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# taz.de -- Buch „Reise mit Clara durch Deutschland“: Unterwegs im grauen L…
> Fernando Aramburu wurde mit dem üppigen Baskenland-Panorama „Patria“
> bekannt. Einen älteren Roman stellt er nun in seiner Wahlheimat Hannover
> vor.
Bild: Lebt seit Anfang der 80er in Hannover: Bestseller-Autor Fernando Aramburu
Hamburg taz | Nicht weniger als „die Sensation des spanischen Buchmarkts“,
so [1][die FAZ], habe er vorgelegt, dieser „Moralist, der nicht
moralisiert“: Mit „Patria“ war Fernando Aramburu 2016 einer der
erfolgreichsten spanischsprachigen literarischen Titel des jungen 21.
Jahrhunderts geglückt, ein auf Deutsch – übersetzt von Willi Zurbrüggen –
knapp 800 Seiten dicker Roman übers Baskenland, den Nationalismus, den
Freiheitskampf beziehungsweise, je nach Blickwinkel, Terror.
Der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa soll gesagt haben, er habe
„seit Langem kein so überzeugendes und bewegendes Buch mehr gelesen“, die
Zeitung El País fühlte sich an „Krieg und Frieden“ erinnert, „Patria“…
in rund 20 Sprachen übertragen, im Herbst 2020 kam die Adaption des
US-Bezahlsenders HBO heraus.
Da mag es sich nicht von selbst erklären, dass der 1959 in San Sebastián
geborene Aramburu nicht etwa nach Hollywood übergesiedelt ist oder
wenigstens in ein schönes Leben versprechendes Eckchen der
spanischsprachigen Welt. Nein, der Mann lebt weiterhin – in Hannover.
Dorthin verschlug es ihn in den frühen 80er Jahren, er folgte seinem Herzen
beziehungsweise jener Frau, die heute seine Ehefrau ist.
Aramburu hat also im gerne als grau und pedantisch gelesenen Land im Norden
mehr Zeit verlebt als in seiner eigentlichen, tja, Heimat – und dann auch
noch im gerne als besonders wenig aufregend verunglimpften Teil dieses
grauen Landes. Aber der Mann sagt [2][in Interviews] auch gerne Dinge wie:
„Mich hat noch niemand mit einer Fahne gesehen, ich kann keine Hymne
singen. Ich mag es lieber ruhig und privat.“
Aus seinem Privatleben gespeist, zumindest aber davon inspiriert ist der
Roman, den Aramburu bereits 2010 auf Spanisch veröffentlichte, also lange
vor seinem breiten Erfolg. Erst jetzt ist diese „Reise mit Clara durch
Deutschland“, wiederum übersetzt von Willi Zurbrüggen, auch ebendort
erschienen, also hier (Rowohlt 2021, 592 S., 25 Euro; E-Book 19,99 Euro):
Es handelt von einer deutsch-spanischen Ehe, von einer Reise, die in
Wilhelmshaven ihren Ausgang nimmt und deren Stationen unter anderem Bremen,
Worpswede, Hannover, Göttingen und Goslar sind.
Kaum mehr als eine [3][„Aneinanderreihung von Stippvisiten in
Norddeutschland“] hat dann etwa die – ausgerechnet – Süddeutsche Zeitung
erkannt, wo vielleicht eine echte Grand Tour zu erwarten wäre. Am „so
verquasselten wie verquasten Ich-Erzähler“ krankt das Buch in den Augen
[4][eines anderen Rezensenten]. Hat „Patria“, diese so vielstimmige
Annäherung an eine komplizierte Wirklichkeit, einfach Erwartungen bei
seinen Lesenden hinterlassen, die dieses so ganz anders geratene Buch
schlicht nicht einzulösen vorhatte? Corona hatte die eine oder andere
Lesung in der Region verhindert, aber nun stellt Aramburu den
nachgeschobenen Vorgänger in Hannover vor – in einem derzeit ausgebuchten
Saal.
8 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ein-moralist-der-nicht-moralisiert-f…
[2] https://www.neuepresse.de/Nachrichten/Kultur/Der-lange-Schatten-des-Terrors
[3] https://www.sueddeutsche.de/kultur/fernando-aramburu-reise-mit-clara-durch-…
[4] https://www.deutschlandfunk.de/fernando-aramburu-reise-mit-clara-durch-deut…
## AUTOREN
Alexander Diehl
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Literatur
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Terror der ETA – und lebt seit 1985 in Hannover.
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Roman über das Baskenland, die ETA und den Alltag des Terrors gelungen.
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