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# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Inzidenz steigt auf 441,9
> Das Robert Koch-Institut meldet mehr als 27.000 Neuinfektionen. In
> Thailand wurde der erste Fall der Omikron-Variante nachgewiesen.
Bild: Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen, und Petra Köpping wo…
## Scholz verurteilt Fackelaufmarsch
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Fackelaufmarsch von
Gegnern der staatlichen Corona-Politik vor dem Haus der sächsischen
Gesundheitsministerin Petra Köpping (beide SPD) scharf kritisiert. „Das
dürfen wir uns als Land nicht gefallen lassen“, sagte er am Montag in
Berlin bei der Vorstellung der SPD-Mitglieder des künftigen
Bundeskabinetts. Diese ganz klare Botschaft müsse von allen Demokraten
ausgehen. Die Bilder und der Vorgang selbst seien „furchtbar“.
Man dürfe niemanden damit durchkommen lassen, dass er irgendwie vergrätzt
sei und deshalb solche Dinge tue, sagte Scholz. Man könne über viele Fragen
unterschiedliche Meinungen haben. Darüber dürfe und müsse man auch
diskutieren – und zwar auch engagiert. „Aber das ist als Bedrohung gemeint.
Und wir sollten nicht so tun, als ob es nicht auch genau das gewesen ist:
eine Bedrohung einer demokratischen, fleißigen und ganz tollen Politikerin
in Sachsen.“ Alle Demokraten müssten das zurückweisen. (dpa)
## Zahlen steigen trotz Untererfassung der Infektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist leicht gestiegen. Das Robert
Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000
Einwohner*innen und Woche am Montagmorgen mit 441,9 an. Zum Vergleich:
Am Vortag hatte der Wert bei 439,2 gelegen, vor einer Woche bei 452,4
(Vormonat: 183,7). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI
binnen eines Tages 27.836 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen
hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.24 Uhr wiedergeben.
Vor genau einer Woche waren es 29.364 Ansteckungen. Der
Sieben-Tage-Mittelwert der Neuinfektionen [1][sinkt fast unmerklich um 219
auf 56.414]. Insgesamt verharrt die Pandemie in Deutschland jetzt seit gut
einer Woche [2][auf einem Hochplateau].
Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass
Expert*innen derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen.
Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen
zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher. Auch dem RKI fällt
die Beurteilung der Lage schwer. Der gebremste Anstieg der
Sieben-Tage-Inzidenz könne „einerseits ein erster Hinweis auf eine sich
leicht abschwächende Dynamik im Transmissionsgeschehen aufgrund der
deutlich intensivierten Maßnahmen zur Kontaktreduzierung sein“, hatte es im
RKI-Wochenbericht von Donnerstagabend geheißen. Allerdings könnte die
Entwicklung „regional auch auf die zunehmend überlasteten Kapazitäten im
Öffentlichen Gesundheitsdienst und die erschöpften Laborkapazitäten
zurückzuführen sein“.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 81
Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 73 Todesfälle. Der
Sieben-Tage-Mittelwert ist [3][seit drei Tagen nicht mehr weiter
angestiegen und pendelt bei etwa 309].
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.185.961 nachgewiesene Infektionen
mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen,
da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Coronapatienten je 100.000
Einwohner*innen innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am
Freitag mit 5,52 an (Donnerstag: mit 5,47). Am Wochenende wird der Wert
nicht gemeldet. Er spielt eine wesentliche Rolle für die [4][Beurteilung
des Infektionsgeschehens]. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in
den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung
der Pandemie verhängt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Montag mit 5.120.100 an. Die Zahl der
Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit
Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 103.121. (dpa/taz)
## Erster Fall der Omikron-Variante in Thailand nachgewiesen
In Thailand ist der erste Fall der [5][Omikron-Variante] nachgewiesen
worden. Bei der infizierten Person handele es sich um einen amerikanischen
Staatsbürger, der vor knapp einer Woche aus Spanien in das südostasiatische
Urlaubsland eingereist sei, teilte das Gesundheitsministerium in Bangkok am
Montag mit. Zwei Tests am 30. November und am 3. Dezember hätten ergeben,
dass es sich mit 99-prozentiger Sicherheit um die Omikron-Virusvariante
handele, so die Behörden.
Das Land hat seine Grenzen Anfang November wieder für Touristen aus
Dutzenden Ländern geöffnet, darunter auch Deutschland. Die Angst vor einer
Ausbreitung der neuen Variante ist deshalb groß. Thailand mit seinen
Inseln, weißen Stränden, Tempeln und Dschungeln ist auf den wichtigen
Tourismussektor angewiesen und hofft auf eine baldige Erholung der Branche.
Derzeit nähmen die Besucherzahlen weiter zu, berichtete die Zeitung Bangkok
Post unter Berufung auf den thailändischen Hotelverband. Auf die größte
Insel Phuket reisten demnach allein im November mehr als 37.000
internationale Feriengäste, darunter vor allem aus Russland und
Deutschland. Wenn Länder wegen der Omikron-Variante nun aber neue
Reisebeschränkungen einführten, könne dies künftig wieder viele Touristen
von einer Fernreise abschrecken, hieß es. (dpa)
## Dresdner Polizei rüstet sich für Einsatz
Nach dem Entsetzen über den Fackelaufmarsch vor dem Privathaus von Sachsens
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) bereitet sich die Polizei in
Dresden auf einen Großeinsatz vor. Am Montag rechnen die Einsatzkräfte mit
einem Protest von Gegner*innen der Coronapolitik vor dem Sächsischen
Landtag. Der Grund: Das Parlament will am Mittag (13.00 Uhr) über die
Feststellung der epidemischen Lage im Freistaat entscheiden.
Insbesondere in sozialen Netzwerken werde zu dem Protest aufgerufen, hatte
die Polizei am Freitag mitgeteilt. „Auch Extremisten mobilisieren für einen
Protest vor dem Sächsischen Landtag. Unsere Gefahrenprognose, Grundlage
unserer Einsatztaktik, ist damit eine ganz andere als an den vergangen
Montagen“, sagte Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Im Ergebnis enge das den
Ermessensspielraum deutlich ein. „Eine härtere Gangart der Polizei wird die
logische Konsequenz sein – natürlich unter Berücksichtigung des Grundsatzes
der Verhältnismäßigkeit bei der Wahl unserer Mittel“, sagte der
Polizeipräsident. Wasserwerfer sollen im Stadtzentrum bereitstehen.
Die Polizei in dem Bundesland schritt am Sonntagabend in mehreren Städten
erneut gegen nicht genehmigte Kundgebungen mit Hunderten Gegner*innen
der Coronapolitik ein. Bereits am Wochenende hatte es an verschiedenen
Orten Demonstrationen gegeben, obwohl die Coronanotfallverordnung nur
stationäre Versammlungen mit bis zu zehn Teilnehmer*innen erlaubt.
Aufsehen erregte insbesondere ein Protest von 30 Gegner*innen der
Coronapolitik, die sich am Freitagabend lautstark und mit Fackeln vor dem
Haus von Ministerin Köpping versammelt hatten. Die Polizei erstattete
Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und prüft Verstöße
gegen die Coronaverordnung. Politiker*innen verurteilten die
Versammlung parteiübergreifend.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) schrieb auf Twitter:
„Wir treten allen Kräften entgegen, die einschüchtern wollen.“ Was Köppi…
passiert sei, gehe alle Sachsen an.
Sachsens Landesregierung versucht seit Wochen, die explodierenden
Fallzahlen im Freistaat mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens in den
Griff zu bekommen. Sachsen hat mit Abstand die höchste Sieben-Tage-Inzidenz
in Deutschland, zuletzt pendelte sich die Inzidenz bei Werten um die 1.200
ein.
Die Zahlen könnten sich sogar verdoppeln und bis auf Werte von 2.800
steigen, befürchtet die Landesregierung. „Bei sich fortsetzender Dynamik
kann angenommen werden, dass die Inzidenz bis Ende Dezember bis circa 2.800
ansteigen wird, bis sie dann bis Ende Januar auf das jetzige Niveau wieder
abfallen wird“, heißt es im Antrag der Regierung für die Sondersitzung des
Landtages am Montag.
Das Parlament soll dann über die Feststellung der epidemischen Lage im
Freistaat entscheiden. Sie soll Rechtssicherheit für eine Fortsetzung
bestehender Schutzmaßnahmen und ihre mögliche Erweiterung erlangen. Die
aktuelle Notfallverordnung gilt bis 12. Dezember. Sie schreibt bereits
stärkere Einschränkungen als in vielen anderen Bundesländern vor. Die
sächsische Regierung schloss eine nochmalige Verschärfung nicht aus.
Zunächst will sie aber die Wirkung der bisher verhängten
Kontaktreduzierungen und die Vorgaben des neuen Infektionsschutzgesetzes
abwarten. (dpa)
## Schnelltests weiter knapp
Der Apothekerverband Nordrhein rechnet noch über Wochen mit Engpässen bei
Coronaschnelltests. „Coronatests sind oft knapp. Ein Ende der
Lieferengpässe ist noch nicht abzusehen“, sagt Verbandschef Thomas Preis
der Zeitung Rheinische Post (Montagausgabe). „Aktuell steigen die Zahlen in
den Teststellen wöchentlich um zehn Prozent an. Der Dezember wird der Monat
mit den meisten Bürgertests werden.“ Auch der Verkauf von Selbsttests lege
weiter zu. Zugleich gäbe es Angebotsprobleme: Die Frachtmöglichkeiten aus
Fernost seien begrenzt, die Freigabe am Zoll dauere lang. „Bisher waren
viele Tests als Sonderzulassung im Verkauf. Diese Sonderzulassungen werden
nicht mehr verlängert. Das sorgt auch für weitere Engpässe.“ (rtr)
## Forderungen nach mehr Impfungen am Wochenende
Ärzte- und Ärztinnenvertreter*innen fordern mehr Impfangebote an den
Wochenenden. „Die Menschen haben am Samstag und Sonntag Zeit und würden
sich auch in viel größerer Zahl boostern lassen, wenn sie dafür nicht
stundenlang in der Kälte anstehen müssten“, sagt Susanne Johna, Vorsitzende
der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Man darf jetzt keine Kosten und Mühen scheuen, die Impfkampagne
voranzubringen.“ Es sei absolut richtig, bis Weihnachten etwa 30 Millionen
Impfungen zu erreichen. Das könne aber nur gelingen, wenn die Verteilung
des Impfstoffs besser funktioniere, weitere Impfzentren reaktiviert würden
und „wir auch am Wochenende impfen, was das Zeug hält.“ (rtr)
## Coronaproteste teils von Rechtsextremen organisiert
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hat sich angesichts der jüngsten
Coronaproteste in Thüringen, [6][aber auch in Sachsen, besorgt gezeigt].
„Das ist grundsätzlich besorgniserregend“, sagt er dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (RND, Montag). Die Proteste würden „teilweise von
Rechtsextremisten organisiert“, die zuweilen regelrecht „euphorisch“ seie…
Dabei sei es „nicht völlig unerklärlich“, dass wegen der neuen 2G- und
3G-Regeln wohl vor allem Ungeimpfte an den Märschen teilnähmen. „Sie werden
jetzt merken, dass das Leben erhebliche Erschwernisse mit sich bringt.“ Man
könne Proteste, bei denen keine Masken getragen und Mindestabstände nicht
eingehalten würden, nicht einfach nur begleiten. „Das ist mir zu defensiv.“
Man müsse aber auch aufpassen, dass es nicht zu einer Eskalation der Gewalt
komme. Auf jeden Fall müssten Teilnehmer mit finanziellen Konsequenzen
rechnen. So würden für das Nicht-Tragen von Masken 60 Euro fällig und für
den Verzicht auf den Mindestabstand 100 Euro. Wer als Organisator
derartiger Proteste in Erscheinung trete, für den könnten mehrere Tausend
Euro Strafe folgen. (rtr)
Auch Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) will bei der nächsten
Ministerpräsidentenkonferenz über weitere Kontaktbeschränkungen auch für
Geimpfte für die Zeit nach Weihnachten sprechen. „Klar ist, dass es über
Weihnachten zahlreiche Familienkontakte geben wird. Die werden nach aller
Erfahrung auch wieder für eine Reihe von Ansteckungen sorgen. Es ist also
eine Überlegung wert, ob man die damit verbundene Infektionsdynamik nicht
durch eine begrenzte Auszeit abmildern sollte“, sagt Weil der Zeitung Welt.
Am Ende müsse man die Entscheidung von der Entwicklung des
Infektionsgeschehens und der Lage auf den Intensivstationen abhängig
machen.
## Schnieder erwartet Regierungsvorschlag zu Impfpflicht
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag,
Patrick Schnieder (CDU), erwartet [7][von der künftigen Bundesregierung]
die Vorlage eines Gesetzentwurfs zu einer Impfpflicht gegen Corona. „Eine
Bundesregierung kann sich dort nicht wegducken und der Diskussion
ausweichen“, schreibt Schnieder in einem Gastbeitrag der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung (Montag). Die designierte Ampelkoalition von SPD,
Grünen und FDP plant bislang, dass der Bundestag auf Grundlage
fraktionsübergreifender Anträge über eine Impfpflicht entscheidet.
„Wie bei jedem Gesetz sind es am Ende die Abgeordneten im Bundestag, die
das Gesetz beschließen, und selbstverständlich muss jeder Abgeordnete die
Entscheidung vor seinem Gewissen treffen“, schrieb Schnieder. Allerdings
brauche die Entscheidung für eine Impfpflicht die Unterstützung aller
Verfassungsorgane.
Eine Impfpflicht habe zu Recht einen hohen Begründungsaufwand, schrieb
Schnieder und verwies auf die Entscheidung des Parlaments für die
Masern-Impfpflicht im Jahr 2019. Die dazugehörige Bundestagsdrucksache habe
52 Seiten umfasst. Dem Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) seien verschiedene Stellungnahmen beigefügt worden, einschließlich
einer Stellungnahme des Bundesrates. „Durch einen so vorbereiteten
Gesetzentwurf der Bundesregierung können die Abgeordneten schließlich vor
ihrem Gewissen entscheiden“, argumentierte der CDU-Politiker. (epd)
6 Dec 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/gereonas/status/1467757439269457922
[2] /Coronazahlen-in-Deutschland/!5819773
[3] https://twitter.com/gereonas/status/1467760656736784384
[4] /St-Pauli-gegen-Schalke-in-der-2-Liga/!5817291
[5] /Suedafrika-und-Omikron/!5816051
[6] /Fackelaufmarsch-in-Sachsen/!5817316
[7] /SPD-billigt-rot-gruen-roten-Vertrag/!5820451
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