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# taz.de -- Hohe Inflation und EZB: Zentralbank tritt auf die Bremse
> Um die Inflation zu dämpfen, lässt die EZB ihre Anleihekäufe auslaufen.
> Unwägbarkeiten wegen der Pandemie und des Angriffs auf die Ukraine.
Bild: Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main
Berlin taz | Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert deutlich, aber
nicht hektisch auf die ansteigende [1][Inflation]. Die zusätzlichen
Anleihekäufe sollen spätestens Ende Oktober dieses Jahres komplett enden.
[2][Das gab der EZB-Rat am Donnerstag bekannt]. Damit reduziert die
Notenbank, die die europäische Währung Euro herausgibt, die Versorgung der
Wirtschaft mit frischem Geld, um den Preisauftrieb zu dämpfen.
Gleichzeitig hält das Leitungsgremium um Präsidentin Christine Lagarde aber
die Zinsen auf dem niedrigen Niveau. Wann es zur Zinswende kommt, ist
unklar. Das ist als Zeichen zu verstehen, dass der EZB die Coronakrise und
der russische Krieg gegen die Ukraine auch ökonomische Sorgen bereiten.
Das Ankaufprogramm APP wird demnach schneller als bisher geplant auslaufen.
Ein anderes Programm (PEPP) endet schon diesen Monat. Allerdings werden nur
die zusätzlichen Ankäufe ausgesetzt. Die Mittel aus auslaufenden Papieren
will die Zentralbank weiter reinvestieren, sodass der Bestand der Anleihen
in ihrem Besitz konstant bleibt. Diese Programme dienen dazu,
Staatsanleihen der Euro-Mitglieder und Unternehmensanleihen zu erwerben, um
deren Refinanzierungskosten niedrig zu halten, Investitionen und Konsum zu
fördern.
Die EZB steckt in einer schwierigen Situation. Wegen der schnell
gestiegenen Inflation und der [3][hohen Energiepreise] muss sie einerseits
ihre Geldpolitik straffen, das heißt, ihre Anleihekäufe rasch reduzieren
und eigentlich auch die Zinsen anheben. Das geringere Geldangebot würde den
Preisauftrieb bremsen. Andererseits jedoch zieht sich die Coronakrise in
die Länge, die Erholung der Konjunktur kommt nicht richtig in die Gänge.
Und neuerdings führt der Weg zusätzlich in eine Kriegswirtschaft. Die
Sanktionen gegen Russland schädigen auch hiesige Unternehmen, bei einigen
Rohstoffen für die Industrie deuten sich Knappheiten an. Diese
Entwicklungen sprechen eher dafür, die Wirtschaft weiter mit billigem
Zentralbankgeld zu unterstützen.
Der Widerspruch zwischen beiden Strategien ist schwer lösbar. Einige
Ökonomen betonen die Inflationsgefahr und legen deshalb nahe, die
Zentralbank müsse stärker auf die Bremse treten. Zu ihnen gehört Timo
Wollmershäuser vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München. Er
hält die Ansage der EZB für eine „gute Entscheidung“, weil die Zentralbank
die Gefahr des Preisauftriebs ernst nehme.
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW), sieht zwar das Risiko einer weiter zunehmenden
Inflation: „Die kommenden Monate können sehr, sehr hart werden für die
Verbraucherinnen und Verbraucher.“ Gleichzeitig warnte er vor einer
Rezession als Folge des Krieges.
Friedrich Heinemann von Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
kann die Beweggründe der EZB ebenfalls nachvollziehen: „Zwei Wochen nach
Kriegsausbruch ist es unabsehbar, wie stark der Konflikt die Erholung der
Wirtschaft dämpfen wird. Es ist nachvollziehbar, dass sich die EZB noch
etwas Zeit nimmt, bevor sie die geldpolitische Wende einleitet.“
10 Mar 2022
## LINKS
[1] /Inflation-im-Euroraum/!5832865
[2] https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2022/html/ecb.mp220310~2d19f8ba60.d…
[3] /Inflation-und-steigende-Energiepreise/!5826039
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Inflation
EZB
Geldpolitik
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Inflation
Stromkosten
Inflation
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