# taz.de -- Einigung im Tarifstreit bei Vivantes: Kompromiss nach langem Streik | |
> Angestellte in Töchterfirmen des landeseigenen Berliner Klinikkonzerns | |
> erhalten mehr Geld. Allerdings werden nicht alle gleich behandelt. | |
Bild: Protest von Vivantes-Mitarbeiter*innen vor dem Roten Rathaus | |
BERLIN dpa | Nach monatelangen Verhandlungen und Wochen des Streiks sollen | |
die Beschäftigten bei den Töchtern der landeseigenen Vivantes-Kliniken noch | |
in diesem Jahr mehr Geld bekommen. Bei zwei der fünf betroffenen | |
Tochtergesellschaften steht rückwirkend zum 1. Juli eine Lohnerhöhung von | |
2,5 Prozent an. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten zudem | |
eine Corona-Sonderzahlung von 1.500 Euro. Darauf einigten sich beide Seiten | |
[1][bereits am Donnerstag in einem Eckpunktepapier]. Am Freitag stellten | |
sie in Berlin die Ergebnisse vor. Das Papier dient als Basis für einen | |
Tarifvertrag, der noch ausformuliert werden muss. | |
Der wichtigste Punkt der Einigung: Bis 2025 sollen sich die Löhne und | |
Gehälter stufenweise dem Niveau des Tarifvertrags des öffentlichen Diensts | |
(TVöD) annähern. Es war eine Kernforderung der Gewerkschaft. | |
Allerdings differenziert das Papier zwischen verschiedenen Töchtern. So | |
erhalten Beschäftigte der Reha-Einrichtungen sowie Technik- und | |
Baumitarbeiter am Ende 96 Prozent des TVöD-Tarifs. Alle anderen | |
Gesellschaften landen ab 2025 lediglich bei 91 Prozent. | |
„Das Ergebnis ist ein Kompromiss“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Ivo | |
Garbe. „In Teilen ist es ein guter Kompromiss, in Teilen ein sehr | |
schmerzhafter Prozess.“ Der Einigung war ein wochenlanger Streik der | |
Tochter-Beschäftigten vorausgegangen. Schließlich vermittelte der frühere | |
brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck in dem Tarifkonflikt. | |
„Wir sind stimmungsmäßig aus dem Eisschrank gekommen“, sagte dieser jetzt | |
mit Blick auf den Start der Gespräche. „Jetzt ist es wenigstens lauwarm.“ | |
Der kommissarische Vivantes-Geschäftsführer Johannes Danckert sagte, der | |
Kompromiss stelle die Arbeitgeberseite vor „große finanzielle | |
Herausforderungen“. Diese müssten gemeinsam mit dem Land Berlin bewältigt | |
werden. Bis zum 15. Dezember soll nun ein Tarifvertrag erarbeitet werden, | |
der am 1. Januar in Kraft tritt. | |
## Bessere Bedingungen für Reinigungskräfte | |
Insgesamt betrifft der Kompromiss fünf Töchter des Vivantes-Konzerns. Bei | |
ihnen sind unter anderem Reinigungskräfte, das Küchenpersonal oder | |
Instandhalter angestellt. Verdi hatte ursprünglich die vollständige | |
Anwendung des TVöD verlangt. Er gilt bereits in den Vivantes-Stammhäusern | |
und für einen Teil der Beschäftigten der Tochterunternehmen mit alten | |
Verträgen. | |
Dabei geht es zum Teil um mehrere hundert Euro Lohnunterschied im Monat. | |
Der [2][Tarifstreit tobt seit Monaten]. Am 9. September waren die | |
Beschäftigten für mehrere Wochen in einen unbefristeten Streik getreten, | |
der bis zum 22. Oktober dauerte. | |
Mit dem Eckpunktepapier sind sämtliche Tarifauseinandersetzungen an den | |
landeseigenen Kliniken Charité und Vivantes für die Laufzeit der künftigen | |
Verträge vorerst gelöst. Für Pflegerinnen und Pfleger hatten sich das | |
Unternehmen und Verdi bereits in der zweiten Oktoberwoche auf Eckpunkte für | |
einen Entlastungstarifvertrag mit besseren Arbeitsbedingungen geeinigt. | |
Auch an der Charité gab es einen Kompromiss. | |
Mit Blick auf die finanzielle Lage von Krankenhäusern rief Platzeck die | |
künftige Bundesregierung dazu auf, das Problem anzugehen. Er kritisierte | |
vor allem die Fallpauschale, bei der medizinische Leistungen pauschal pro | |
Behandlungsfall vergütet werden. Die Krankenhausfinanzierung müsse „in | |
Teilen auf neue Füße gestellt werden“, sagte Platzeck. In vertraulichen | |
Gesprächen habe er immer wieder vernommen, dass die Fallpauschalen nicht | |
mehr tragfähig seien. | |
29 Oct 2021 | |
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