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# taz.de -- Wahlplakat erschlägt Mann in Beelitz: Staatsanwalt prüft tödlich…
> Ein vom Sturm gelöstes Wahlplakat erschlägt in Beelitz einen Fußgänger.
> Parteien lassen Standfestigkeit der Plakate überprüfen.
Bild: 8,75 Quadratmeter groß war der Aufsteller, der am Samstag einen Mann tö…
Berlin taz | Am Sonntag wird in Potsdam-Mittelmark ein neuer Landrat
gewählt, auch in Beelitz werben die Kandidaten für sich. 3,5 mal 2,5 Meter
war das Wahlplakat groß, das dort am Wochenende einen Mann erschlagen hat.
Der 58-Jährige war spazieren, als der Metallkorpus mit Schwerholz wegen
einer Sturmböe umfiel und ihn tödlich am Kopf verletzte. Zwei Tage nach dem
Unglück befassen sich Parteien, Polizei und Staatsanwaltschaft nun mit dem
Unglück und seinen Konsequenzen.
Für Meiko Rachimow, den Kandidaten der Piratenpartei, begann die Woche mit
gleich zwei Richtigstellungen: Die Bild hatte geschrieben, dass es sein
Plakat gewesen sei, das den Unfall verursachte. Und die dpa erklärte
Rachimows Wahlkampf für beendet. Beides falsch, sagt der Politiker: Es sei
ein SPD-Plakat gewesen, das den Mann am Kopf traf. Und er trete weiterhin
an, mache auch noch Wahlkampf, nur ab sofort eben nicht mehr mit
Großplakaten.
„Ich sehe sehr fröhlich aus auf den Bildern“, erklärt er, „da habe ich …
gefragt, wie sich das für die Angehörigen anfühlen muss, das ein paar Meter
weiter zu sehen.“ Am Sonntag habe er deshalb alles abgehängt.
Wahrscheinlich auch aus Vorsicht: Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten
hat der Piraten-Politiker alle Plakate selbst in den Boden geschlagen. Für
die kommenden Tage sind [1][weitere Stürme angesagt] – sollte etwas
passieren, könnte er zur Verantwortung gezogen werden.
Die Firma Treger, die das umgestürzte Plakat angebracht hat, will nicht
bestätigen, dass es sich um SPD-Werbung gehandelt hat. Richtig sei aber, so
eine Mitarbeiterin, dass CDU, SPD und FPD die Firma beauftragt haben. Die
[2][SPD in Potsdam-Mittelmark hat angekündigt], ihren Wahlkampf ruhen zu
lassen. Der Anbieter der Großplakate überprüfe laut der Kreisvorsitzenden
Claudia Eller-Funke aktuell die Standfestigkeit aller Werbeflächen. Dass
das umgestürzte Plakat von der SPD war, hat die Partei bislang nicht
bestätigt.
## Für Aufräumarbeiten zu stürmisch
Anruf beim CDU-Kreisverband: Ob man die Großplakate nun abbauen will? „Sie
wissen schon, dass Sie nicht bei der SPD anrufen?“ Man arbeite nicht mit
Großplakaten, sondern mit Planen, „und die können schließlich niemanden
erschlagen“, so eine Mitarbeiterin. Die FDP im Kreis Potsdam-Mittelmark,
die ebenfalls die Treger GmbH beauftragt hat, war bis zum Redaktionsschluss
nicht erreichbar.
Die Grünen haben als einzige Partei im Kreis ein anderes Unternehmen für
ihre Wahlwerbung beauftragt. Bisher sei es wegen des andauernden Sturmtiefs
zu gefährlich gewesen, die Aufsteller abzubauen: „Sobald der Techniker die
Sicherungen abnimmt, fliegt ihm das um die Ohren.“ Fünf Großplakate hat das
Unwetter beschädigt, die werden nicht mehr wieder aufgestellt. Die
restlichen 15 bleiben stehen: Man wolle nicht den Eindruck erwecken, die
Wahl sei schon vorbei. Außerdem sei es wichtig, die Bürger*innen
weiterhin zu informieren, sagt Kreisgeschäftsführer Jürgen Stelter. Alle
Aufsteller seien aber noch einmal zusätzlich mit Stahlstangen gesichert
worden.
Derweil prüft die Staatsanwaltschaft Potsdam, ob sie in dem Fall
Ermittlungen aufnimmt und wenn ja, gegen wen. Ausschlaggebend sei, ob
Hinweise für ein Fremdverschulden vorliegen, zum Beispiel von der
Aufstellerfirma oder dem Techniker, so Winfried Lehmann, leitender
Oberstaatsanwalt in Potsdam. Vor Mittwoch rechnet er nicht mit einem
Ergebnis in dem Todesermittlungsverfahren.
Werbende sind unter anderem verpflichtet, die Verkehrssicherheit zu
gewährleisten. Rachimow, der Kandidat der Piraten, habe deshalb besonders
darauf geachtet, dass die Aufsteller im Ernstfall nicht auf Gehwege oder
Straßen kippen: „Aber das geht nicht immer. Oft sind die von der Gemeinde
zugewiesenen Stellen dafür einfach nicht groß genug.“
1 Feb 2022
## LINKS
[1] /Sturm-in-Berlin-und-Brandenburg/!5832496
[2] https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/sturm-nadia-in-brandenburg-umstuerzen…
## AUTOREN
Johanna Jürgens
## TAGS
Unwetter
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