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# taz.de -- Geschlechtergerechtigkeit bei Olympia: Irgendwann später
> Der Frauenanteil ist bei diesen Spielen auf 45 Prozent gestiegen. Klaren
> Vorrang haben die Männerwettbewerbe allerdings bei der Terminierung.
Bild: Tolles, wenig beachtetes Eishockey-Finale: Kanadierinnen freuen sich übe…
Das wars. Die Schlussfeier kann beginnen. So ist es Tradition. Nach dem
Finale der besten Eishockeymannschaften kommt nur noch das Farewell von den
Spielen. Aber es ist doch erst Donnerstag. Und die Schlussfeier ist erst am
Sonntag. Das große Eishockeyfinale ist jedenfalls gelaufen. Kanada hat mit
3:2 gegen die USA gewonnen. Die besten Spielerinnen des Planeten haben im
Endspiel gezeigt, was sie können. Kanadas Kapitänin Marie-Philip Poulin,
die zwei Tore geschossen hat, oder die US-Eishockeylegende Hilary Knight.
Ein würdiger Schlussakt der Spiele wäre das gewesen. Aber den werden wie
üblich die Männer bestreiten. Dabei sind in deren Turnier die Besten gar
nicht dabei. Die nordamerikanische Superliga NHL wollte wegen der
Covid-Situation keine Spieler nach China lassen. Ein zweitklassiges Finale
am Sonntag wird die Spiele beschließen. Typisch, könnte man sagen.
Es gibt viele Entscheidungen bei den Frauen, die so terminiert sind, dass
sie kaum wahrgenommen werden. Das Eishockeyfinale am Donnerstagmittag in
Peking ist kein Einzelfall. Gleich am Anfang der Spiele am Sonntag wollte
der Internationale Skiverband seine Paradedisziplin zeigen. Die Abfahrt der
Männer sollte Helden produzieren. Die Abfahrt der Frauen, nun ja. Die ist
dann halt irgendwann. Als der Wettbewerb der Snowboarderinnen auf der
Big-Air-Schanze wetterbedingt verschoben werden musste, bekamen die Frauen
einen Termin in aller Herrgottsfrühe. Im Anschluss daran waren die Männer
dran. Denen gehörte alle Aufmerksamkeit, dabei war der Frauenwettbewerb
wesentlich spannender.
Olympiasiegerin Anna Gasser ist stolz darauf, wie hoch das Niveau in ihren
Wettbewerben inzwischen ist. Sie war schon 2018 Olympiasiegerin und ist so
lange dabei, dass sie davon erzählen kann, wie schwer es doch bisweilen
war, in der Boarderszene als Frau auf sich aufmerksam zu machen. Auch
Lindsey Jacobellis erzählt davon [1][nach ihrem Sieg im Snowboardcross].
Als sie kurz nach der Jahrtausendwende begonnen hat, Rennen zu fahren,
hatte sie nicht viele Gegnerinnen. Das sei jetzt anders, sagt sie. Gut so.
Mit ihren 36 Jahren und zwei olympischen Goldmedaillen hat sie in Peking
ihre Mission als Botschafterin der Snowboardsports für Frauen vollendet.
## Stolz auf den Monobob-Wettbewerb
Ihre zweites Gold im Snow Park hat sie mit Nick Baumgartner im
Teamwettbewerb der Snowboardcrosser geholt. Es ist eines der Teamevents,
mit denen das Internationale Olympische Komitee zur Gleichstellung von Mann
und Frau beitragen will. Neue gemischte Teamwettbewerbe gab es auch an den
Aerials der Trickskiakrobaten, an der Skisprungschanze und im
Shorttrack-Oval. Stolz verkündet das IOC einen Frauenanteil von 45 Prozent
unter den Teilnehmenden.
Und stolz ist man auch auf den Wettbewerb, der den Frauen einen
zusätzlichen Medaillensatz beschert. [2][Den Monobob.] Die
Silbermedaillengewinnerin dieses Wettbewerbs, Elana Meyers Taylor aus den
USA, ist froh, dass es nun auch für Bobpilotinnen die Möglichkeit gibt,
zwei Medaillen zu gewinnen, so wie das bei den Männern seit jeher der Fall
ist. „Das mit dem Monobob war ein Anfang“, sagt sie. Denn warum sollte
nicht auch eine Bremserin zwei Medaillen gewinnen können. In den Vierer
dürfen Frauen noch nicht. Im Zweierbob sind sie schon seit 2002 dabei. Ihr
Landsfrau Kaillie Humphries, Olympiasiegerin im Monobob, denkt schon
weiter. „Ich will ein Viererevent für Frauen sehen und Männer im Monobob.
Drei Wettbewerbe für beide Geschlechter.“
In der Nordischen Kombination gibt es noch keine Frauenwettbewerbe.
Immerhin gibt es seit 2020 Weltcupwettbewerbe. Ob 2026 in Mailand und
Cortina Kombiniererinnen auf die Schanze und in die Loipe gelassen werden,
steht noch nicht fest. Einen Antrag beim IOC hat der Internationale
Skiverband jedenfalls gestellt. Frauen sollen 2026 auch erstmals von der
Großschanze springen dürfen. Die Voraussetzungen müssten die
internationalen Verbände schaffen, meinte dazu IOC-Sprecher Mark Adams. Die
hätten auch bei der Terminierung das letzte Wort.
Was das IOC dann nicht wirklich beeinflussen kann, ist das Medieninteresse.
Das ist bei Frauenwettbewerben oft mäßig. Keine zehn Journalisten waren
zugegen, als Lindsey Jacobellis über ihren ersten Olympiasieg gesprochen
hat. Kurz vorher war das Pressezentrum im Snow Park noch bis auf den
letzten Platz besetzt. Snowboardikone Shaun White war in der Halfpipe
gefahren. Um Medaillen ist es da nicht gegangen. Es war nur die
Qualifikation.
17 Feb 2022
## LINKS
[1] /Snowboard-Veteranin-siegt-bei-Olympia/!5830776
[2] /Bob-WM-in-Altenberg/!5751623
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Olympische Winterspiele 2022
Gender
IOC
Wintersport
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Bob
Kolumne Olympyada-yada-yada
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