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# taz.de -- Olympisches Gute-Laune-Monster: Bloß weg von der Tomate auf Beinen
> Das Olympia-Maskottchen Phryge tanzt durch alle Austragungsorte – und
> auch noch so manch andere merkwürdige Figur.
Bild: Vorsicht vor dem aufdringlichen Wesen: das olympische Maskottchen treibt …
Fast hatte es mich erwischt. Doch ich konnte dem roten Wesen, dem ich in
der Basketballhalle versehentlich zu nah gekommen war, gerade noch
rechtzeitig ausweichen. [1][Jenes Gute-Laune-Monster namens Phryge] tanzt
durch alle Austragungsorte und wer sich nicht wehrt, der muss ein kräftiges
High-Five mit dem Maskottchen der Spiele austauschen.
Wie es nicht anders sein kann, gibt es eine Geschichte hinter diesem
Maskottchen. Es ist der Form einer typischen phrygischen Mütze nachgebildet
und steht damit für Freiheit, lerne ich auf den olympischen
Informationskanälen.
Phrygische Mütze? Die kann man auch skythische Mütze nennen, das steht
zumindest auf Wikipedia, und dass sie „ursprünglich ein gegerbter
Stier-Hodensack samt der umliegenden Fellpartie“ war. Mehr möchte ich gar
nicht wissen.
Am Ende steckt hinter der Geschichte wieder irgendwas, das den notorischen
Kulturkämpfern von rechts [2][Brennstoff für irgendeine sinnlose Empörung]
über die verkommene olympische Gesellschaft dienen könnte. Für so etwas wie
Diversität möglicherweise. Nicht auszudenken!
## Andere merkwürdige Figuren
Also Finger weg von diesem Ding, das aussieht wie eine verwachsene Tomate
auf Beinen. Aber Obacht! Es gibt auch andere merkwürdige Figuren, die durch
die olympischen Anlagen streichen. „Schauen Sie mal, wer hier neben mir
steht“, sagt der Sprecher in der Handballhalle, „Pierre de Coubertin!“
Da soll natürlich Freude aufkommen, wenn der Begründer der Olympischen
Spiele der Neuzeit vorgestellt wird. Ein Volunteer in historischem Kostüm
und mit dem mächtigen coubertinschen Schnauzer ausgestattet, mit dem selbst
der Bart [3][des legendären NDR-Walrosses Antje] – die älteren erinnern
sich, die jüngeren googeln bitte – nicht mithalten kann.
Wer sich mit ihm fotografieren will, darf das Foto anschließend auf
irgendeinem olympischen Kanal posten – und muss sich keine weiteren Sorgen
machen, dass bei der Erinnerung an den alten Sportvisionär, [4][dessen
rassistisches, kolonialistisches und frauenfeindliches Weltbild]
thematisiert werden könnte. Wäre ja noch schöner!
Wer mehr Glück hat, trifft auf die Person, die als Alice Milliat verkleidet
in den Hallen für Selfies zur Verfügung steht. Bevor sie sich auf den Weg
durchs Publikum macht, wird sie mit einem kleinen Filmchen vorgestellt. An
die Schwimmerin, Ruderin, Hockeyspielerin und Autorennfahrerin, die von
1884 bis 1957 gelebt und zwischen 1922 und 1934 viermal Frauenweltspiele
veranstaltet hat, wurde schon bei der Eröffnungsfeier der Spiele erinnert.
Ihr Kampf für Frauenrechte und Frauen im Sport soll unvergessen bleiben.
Die Arena Porte de la Chapelle, eine der wenigen für diese Olympischen
Spiele neu gebauten Sportstätten, soll nach dem Event ihren Namen tragen.
Also zumindest an zweiter Stelle. Der erste Name geht natürlich auf einen
Mann zurück: Adolf Dassler. Dreimal dürfen Sie raten, wie die Halle heißen
wird.
8 Aug 2024
## LINKS
[1] https://olympics.com/de/olympic-games/paris-2024/mascot
[2] /Kritik-an-Olympia-Eroeffnungsfeier/!6023759
[3] https://www.ndr.de/geschichte/Walross-Antje-Das-unvergessene-NDR-Maskottche…
[4] /Nazi-Bewunderung-durch-Olympia-Begruender/!6005365
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Front Sportif
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Maskottchen
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Olympische Winterspiele 2022
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