# taz.de -- Bildband „Between Girls“: Molly und ihre Mädchengang | |
> Fotografin Karen Marshall begleitete eine Gruppe Mädchen von der New | |
> Yorker Upper East Side beim Erwachsenwerden. Und darüber hinaus. | |
Bild: Jen, Blake und Rachel 1985-1986 aus der Fotoserie „Between Girls“ | |
Verwirrende, schwierige, aufregende Jahre sind es, zwischen später | |
Kindheit, Pubertät und frühem Erwachsensein. So vieles geschieht zum ersten | |
Mal: das erste Ausgehen, der erste Rausch, die erste Zigarette, der erste | |
Kuss, der erste Liebeskummer. | |
„Adoleszenz“ heißt der entwicklungspsychologische Begriff dafür, von einer | |
„Nicht Fisch, nicht Fleisch“-Phase ist umgangssprachlich oft die Rede. | |
Molly Brover, ein Mädchen von der wohlhabenden New Yorker Upper East Side, | |
steckte mittendrin, war 16, als sie im Herbst 1985 zufällig die Fotografin | |
Karen Marshall kennenlernte und dazu einlud, ihren jugendlichen Alltag in | |
Bildern festzuhalten. | |
Marshall, damals Mitte zwanzig, jobbte als Babysitterin bei einer Familie | |
aus Mollys Umfeld, nahm das ungewöhnliche Angebot des Teenagers an – und | |
tauchte schließlich tiefer in Mollys „Mädchenwelt“ (O-Ton Marshall) ein a… | |
zunächst beabsichtigt. Was als Nebenbei-Projekt einer | |
experimentierfreudigen Jungfotografin begann, wuchs sich zu einer | |
berührenden Langzeitdokumentation aus. | |
Hunderte Aufnahmen umfasst die Bilderserie „Between Girls“, „Unter | |
Mädchen“, für die Marshall nicht nur Molly Brover, sondern auch deren beste | |
Freundinnen Leslie, Jen, Blake und Rachel begleitet hat, und das über | |
dreißig Jahre, bis in das erwachsene Leben der Frauen als Ehegattinnen, | |
Mütter, Umdievierzigjährige hinein. | |
„Girl, you’ll be a woman soon“, lautet eine berühmte Songzeile von Neil | |
Diamond aus den 1960ern, die in vielen Filmen zitiert ist, etwa in Quentin | |
Tarantinos „Pulp Fiction“. Fast schon cineastisch wirken auch Marshalls | |
Fotos der jungen „Frauen im Werden“: Molly und ihre Clique sind beim Tanzen | |
zu Kassettenrekordersounds zu sehen, beim Herumhängen an Straßenecken, wie | |
sie sich für den Schulball schön machen oder kleine Krisentelefonate | |
führen. | |
Geprägt von ihrem eigenen Aufwachsen in den feministischen 1970ern, habe | |
sie sich vor allem für die „schwesterlichen“ Bande zwischen den | |
Heranwachsenden interessiert, sagt Marshall. Das Tragische an ihrem | |
Projekt: Nur zehn Monate nachdem sie mit ihrer Kamera in Molly Brovers | |
Leben getreten war, starb das Mädchen bei einem Autounfall. In der | |
Erinnerung ihrer Freundinnen – und in den intimen, aber nie aufdringlichen | |
Bildern von Karen Marshall – lebt sie fort. | |
10 Jan 2022 | |
## AUTOREN | |
Katja Kullmann | |
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