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# taz.de -- Mitbestimmung bei Amazon in den USA: Gewerkschaft fürchtet Sabotage
> Amazon-Beschäftigte in den USA stimmen zum zweiten Mal über eine
> Arbeitervertretung ab. Dem Internet-Giganten wird vorgeworfen, das zu
> hintertreiben.
Bild: Kämpfen für eine Arbeitervertreteung: Amazon-Mitarbeiter:innen vor dem …
Washington taz | Die Mitarbeiter eines Amazon-Logistiklagers im
US-Bundesstaat Alabama stimmen zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres über
die Gründung einer Arbeitervertretung ab. Die erste Abstimmung wurde wegen
„unzulässiger Beeinflussung“ als ungültig erklärt. Gewerkschaftsvertreter
fürchten, dass Amazon auch dieses Mal nichts unversucht lassen wird, um die
Einrichtung der Arbeitervertretung zu verhindern.
„Wir sehen die [1][gleiche systematische Sabotage und Unterdrückung], die
wir auch bei der ersten Wahl gesehen haben“, sagte Stuart Applebaum,
Präsident der amerikanischen Einzelhandelsgewerkschaft RWDSU, der taz. Laut
Gewerkschaft hat der Internetriese Hunderte von Personen engagiert, deren
einzige Aufgabe es sei, innerhalb der Belegschaft Zweifel an der Formierung
einer Arbeitervertretung zu schüren. Laut RWDSU zählt dazu sowohl die
Einschüchterung von Mitarbeitern:innen als auch die Verbreitung
falscher Informationen. So soll es bei einem Beitritt angeblich zu einer
Reduzierung der Belegschaft oder gar zur Schließung des Standorts kommen.
Applebaum bezeichnete das als völlig „abwegig“. Nichtsdestotrotz stimmten
bei der ersten Wahl im vergangenen Jahr mehr als [2][70 Prozent der
Arbeiter:innen gegen die Einführung einer Arbeitervertretung]. Das war
ein herber Rückschlag für die Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten,
die während der Pandemie deutlich an Fahrt aufgenommen hatte. „Die
Niederlage motiviert uns noch mehr“, sagte Amazon-Lagerarbeiterin Kristina
Bell in einem Gespräch mit Journalisten. US-Präsident Joe Biden, Politiker
und Prominente hatten sich im Vorfeld für die Arbeitervertretung in Alabama
starkgemacht.
Eine Untersuchung der amerikanischen Arbeitsschutzbehörde NLRB ergab, dass
Amazon während der ersten Wahl unlautere Praktiken angewandt hatte. Unter
anderem kritisierte die Behörde die Platzierung einer Wahlurne. Diese wurde
direkt vor dem Gebäude aufgestellt. Es konnte der Eindruck entstehen, dass
Amazon bei der Auszählung der Stimmen mitwirke. Das Ergebnis: Neuwahlen.
## Zwei weitere Standorte wollen Arbeitervertretung
[3][Amazon] hat sich seit der Gründung 1994 zum zweitgrößten privaten
Arbeitgeber in den USA entwickelt. Trotzdem gibt es bis heute in keinem der
mehr als 100 Amazon-Logistiklager eine Arbeitervertretung. „Uns war von
Anfang an klar, dass dies ein harter Kampf werden wird“, sagte Applebaum.
Die Amazon-Belegschaft in Alabama hat seit Freitag die Möglichkeit, per
Briefwahl über die Bildung einer Arbeitervertretung abzustimmen. Mit einem
Ergebnis wird spätestens Ende März gerechnet. Mehr als 6.100 Angestellte
arbeiten im Amazon-Logistikzentrum in der Kleinstadt Bessemer. Aufgrund der
hohen Fluktuation waren viele bei der ersten Abstimmung nicht im
Unternehmen. Ob das ein Vorteil ist oder ein Nachteil, wird sich zeigen.
„Die Arbeiterbewegung kann es sich nicht leisten, Amazon einfach so ziehen
zu lassen“, sagte Applebaum Die Firma verändere eine Industrie nach der
anderen. „Bei dieser Wahl geht es um mehr als nur ein einziges Warenlager“,
sagte er. „Es geht vielmehr um die Zukunft des Arbeitens.“ Die Mitarbeiter
von zwei weiteren Amazon-Logistiklagern haben ebenfalls die Absicht, eine
Arbeitervertretung zu installieren. Beide Lager befinden sind im New Yorker
Stadtteil Staten Island.
6 Feb 2022
## LINKS
[1] /Amazon-Beschaeftige-in-den-USA/!5757222
[2] /Gewerkschaft-scheitert-in-den-USA/!5764881
[3] /EU-Regel-Digital-Markets-Act/!5819296
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
## TAGS
Amazon
Gewerkschaft
USA
Arbeitnehmerrechte
Amazon
Kolumne Grandios geglückt
Amazon
USA
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