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# taz.de -- Wahlen im Londoner Old Bexley & Sidcup: Zufrieden trotz Niederlage
> Labour konnte sich bei den Nachwahlen nicht gegen die Konservativen
> durchsetzen. Die Wahleinbußen der Torys stimmt sie aber zuversichtlich.
Bild: Will seine Partei kampagnenfähiger machen: Labour-Chef Keir Starmer
London taz | Großbritanniens regierende Konservative haben die Nachwahl im
Londoner Außenbezirk Old Bexley und Sidcup, bei denen Labour aufgrund des
Tiefs von Boris Johnson [1][Erfolgschancen witterte], am Ende
[2][gewonnen]. Auch neue Enthüllungen in letzter Minute, wonach angeblich
zu Weihnachten 2020 während strikter Lockdownregeln in 10 Downing Street
eine Weihnachtsfeier von Angestellten (ohne Premierminister Boris Johnson)
abgehalten worden sei, halfen Labour nicht, genauso wenig wie eine
aufsehenerregende Umbesetzung des Labours-Schattenkabinetts, bei dem
Starmer einen klaren Schwenk zur politischen Mitte machte.
Der konservative Kandidat Louie French war schließlich mit 51,4 Prozent der
abgegebenen Stimmen Sieger, 13 Prozentpunkte weniger als sein verstorbener
Vorgänger James Brokenshire bei der Parlamentswahl 2019 erhalten hatte.
Labours Stimmenanteil stieg auf 30,8 Prozent an, ein Plus von 7,4
Prozentpunkte. Doch beide großen Parteien haben in absoluten Zahlen massiv
Stimmen eingebüßt – die Wahlbeteiligung lag nur bei rund 33 Prozent,
gegenüber knapp 70 bei den Parlamentswahlen.
Selbst ein Wahlbündnis mit Grünen und Liberaldemokraten hätte für Labour
nicht gereicht. Dritter wurde der ehemalige Brexit-Party-Vorsitzende
Richard Tice, der mit seiner neuen Partei Reform UK Dritter 6,6 Prozent der
Stimmen verbuchte. Für David Kurten, den einstigen Ukip-Mann, der mit
seiner neuen „Heritage Party“ Gasheizungen retten wollte und sich gegen
Klimaneutralität einsetzte, stimmten sogar nur 116 Wähler:innen – 0,5
Prozent.
Labour gab sich trotz der Niederlage zufrieden. Der Labourabgeordnete des
benachbarten Wahlkreises Lewisham West & Penge, Ellie Reeves, sprach von
einem beachtlichen Ergebnis für eine Toryhochburg: „Wir gewinnen den
Glauben der Leute zurück“, behauptete er. Auch die Konservativen nannten
das Ergebnis zufriedenstellend für eine Nachwahl.
## Konservativen müssen sich anstrengen
Labour-Chef Keir Starmer will nun seine Partei kampagnenfähiger machen.
Seine Partei habe noch viel zu tun, sei aber auf einem guten Wege und die
Menschen würden Boris Johnson allmählich überdrüssig, sagte er am
Wochenende [3][in einem Interview]. In einer Umbildung seines
Schattenkabinetts hob er zuvor das Schwergewicht Yvette Cooper auf den
Posten der Schatteninnenministerin, wo sie der konservativen
Innenministerin Priti Patel gegenübertreten wird.
Cooper, die unter Tony Blair und Gordon Brown als Ministerin in
verschiedenen Ämtern agierte, gilt aufgrund ihrer langjährigen
Mitgliedschaft in parlamentarischen Ausschüssen als forensisch
durchleuchtende politische Kraft des Parlaments. Auch Rachel Reeves, die
seit Mai Labours Schattenfinanzministerin ist, gilt als den Tories lästiges
Schwergewicht Labours.
Die Konservativen werden sich wohl zunehmend anstrengen müssen, ihre
Wahlkreise zu verteidigen. Als Nächstes ist der Wahlkreis Shropshire North
mit einer [4][Nachwahl am 16. Dezember] dran. Hier ist der in einen
Korruptionsskandal verwickelte Konservative Owen Paterson zurückgetreten,
und bei der Nachwahl rechnen sich die Liberaldemokraten gute Chancen aus.
Den Wahlkreis halten die Tories seit sagenhaften 200 Jahren.
5 Dec 2021
## LINKS
[1] /Nachwahl-in-Old-Bexley-and-Sidcup/!5815898
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/2021_Old_Bexley_and_Sidcup_by-election
[3] https://www.thetimes.co.uk/article/keir-starmer-interview-johnsons-broken-p…
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/2021_North_Shropshire_by-election
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Großbritannien
Boris Johnson
Keir Starmer
Labour Party
Tory
Großbritannien
Schwerpunkt Brexit
Lesestück Recherche und Reportage
Boris Johnson
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