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# taz.de -- Krise der Skispringer: Die 37-Schanzen-Tournee
> Kurz vor Olympia ist viel von einer Krise im deutschen Skisprung die
> Rede. Dabei ist das ein weltweites Phänomen. Der Ausweg: Regeneration.
Bild: Die Schönheit des Skisprungs: Andrzej Stekala aus Polen
Von Absturz ist die Rede, von Tiefpunkt, von Krise oder von desolatem
Zustand. Grund ist, dass beim Skisprung-Weltcup in Bischofshofen, ein paar
Tage nach der und kein bisschen so wichtig wie die Vierschanzentournee, im
deutschen Skispringerteam der Männer nicht viel gelingen wollte.
Severin Freund stürzte, ohne genau zu wissen, warum. Markus Eisenbichler
wurde disqualfiziert, weil sein Anzug nicht den Regeln entsprach, und Karl
Geiger sprang so lala auf Platz acht. Und Andreas Wellinger hüpfte gerade
mal auf Platz 19.
Der Bundestrainer, wird berichtet, sei frustriert, dabei ist das, was so
kurz nach dem ersten Saisonhöhepunkt, Vierschanzen, und so kurz vor dem
zweiten Saisonhöhepunkt, Winterolympia in Peking, so ungewöhnlich nicht.
Und unerklärlich schon gar nicht. Der Vierschanzensieger [1][Ryōyū
Kobayashi] aus Japan sprang für seine aktuellen Verhältnisse auch nicht
gerade gut und wurde nur Vierter.
## 37 Wettkämpfe in einer Saison
Und ein Klassespringer wie der Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich, bei
dem es schon bei der Vierschanzentournee nicht richtig lief, hat seine
Sprünge vom Wochenende so beschrieben: „Ich hänge die ganze Zeit oben wie
ein Moorhuhn, das nicht getroffen wird.“ Kraft zieht aus der Analyse, „null
Flugsystem“ zu haben, den klugen Schluss, die nun im polnischen Zakopane
und im deutschen Titisee-Neustadt anstehenden Weltcupspringen ausfallen zu
lassen und bis zu den Olympischen Winterspielen in Peking kaum etwas zu
tun. Vorsichtiges Training, Erholung, Regeneration. Kraft tankt Kraft,
sozusagen.
Ähnlich hat es schon während der großen Tournee zum Jahreswechsel das
polnische Team mit [2][Kamil Stoch] gemacht. Der Vierschanzensieger von
20/21 wurde aus dem laufenden Wettkampf genommen, weil es nicht gut für ihn
lief: Ruhe sei nun wichtig, teilte der Verband mit, und nach der
Regenerationsphase wolle man das Training wieder aufnehmen – erst im
Kraftraum und erst dann auf der Schanze. Weltklassespringer hätten in
dieser Saison, wollten sie das volle Programm mitnehmen, 37 wichtige
Wettkämpfe absolvieren müssen: plus Olympia plus WM. Dazu kommt der immer
wiederkehrende Stress bei verschobenen oder abgesagten Konkurrenzen.
Bei den Frauen, die nicht so sehr im Fokus stehen und immer noch nicht bei
der Vierschanzentournee mitspringen dürfen, wären es 27 Wettkämpfe – auch
hier: plus Olympia. Immerhin wurden hier schon vier Springen abgesagt. Bei
den Männern wurden bis zur WM erst zwei gecancelt. Weniger von ökonomischen
Zwängen behelligt zu werden, hat auch Vorteile.
Bei so einem Programm und dem enormen Erwartungsdruck nimmt es nicht
wunder, wenn die Sportler und Sportlerinnen eine Auszeit brauchen. Wenn sie
es selbst nicht merken und auch der Trainer nichts sagt, dann meldet sich
halt der Körper.
9 Jan 2022
## LINKS
[1] /Japanischer-Ueberflieger/!5823276
[2] /Vorsprung-bei-Vierschanzentournee/!5738062
## AUTOREN
Martin Krauss
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Skispringen
Olympische Winterspiele 2022
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