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# taz.de -- „Medienkorrespondenz“ wird eingestellt: Irdisches Ende
> Die katholische Zeitschrift „Medienkorrespondenz“ wird eingestellt. Ab
> 2022 soll die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) ihre Aufgabe
> übernehmen.
Bild: Das Ende der „Medienkorrespondenz“ als brennender Dornbusch?
Medien und Religion haben ja viel Schönes gemeinsam. Sie wollen Meinung
machen, Wahrheiten verkünden und die letzten Dinge klären. Deshalb sind
Medien und Religionsgemeinschaften auch sogenannte Tendenzbetriebe. Das
heißt, sie können ihren Mitarbeiter*innen vorschreiben, in welche
Richtung sie bekehren wollen.
[1][Bei Springer gibt es] beispielsweise die redaktionellen Grundsätze von
der ewigen Freundschaft zu den USA und bei den Christen die zehn Gebote.
Okay, nicht ganz vergleichbar. Aber dieser „Tendenzschutz“, egal ob bei
Kirchen oder Medien, ist ohnehin von vorgestern.
In einem Punkt dürfen wir den Kirchen aber dankbar sein. Sie kümmern sich
verlässlich um ihre Schäfchen, so auch um die Medien. Natürlich anfangs mit
dem Ziel, dass diese Schäfchen nicht auf die falsche Weide geführt werden.
Deswegen sitzt in den Aufsichtsgremien der Öffentlich-Rechtlichen auch
immer ein Schwung Kirchenvertreter*innen.
Weil die evangelische wie die katholische Kirche den Medien die Messe lesen
wollten, gründeten sie in den 1950ern gleich noch zwei Publikationen. Das
Blatt der Freunde Luthers [2][heißt heute epd medien] und bei den
Papst-Anhänger*innen Medienkorrespondenz (MK). (Disclaimer in eigener
Sache: Ich schreibe ab und zu für beide.) Ihre kirchliche Herkunft schlägt
sich nur noch zu hohen Fest- und Feiertagen in den Blättern nieder. Dafür
sind beide im Medienjournalismus unverzichtbar. Denn sie pflegen Raritäten
wie echte Fernsehkritik. Leisten akribische Recherchen zur Medienpolitik.
Und auch wenn die ARD nie Zahlen rausrückt, weiß die MK immer, was die
„Sportschau“ kostet.
## Wir brauchen sie, um auf die Wahrheit zu kommen
Doch mit dem irdischen Dasein der MK ist wohl bald Schluss. Sie soll
[3][Ende 2021 eingestellt werden.] „Wer war nochmal die Zielgruppe?“, fragt
die Mitbewohnerin. „Ach, dieses Fachpublikum existiert ja so nun auch nicht
mehr. Alle sind nur noch quereingestiegene Experten und labernde
Angelernte.“
Als Quereinsteigerin soll ab 2022 die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)
„die Einordnung der Entwicklungen einer hochdynamischen Medienbranche“ von
der MK übernehmen. So verkündet sie es derzeit ihren Jünger*innen. Das
erinnert ein bisschen an den Limbus, also diese Vorhölle, die der deutsche
Papst in Rom eigentlich offiziell abgeschafft hat.
Und dann ist da noch ’ne andere Krux. Bislang erschienen MK und epd medien
ganz alttestamentarisch im Gleichgewicht des Schreckens. Solange es den
einen Titel gab, konnte die andere Kirche ihren schlecht dichtmachen. Wenn
den Evangelen jetzt das Ende der MK als brennender Dornbusch winkt, ihren
Gottes-, äh, Mediendienst auch zu opfern, wäre das schwere Sünde. Denn wir
brauchen sie ja, um auf die Wahrheit zu kommen. In Ewigkeit, Amen.
19 Nov 2021
## LINKS
[1] /Beziehungen-bei-Springer/!5814895
[2] /epd-medien-wird-70/!5583343
[3] https://www.turi2.de/aktuell/gedruckte-medienkorrespondenz-wird-eingestellt/
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
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Katholische Kirche
Medienvielfalt
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Funke Mediengruppe
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