Datenschutzbeauftragte Imke Sommer nach ihren eigenen Ermittlungen ein | |
Bußgeld nach gegen die Brebau verhängt: 1,9 Millionen Euro muss das | |
Unternehmen zahlen. | |
Im vergangenen Jahr war durch die Aussage eines Whistleblowers und | |
Berichte von „buten un binnen“ bekannt geworden, dass die Brebau in ihrer | |
internen Datenbank Informationen über Wohnungssuchende festhielt. | |
Spätestens die dort verwendete sogenannte Zielgruppendefinition „kE40“ – | |
für „keine People of Color“ legte Diskriminierung und eine | |
[1][Wohnungsvergabe nach rassistischen Kriterien sehr nahe]. | |
Der Bericht des Sonderermittlers im Juli sprach dann überraschend die | |
Brebau von einem großen Teil der Schuld frei: Eine systematische | |
Diskriminierung habe es bei der tatsächlichen Wohnungsvergabe nicht | |
gegeben, so Ermittler Matthias Stauch. Personen mit den Zielkriterien | |
erhielten demnach „im Ganzen sogar mehr Mietverträge als Personen ohne die | |
Zielkriterien“. | |
Im Hintergrund liefen aber auch [2][nach dem großen Sonderbericht] weitere | |
Ermittlungen. Datenschutzbeauftragte Sommer hat 9.500 Fälle untersucht; bei | |
mehr als der Hälfte davon wurden demnach Daten notiert, die nach der | |
Datenschutzgrundverordnung besonders geschützt sind: Hautfarbe und | |
ethnische Herkunft, Religionszugehörigkeit, sexuelle Orientierung und der | |
Gesundheitszustand. | |
## DSGVO hilft gegen Diskriminierung | |
Über Artikel 83 der [3][Datenschutzgrundverordnung können direkt | |
Geldstrafen verhängt werden]. Die Entscheidung beruht anders als der | |
Bericht des Sonderermittlers nicht darauf, ob die Daten tatsächlich zur | |
praktischen Diskriminierung geführt haben. Es reicht, dass sie überhaupt | |
erfasst wurden. So könne, meint Sommer, auch die DSGVO mittelbar helfen, | |
Diskriminierung zu verhindern. | |
1,9 Millionen Euro sind für ein Unternehmen wie die Brebau viel, wenn auch | |
nicht gleich existenzbedrohend – ihr [4][Gewinn betrug 2019 rund 6,7 | |
Millionen Euro.] Die Geldbuße hätte noch höher ausfallen können, „deutlich | |
höher“ sogar, erklärt die Datenschutzbeauftragte. Angesichts der | |
„außerordentlichen Tiefe der Verletzung des Grundrechts auf Datenschutz“ | |
wäre das auch angemessen gewesen, sagt sie weiter. Am Ende gab den | |
Ausschlag für die Strafhöhe, dass die Brebau kooperiert und sich um | |
Besserung bemüht habe. | |
Mit dem Verfahren der Datenschutzbeauftragten ist die Geschichte für die | |
Brebau aber noch nicht vorbei: Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. | |
4 Mar 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Sozialberater-ueber-Rassismus-bei-Brebau/!5767746 | |
[2] https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/brebau-sonderer… | |
[3] /6-Monate-Datenschutzgrundverordnung/!5550482 | |
[4] https://www.brebau.de/images/geschaeftsberichte/Geschaeftsbericht2019.pdf | |
## AUTOREN | |
Lotta Drügemöller | |
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