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# taz.de -- Begehrtes olympisches Maskottchen: Ein Stofftier und seine Hehler
> Vor Beginn der Winterspiele war das Maskottchen „Bing Dwen Dwen“ noch ein
> Ladenhüter. Jetzt interessieren sich sogar Spekulanten für ihn.
Bild: Bronze und Maskottchen: Kanada's Snowboarder Max Parrot kann sich glückl…
Die Luft ist mittlerweile endgültig raus. Wenn in Peking jemals ein Funken
von Olympia-Euphorie zu spüren gewesen war, dann ist dieser längst
erloschen. Der Kneipenbesitzer um die Ecke sagte mir neulich erst, dass der
Unterschied zu den Sommerspielen von 2008 wie Tag und Nacht sei: Damals
wären selbst die Athleten und Coaches nach ihren Wettkämpfen auf ein
Feierabendbier vorbeigekommen, gemeinsam mit den Anwohnern habe man ein
regelrechtes Volksfest veranstaltet. Doch davon sei diesmal nichts mehr zu
spüren.
Erst neulich bin ich beim Eishockey-Derby China gegen die USA unfreiwillig
ins Hintergrundbild eines ARD-Beitrags gerutscht. Wir Korrespondenten waren
an jenem Abend auf der Suche nach den euphorischsten Public-Viewing-Events.
Doch statt chinesischen Zuschauern fanden wir in unseren
Nachbarschafts-Pubs vor allem ausländische Kollegen mit Kameras und
Aufnahmegeräten vor. Nur mit Glück haben sich ein paar einheimisch Fans
finden lassen, die zum O-Ton bereit waren.
Ganz anders schaut es in Sanlitun beim Souvenir-Shop aus. Dort standen die
Menschen bereits im Morgengrauen trotz eisiger Minusgrade Schlange –
teilweise mit Heizdecke und Campingstuhl. Dort gab es jedoch weder Freibier
noch ein neues Iphone. Stattdessen wollten die Pekinger dort „[1][Bing Dwen
Dwen]“ ergattern, das offizielle Maskottchen der Winterspiele.
Der pummelige Panda im Astronautenanzug schaut in der Tat recht putzig aus,
aber dass er mittlerweile unter Chinesen zum Spekulationsobjekt
aufgestiegen ist, entzieht sich endgültig meinem Verständnis. Mehr als das
Zehnfache zahlen Fans für ein Stofftier von „Bing Dwen Dwen“. Zuletzt
musste sogar die Polizei einschreiten, um mehrere Hehler festzunehmen.
Dabei war ebenjener Panda noch kurz vor Beginn der Sportveranstaltung ein
regelrechter Ladenhüter. Für meine Recherchen habe ich den olympischen
Souvenirladen besucht – nur einen Steinwurf von der spektakulären „Big
Air“-Schanze, auf der [2][Superstar Eileen Gu] zur Goldmedaille gesprungen
ist. Damals kam ich mir vor wie in einem nordkoreanischen Supermarkt in
Pjöngjang: volle, aufgeräumte Regale, allerdings absolut menschenleer. Die
Chance, ins schwarz-weiße Plüschtier zu investieren, habe ich leider
verpasst. Wer hätte auch ahnen können, dass Chinas größter
Marketing-Streich der Olympischen Spiele ein 20 Zentimeter großer Panda
ist?
17 Feb 2022
## LINKS
[1] https://olympics.com/de/beijing-2022/maskottchen
[2] /Chinesische-Goldgewinnerin-aus-den-USA/!5831792
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Olympische Winterspiele 2022
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