# taz.de -- Gewerkschaft scheitert in den USA: Niederlage gegen Amazon | |
> Zu wenige Beschäftigte votieren bei einer Abstimmung in Alabama für eine | |
> gewerkschaftliche Vertretung. Aus Angst vor dem Online-Riesen? | |
Bild: Hat nicht gezogen: Gewerkschaftskampagne vor dem Amazon-Standort in Alaba… | |
NEW YORK taz | Bei Amazon im US-Bundesstaat Alabama ist ein neuer Versuch, | |
[1][einen großen Betrieb im Süden des Landes gewerkschaftlich zu | |
organisieren], haushoch gescheitert. [2][Die Gewerkschaft für Einzel- und | |
Großhandel RWDSU hat es nicht geschafft, die nötige Mehrheit der | |
LagerarbeiterInnen zu gewinnen.] Nur 3.215 der insgesamt fast 5.900 | |
Beschäftigten im Logistikstandort in Bessemer gaben ihre Stimme ab. 1.798 | |
stimmten gegen eine Gewerkschaft. Lediglich 738 dafür. Die RWDSU will das | |
Ergebnis gerichtlich anfechten. Begründung: Amazon habe eine „Atmosphäre | |
der Verwirrung, Nötigung und Angst vor Repressalien“ geschaffen. | |
Der Konzern habe Beschäftigte gezwungen, während ihrer Arbeitszeit an | |
Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen „ExpertInnen“ vor Gewerkschaften | |
warnten. Amazon verteilte offenbar zudem Sticker mit der Aufschrift „Vote | |
No“ und forderte Beschäftigte auf, sie zu tragen. Es bombardierte die | |
MitarbeiterInnen zudem mit Kurznachrichten mit dem Slogan „Spar Dein Geld“ | |
und der Behauptung, eine Gewerkschaft gefährde Arbeitsplätze, Löhne und den | |
Werksfrieden. | |
[3][Gewerkschaftsfeindliche Kampagnen sind Standard in den Südstaaten], wo | |
auch zahlreiche deutsche Unternehmen – von Volkswagen über BMW bis Siemens | |
– ihre US-Niederlassungen haben. Doch Amazon ging noch weiter als andere: | |
Es klebte seine Propaganda sogar auf die Betriebstoiletten und sorgte nach | |
Angaben der RWDSU auch dafür, dass die rote Ampelphase an der | |
Betriebsausfahrt verkürzt wurde, damit es keine Gelegenheit gab, an den | |
Autofenstern über die Gewerkschaft zu informieren. | |
Von Amazon-Beschäftigten in dem strukturschwachen ehemaligen Kohlegebiet | |
hörten ReporterInnen Sätze wie: „Ich brauche keine Gewerkschaft. Ich kann | |
das allein.“ Und: „Amazon bietet hier die einzigen Jobs, wo es eine | |
Krankenversicherung vom ersten Tag an gibt.“ | |
## Stundenlohn 15 US-Dollar | |
Die InitiatorInnen der Abstimmung hatten mit dem extremen Zeitdruck und der | |
konstanten Überwachung der Beschäftigten argumentiert. Auch der Stundenlohn | |
bei Amazon, der bei 15 US-Dollar beginnt, erschien ihnen zu gering – zumal | |
Amazon seit Beginn der Pandemie die besten Geschäfte und höchsten Gewinne | |
seiner Geschichte macht. Doch selbst von den 2.000 ursprünglichen | |
UnterzeichnerInnen der Petition, die zu der Abstimmung geführt hat, | |
sprangen am Ende mehr als die Hälfte ab. | |
Amazon ist nach Walmart der zweitgrößte private Arbeitgeber des Landes. | |
Manche GewerkschafterInnen versuchten dennoch, die Niederlage positiv zu | |
drehen. So erklärte Sara Nelson, Präsidentin der Flugbegleitergewerkschaft: | |
„Wir haben es geschafft, eine echte Diskussion über die Rolle von | |
Gewerkschaften zu führen.“ | |
Bis zum Ausgang der Wahl – bei der sich AnwältInnen beider Seiten über | |
jeden einzelnen Stimmzettel gelehnt und rund 500 als „ungültig“ abgelehnt | |
haben – waren der RWDSU die Hände gebunden. Hätte sie die Machenschaften | |
von Amazon vorher angefochten, hätte das die komplette Abstimmung | |
gefährdet. | |
12 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Amazon-Beschaeftige-in-den-USA/!5757222 | |
[2] https://www.rwdsu.info/amazon_illegally_interfered_in_union_vote_rwdsu_to_f… | |
[3] /Arbeitnehmervertreter-gegen-US-Konzern/!5751885 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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