# taz.de -- Klima als wahlbestimmendes Thema: Eigene Anschauung hilft | |
> Der Klimawandel wird in Europa zu einem stärker wahlbestimmenden Thema, | |
> zeigt eine Studie. Allerdings abhängig von der sozialen Lage. | |
Bild: Der Eindruck und das eigene Erleben zählen: Hochwasserschäden an der Ahr | |
Gut oder schlecht ist ja oft eine Sache der Perspektive. Das Ergebnis | |
[1][der Grünen bei den Bundestagswahlen] im letzten Herbst zum Beispiel. | |
Waren sie nun erfolgreich oder nicht? | |
Ein Sprung um fast 5 Prozentpunkte, aus dem ein- in den zweistelligen | |
Bereich, eigentlich ganz ordentlich. Aber nachdem man selbstbewusst statt | |
nur einer Spitzen- ausdrücklich eine Kanzlerkandidatin aufgestellt hatte, | |
mussten die dann erreichten nicht mal ganz 15 Prozent läppisch wirken. Ein | |
Misserfolg dann also. Und das, nachdem die [2][tödliche und teure | |
Hochwasserkatastrophe] im Sommer den Wahrheitsgehalt einer grünen | |
Kernaussage so deutlich sichtbar gemacht hatte: Die Klimakrise ist | |
gefährlich, und sie muss effektiv aufgehalten werden. | |
Insgesamt gibt es aber in Europa doch das Phänomen der Klimawahl. Das zeigt | |
eine im Fachmagazin Nature erschienene [3][Studie], in der | |
Wissenschaftler:innen Daten aus den Eurobarometer-Umfragen von 2002 | |
bis 2019 sowie Europawahlergebnisse und klimatologische Daten statistisch | |
auswerteten. | |
Das heißt: Wenn die Folgen der Klimakrise durch extremes Wetter sichtbarer | |
sind, wählen auch mehr Menschen die grünen Parteien. Auch hier ist sie | |
wieder, die Sache mit der Perspektive. Dass die Klimakrise immer deutlicher | |
wütet, ist tragisch. Dass Menschen erkennen, dass Klimaschutz in ihrem | |
Interesse liegt und entsprechend wählen, ist aber nötig. In der Studie geht | |
es – nebenbei bemerkt – nicht um eine Analyse dazu, ob die grünen Parteien | |
wirklich immer die sind, die das stärkste Klimaprogramm haben, sondern um | |
den ökologischen Markenkern. | |
## Wechselnde Perspektiven | |
„Die Daten zeigen eine signifikante und beträchtliche Auswirkung von | |
Temperaturanomalien, Hitze- und Trockenperioden auf das Umweltbewusstsein | |
und die Wahlstimmen für grüne Parteien“, sagt der Sozialwissenschaftler | |
Roman Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der Erstautor | |
der Studie ist. „Interessanterweise waren die Auswirkungen am stärksten in | |
Regionen mit gemäßigtem und kälterem Klima und in Regionen mit heißerem, | |
mediterranem Klima schwächer.“ | |
Schon wieder unterschiedliche Perspektiven. Worin die eigentlich genau | |
bestehen, ist dabei gar nicht so leicht zu sagen. Einen Erklärungsansatz | |
sehen die Wissenschaftler:innen in der ökonomischen Lage. Wo es | |
wirtschaftlich kriselt, das ergab die Studie, ist der Effekt kleiner. Fehlt | |
das Geld, wachsen Umweltbewusstsein und Unterstützung grüner Parteien trotz | |
merklicher Klimaveränderung nicht so stark. | |
13 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Doppelspitze-der-Gruenen/!5832469 | |
[2] /Kosten-fuer-Schaeden-in-Europa/!5834589 | |
[3] https://www.nature.com/articles/s41558-021-01263-8 | |
## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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