# taz.de -- EuGH verurteilt Polen: Warschau, zur Kasse! | |
> Im Justiz-Streit zwischen Polen und der EU hat der EuGH Warschau zu einem | |
> Zwangsgeld verurteilt. Das Land soll eine Million Euro zahlen – täglich. | |
Bild: Der Streit zwischen Warschau und Brüssel spitzt sich seit Wochen zu | |
Luxemburg afp | Im [1][Konflikt um die umstrittenen polnischen | |
Justizreformen] hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg das | |
Land angewiesen, der EU-Kommission täglich eine Million Euro Zwangsgeld zu | |
zahlen. Polen habe eine frühere EuGH-Entscheidung zur Disziplinarkammer für | |
Richter nicht umgesetzt, begründete das Gericht am Mittwoch seinen | |
Beschluss. Dies sei aber notwendig, um ernsthaften und irreparablen Schaden | |
von den europäischen Werten, vor allem der Rechtsstaatlichkeit, abzuwenden. | |
(Az. C-204/21) | |
Die EU-Kommission und Polen streiten seit langem um die Einhaltung der | |
verbindlichen rechtsstaatlichen Grundsätze. Polen wird deren Missachtung | |
vorgeworfen, seit die nationalkonservative Regierung den [2][Umbau des | |
polnischen Justizwesens] begann. | |
Befürchtet wird, dass die Unabhängigkeit der Justiz von der Politik nicht | |
mehr gewährleistet ist. Kern der Reform ist die Disziplinarkammer, die | |
Richter bestrafen und entlassen kann und deren Mitglieder vom politisch | |
kontrollierten Landesjustizrat ernannt werden. | |
Vor allem darum ging es auch in der aktuellen EuGH-Entscheidung. Bereits im | |
Juli entschied der EuGH nämlich, dass die Disziplinarkammer gegen EU-Recht | |
verstoße. Polen müsse ihre Arbeit aussetzen, hieß es in der einstweiligen | |
Anordnung. Da das Land sich daran nicht hielt, zog die Kommission erneut | |
vor den EuGH und beantragte ein Bußgeld. | |
Polen seinerseits beantragte erfolglos die Aufhebung der Anordnung vom | |
Juli. Der Gerichtshof entschied nun, dass Polen das Zwangsgeld solange | |
zahlen muss, bis es die frühere EuGH-Entscheidung umsetzt oder das | |
endgültige Urteil fällt. Bisherige Maßnahmen reichten nicht aus. | |
## Morawiecki: „Pistole auf die Brust“ | |
Schon im September war Polen zu täglichen Zahlungen von einer halben | |
Million Euro verurteilt worden, weil es entgegen einer einstweiligen | |
Anordnung den Braunkohleabbau im Tagebau Turow nicht stoppte. Allerdings | |
entschied wiederum das polnische Verfassungsgericht Anfang Oktober, dass | |
EU-Recht keinen Vorrang gegenüber nationalem Recht habe. | |
Der Streit spitzte sich seitdem weiter zu. Am Montag etwa warf der | |
polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki der EU vor, ihm mit dem Antrag | |
beim EuGH die „Pistole auf die Brust“ zu setzen. | |
Das Thema wurde auch beim EU-Gipfel in der vergangenen Woche besprochen. | |
Dort sagten mehrere EU-Staats- und Regierungschefs, dass Brüssel die von | |
Warschau erwarteten 36 Milliarden Euro für den Wiederaufbau nach der | |
Pandemie nicht freigeben werde, solange der Streit nicht geklärt sei. | |
27 Oct 2021 | |
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