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# taz.de -- Kein Strom mehr aus Russland: Ukraine koppelt sich ab
> Seit Jahren will Kiew ins westeuropäische Energienetz integriert werden.
> Ausgerechnet am Tag des Überfalls startete ein Test.
Bild: Das ukrainische Stromleitungsnetz ist immer noch an Russland und Belarus …
Kiew taz | Ukrainische Umweltgruppen bitten die EU-Kommission um eine
zeitnahe [1][Anbindung des ukrainischen Stromleitungsnetzes an das
europäische Netz Entso-E]. Als Erbe der Sowjetunion ist das ukrainische
Stromleitungsnetz immer noch an Belarus und Russland angeschlossen. Einzige
Ausnahme: das Kraftwerk [2][Burschtyn] im Westen des Landes, das über eine
750-Kilovolt-Leitung mit Ungarn verbunden ist. Seit Jahren will die Ukraine
von dieser Abhängigkeit weg – und ins westliche Stromnetz integriert
werden. Durch den russischen Angriff hat sich das Problem der
Energiesouveränität natürlich noch verschärft.
Die EU will die Ukraine im Prinzip in das europäische Stromleitungsnetz
aufnehmen, nennt jedoch einige Anforderungen. Eine lautet: Die Ukraine muss
eine 3-tägige Testphase durchlaufen, in der sie sich völlig isoliert von
anderen Ländern selbstständig versorgt. Diese Testphase startete
ausgerechnet am Tag des Einmarschs der Russen am vergangenen Donnerstag und
endete am Sonntag. Auch die benachbarte Republik Moldau wollte bei dem Test
mitmachen.
Angesichts des Überfalls auf das Land verkaufen Belarus und Russland
inzwischen keinen Strom mehr an die Ukraine. Dabei hatte Kiew noch vor
Kurzem mangels Kohle und Erdgas auf Stromimporte aus Belarus zurückgreifen
müssen.
Die Abtrennung vom russischen und belarussischen Stromnetz sei nun
dauerhaft, kündigte das ukrainische Energieministerium am Wochenende an. Am
Montag hieß es auf der Webseite des Netzbetreibers Ukrenergo, dass der
Strombetrieb im Land derzeit autonom ohne Importe funktioniere. Angesichts
einer kriegerischen Auseinandersetzung, die jederzeit eins der Kraftwerke
in Mitleidenschaft ziehen kann, ein hohes Risiko für die Stromversorgung
des Landes.
## Schneller als 2023
Vor diesem Hintergrund fordern ukrainische Umweltschützer, dass der Westen
die Ukraine schneller an sein Stromnetz anschließen soll. Der Umstieg ist
derzeit für das Jahr 2023 geplant. Dies sei zu spät. „Wir fordern die EU
auf, unser Stromsystem so schnell wie möglich an Entso-E anzuschließen.
Andernfalls riskiert die Ukraine eine Energiekrise inmitten eines
erbitterten Kampfes mit Russland“, so die ukrainische Vereinigung Energy
Transition.
Die Energieminister der EU wollten bei einem Treffen am Montag über die
Verbindung der Energienetze diskutieren, teilte EU-Energiekommissarin Kadri
Simson auf [3][Twitter] mit.
Langfristig, so die Umweltschützer von Energy Transition, werde die
Ausdehnung des europäischen Energienetzes für die Ukraine und die EU
Vorteile bringen. Insbesondere der Übergang zu erneuerbaren Energien und
der Ausstieg aus der Kohleverstromung könnten aufgrund des leichteren
Ausgleichs der Schwankungen von Solar- und Windenergie schneller und mit
geringeren Kosten erfolgen.
So ließen sich Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung durch
Wärmekraftwerke verringern. NGOs, Kommunen und Aktivisten gründeten die
[4][Energy Transition Coalition] 2018, um sich für eine zügige Umstellung
des Landes auf erneuerbare Energiequellen einzusetzen.
28 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine/344564/analyse-die-anbindung-der-u…
[2] /Burschtyn-in-der-Ukraine/!5822929
[3] https://twitter.com/KadriSimson/status/1498230328745508864
[4] https://ecoaction.org.ua/ask_to_connect_ukrainian_power_system_to_entso-e.h…
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
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Russland
Schwerpunkt Krisenherd Belarus
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Atomkraft
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