# taz.de -- Klage wegen Trans-OP: Vagina vor Gericht | |
> Eine Frau darf sich von denen behandeln lassen, die es am besten können, | |
> sagt das Sozialgericht. Denn die Krankenkasse wollte nicht zahlen. | |
Bild: Rein rechtlich: Süßgebäck in Vaginalstruktur | |
Das [1][rechtliche Geschlecht]. Was für ein Begriff! Ein Paragraphenorgan, | |
eine Verwaltungsidentität, ein Irrsinn! Aber genau darüber hat das Berliner | |
Sozialgericht im September entschieden. Genauer gesagt, darüber, ob „der | |
Versorgungsauftrag eines Krankenhauses bei der Behandlung von weiblichen | |
Geschlechtsorganen nach dem rechtlichen Geschlecht oder nach dem | |
biologischen Ursprung der Patientin zu bestimmen ist.“ Am Dienstag wurde | |
das Urteil veröffentlicht. | |
Hintergrund war der Fall einer transsexuellen Berlinerin, bei der eine | |
Korrektur der [2][Neovagina] (noch so ein Fachwort!) notwendig wurde. Ein | |
Team aus Gynäkologen und Urologen führte die entsprechende Operation durch. | |
Die [3][öffentlich-rechtliche Krankenkasse] verweigerte daraufhin die | |
Zahlung, weil das Fachgebiet, das der Frauenheilkunde nämlich, an dem | |
beklagten Krankenhaus gar nicht vertreten sei. Kurzum: Wie könne die | |
Patientin es wagen, sich als Frau von Urologen behandeln zu lassen, wenn es | |
doch um ihre Vagina ging? | |
Unfassbar! Denn die Operation war ja nun geglückt. Es mangelte also | |
offensichtlich nicht an Kompetenz. Warum also Kompetenzen anzweifeln? Nun | |
es handelt sich hier nicht, um die faktische Kompetenz, sondern um die | |
rechtliche. | |
Bezüglich der Kompetenz ist das Korintenkackerei, die nichts anderes seien | |
kann als ein Vorwand für Böswilligkeit. So oder so ähnlich entschied dann | |
auch das Sozialgericht, als es befand, dass es um die fachliche Kompetenz | |
ginge und in dieser Hinsicht insbesondere die Gefäß- und Nervenbahnen der | |
biologisch männlichen Genitalien eine Rolle spielten. Deshalb habe das | |
Krankenhaus alles Recht, die Patientin zu behandeln und dafür auch bezahlt | |
zu werden. | |
## Überflüssige Kategorie | |
Traurig ist bei diesem Fall vor allem, wie das Geschlecht eines Menschen | |
auf den Amboss der Verwaltung verfrachtet wird. Die Würde des Menschen | |
besteht auch aus seiner Zweideutigkeit. Ein Leben haben wir Zeit, um unsere | |
Widersprüche zu entdecken, zu bewundern und zu genießen. Nichts ist dafür | |
unangemessener als die Sprache des Rechts. | |
Dieser Ansicht war die Krankenkasse offenbar nicht, denn sie hat Berufung | |
eingelegt und die Frage `rechtliches Geschlecht vs. biologischer Ursprung´ | |
muss vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg noch einmal verhandelt | |
werden. Um so etwas zu verhindern, könnte man das rechtliche Geschlecht | |
auch einfach weglassen: Was für eine [4][überflüssige Kategorie], geboren | |
aus kafkaeskem Verwaltungswahn. Das eigene Geschlecht geht die | |
Öffentlichkeit nichts an! | |
9 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Hanno Rehlinger | |
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