# taz.de -- Olympia 2022 – Dabei sein verboten (10): In der anderen „Blase�… | |
> Für der Bürgerrechtler Hu Jia bedeutet Olympia in Peking Hausarrest. Er | |
> und seine Frau Zeng Jinyan haben damit schon Erfahrungen. | |
Bild: Hu Jia und die damals schwangere Zeng Jinyan im Juli 2007 in ihrer Peking… | |
Bekanntlich finden die Winterspiele in einer streng abgeschirmten „Blase“ | |
statt, damit womöglich mit Corona Infizierte das Virus nicht in China | |
verbreiten. Doch in Peking und anderen Städten gibt es bei Olympia noch | |
andere „Blasen“. Diese sollen vor der Verbreitung politischer Ideen, dem | |
Durchbrechen der Zensur und vor Kritik schützen. In so einer „Blase“, | |
gemeinhin Hausarrest genannt, befindet sich seit dem 15. Januar der | |
Pekinger Aktivist Hu Jia, wie er dem US-Sender [1][CNN] berichtete. | |
„In China werden Leute wie ich als ‚feindliche heimische Kräfte‘ | |
bezeichnet, die man von der Außenwelt abschneiden müsse“, sagte der | |
48-Jährige. Der Hausarrest sei eine Verschärfung der bisherigen | |
Überwachung, wie er sie in den letzten zwanzig Jahren erlebt habe. | |
Er gehe nicht davon aus, dass seine Blase mit den Spielen am 20. Februar | |
ende, sondern wohl erst im März nach der Tagung des Nationalen | |
Volkskongresses, Chinas Scheinparlament. Dessen jährliches Plenum bedeute | |
stets strengere Sicherheitsmaßnahmen, was für Regimekritiker oft | |
Festsetzung oder Verbannung aus Peking heißt. | |
Laut Hu wollten ihn die Behörden eigentlich in die Südprovinz Guangdong | |
schicken, was aber die Pandemie verhinderte. Für Hus Familie ist der | |
Hausarrest nicht neu. Hu darf die Wohnung jetzt sogar gelegentlich | |
verlassen, um seine kranke Mutter zu versorgen. Um das nicht zu gefährden, | |
hält er sich jetzt mit öffentlicher Kritik zurück. | |
## Neuauflage von „Prisoners in Freedom City“ | |
Kurz vor den Sommerspielen 2008 war Hu zu dreieinhalb Jahren Haft | |
verurteilt worden wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“. Er | |
hatte sich einen Namen gemacht als Umweltschützer sowie mit der | |
Unterstützung für Opfer von HIV/Aids, die sich durch Nachlässigkeit und | |
Korruption ländlicher Behörden angesteckt hatten. | |
Er forderte demokratische Reformen und [2][bekam 2008 den Sacharowpreis des | |
Europäischen Parlaments]. Auch war er mit dem späteren | |
Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo befreundet. | |
Drangsaliert wurde stets auch seine Frau Zeng Jingjian. Immer wenn sie die | |
Wohnung verließ, die ausgerechnet in einem „Freedom City“ genannten | |
Quartier liegt, wurde sie von der Staatssicherheit begleitet. Hu und Zeng | |
machten daraus den Dokumentarfilm „[3][Prisoners in Freedom City]“. Hu | |
filmte aus dem Hausarrest, wie Zeng die Wohnung verließ und draußen umringt | |
von Wächtern in ihr Auto stieg. | |
Jetzt ist Hu trotzdem optimistisch: „Dies sind vielleicht die einzigen | |
Olympischen Spiele, bei denen die Menschenrechte im Gastgeberland starke | |
Aufmerksamkeit erregen“, sagt er. „Ich hoffe, die Welt interessiert sich | |
auch nach den Spielen noch für Menschenrechte und Demokratie in China.“ | |
16 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://edition.cnn.com/2022/02/10/china/china-human-rights-beijing-olympic… | |
[2] /Chinese-trotz-Druck-aus-Peking-ausgezeichnet/!5173911 | |
[3] https://www.chinaindiefilm.org/films/prisoners-in-freedom-city/ | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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