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# taz.de -- Chinas Männer-Eishockeyteam: Zu mies und doch dabei
> Das chinesische Eishockeyteam ist derart schwach, dass der
> Eishockeyweltverband auf einen Ausschluss pochte. Nun ist es mit
> Legionären doch am Start.
Bild: Ob das gutgeht? Das chinesische Team beim Training in Peking
Erst Anfang Dezember, keine zwei Monate vor [1][Beginn der Olympischen
Spiele], hat die internationale Eishockey-Föderation (IIHF) die
kursierenden Gerüchte endgültig beiseite geräumt: Chinas
Männer-Nationalteam werde auf jeden Fall in Peking antreten dürfen,
erklärte die Behörde nach einem zweitägigen Treffen in Zürich. Ob dies
jedoch für die chinesischen Athleten ein Grund zur Freude ist, bleibt
abzuwarten.
Denn das auf dem weltweit 32. Platz rangierende Team wird in seiner Gruppe
angesichts von Gegnern wie Kanada, den Vereinigten Staaten und Deutschland
sang- und klanglos untergehen. Alles andere wäre eine sportliche Sensation.
Natürlich genießen die heimischen Teams seit jeher das Privileg, bei
„ihren“ Olympischen Spielen auch ohne die obligatorische Qualifikation
anzutreten. Doch die Chinesen sind auf dem Eis bislang derart unfit, dass
der Eishockey-Sportverband auf einen Ausschluss pochte. Es wäre das erste
Mal in der olympischen Geschichte.
Für die Volksrepublik selbst wäre dies ein empfindlicher Schlag gegen den
patriotischen Stolz. Denn die Gastgebernation schickt nicht nur die
Rekordanzahl von 176 Athletinnen und Athleten in den Wettbewerb um die
Medaillen, sondern erstmals ist man auch bei sämtlichen Disziplinen
gleichzeitig vertreten. Diese Leistung wird den Chinesen nun definitiv
niemand mehr nehmen können. Ob die große Blamage auf dem Eis noch
abzuwenden ist, ist ein anderes Kapitel.
Nur wenige Tage, nachdem [2][der kanadische Exprofi Luc Tardif zum
IIHF-Präsidenten gewählt wurde], sagte er der Nachrichtenagentur AFP: „Zu
sehen, wie eine Nationalmannschaft 15:0 geschlagen wird, ist für niemanden
gut – weder für China noch für den Eishockey-Sport.“ Abhilfe schaffen
sollen ausgerechnet nordamerikanische Spieler. 13 Teammitglieder sind in
Kanada geboren, weitere 3 in den USA. Hinzu kommt noch ein ursprünglich
russischer Athlet. Für eine Nation mit den strengsten
Einbürgerungsgesetzen weltweit ist es beachtlich, dass zwei Drittel der
25 Nationalspieler nicht aus China stammen.
Ein weiteres Kuriosum ist, dass der gesamte Olympia-Kader beim selben Klub
spielt – den Kunlun Red Stars. Der Verein ist eigentlich in Peking
beheimatet, zog jedoch während der Pandemie in die Nähe Moskaus um, um in
der russischen Liga anzutreten. Dort haben sich die „roten Sterne“ nicht
gerade mit Ruhm bekleckert: Kein anderes der 24 Teams hat weniger Tore
erzielt und gleichzeitig so viele zugelassen.
## Schützenhilfe vom Erzfeind
Die Pandemie war es auch, die Chinas Eishockey-Pläne zusätzlich erschwert
hat. Die Volksrepublik hat ihre Grenzen geschlossen und eine verpflichtende
mehrwöchige Hotelquarantäne eingeführt. Dementsprechend konnten die
Athleten nicht wie geplant in Trainingscamps nach Europa und in die
Vereinigten Staaten geschickt werden. Ob die Chinesen dennoch dem
internationalen Niveau standhalten können, wird sich spätestens am 12.
Februar zeigen: Dann treffen die Eishockey-Gastgeber auf das deutsche Team.
Schützenhilfe werden die Chinesen ironischerweise vom Erzfeind USA
erhalten: Die NHL, beste Eishockey-Liga der Welt, hat aufgrund der Pandemie
im Dezember beschlossen, ihre Spieler nicht nach Peking zu schicken. Damit
werden die besten Athleten auf dem Eis dem Turnier fernbleiben. Für den
Sport ist das eine Enttäuschung, den chinesischen Debütanten jedoch könnte
die NHL-Abstinenz möglicherweise noch eine haushohe Niederlage ersparen.
9 Feb 2022
## LINKS
[1] /Olympische-Winterspiele-2022/!t5275448
[2] /Konflikt-im-deutschen-Eishockey/!5804175
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Olympische Winterspiele 2022
China
Eishockey
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