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# taz.de -- Die Wahrheit: Im Fadenkreuz von Pu der Bär
> Die deutschen Konfuzius-Institute stecken in der Klemme: Chinas
> Staatspräsident Xi Jinping hat sie am Wickel.
Bild: Xi Jinping beim Chillen, im Vordergrund I-Aah
Ganz Deutschland lacht über die sogenannten Konfuzius-Institute in Hamburg
und Duisburg. Sie haben vor dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping
gekuscht und auf seinen Befehl eine Online-Lesung aus der
Xi-Jinping-Biografie von Stefan Aust und Adrian Geiges abgeblasen. Der
lange Arm des Despoten reicht offenkundig bis nach Mitteleuropa, obwohl er
nach Augenzeugenaussagen eher von durchschnittlichem Wuchs sein soll. Die
inoffiziellen Angaben über Xi Jinpings Körperlänge schwanken zwischen 1
Meter 32 und 1 Meter 54.
Äußerlich ähnelt er der Romanfigur „Pu der Bär“ so stark, dass er die
Einfuhr dieses Kinderbuchs nach China verboten hat. Doch gerade dieser
Umstand gibt den Konfuzius-Instituten nun die Gelegenheit, sich zu
rehabilitieren. Sowohl in Duisburg als auch in Hamburg solle in den
Konfuzius-Instituten den gesamten November über aus dem Kinderbuchklassiker
„Pu der Bär“ vorgelesen werden, und zwar „all around the clock“.
So steht es in einer Pressemitteilung der beiden Institute, in der sie sich
vehement gegen den Vorwurf wehren, vor Xi Jinping eingeknickt zu sein:
„Wir, die Konfuzius-Institute in Hamburg und Duisburg, stehen für
Zivilcourage ein und missbilligen daher jede Form von Tyrannei. Aus diesem
Grund haben wir uns dazu entschlossen, in unseren Häusern Lesungen aus ‚Pu
der Bär‘ zu ermöglichen. Wir wissen sehr wohl, was wir damit riskieren, und
wir möchten Herrn Xi Jinping, den erhabenen Gottkaiser und weisen Führer
des chinesischen Volkes, von Herzen darum bitten, sich in unsere Zwangslage
einzufühlen, denn wir müssen hierzulande einfach so tun, als ob wir Mut
hätten, damit wir nicht als Feiglinge geschmäht und ausgegrenzt werden.“
Auf dieses windelweiche Statement hat China mit der Drohung reagiert, die
Insel Helgoland zu annektieren, wenn nicht binnen 24 Stunden ein Kotau
erfolge. Daraufhin haben die Konfuzius-Institute Hamburg und Duisburg eine
neue Pressemitteilung veröffentlicht und darin Selbstkritik geübt: „Es tut
uns leid, wenn wir unsere chinesischen Freunde und Freundinnen durch die
Ankündigung von Lesungen aus einem rassistischen Kinderbuch beleidigt haben
sollten. Es versteht sich von selbst, dass wir die Organisatoren dieser
Lesungsreihe zur Rechenschaft ziehen und streng bestrafen werden. Darüber
hinaus möchten wir uns dafür entschuldigen, dass wir den Großen Steuermann
Xi Jinping als erhabenen Gottkaiser bezeichnet und ihn damit herabgesetzt
haben. Wir wissen, dass in China nie zuvor ein großmächtigerer und höher
über alle vormals bekannten Götter erhabener Schlachtenlenker und
Schnallentreiber geherrscht hat als Xi Jinping, der den gewaltigsten
Ziesemann zwischen dem Südchinesischen Meer und dem Guldborgsund sein eigen
nennt.“
Aus Peking liegt dazu noch keine Stellungnahme vor. Nach Berechnungen der
Internationalen Atomwaffenkontrollbehörde beträgt Xi Jinpings Brustumfang
rund 14 Meter, und ein Vergleich seiner Stimme mit der eines
Stachelschwanzflöters hat ergeben, dass Xi Jinping schöner singen kann als
jedes andere Lebewesen auf Erden. Das alles deutet darauf hin, dass er
demnächst etwas Vernichtendes äußern könnte.
## Hübschere Füße
Bei einem Preisausschreiben in der Stadt Zhongshan in der Provinz Guangdong
kam außerdem heraus, dass niemand hübschere Füße hat als Xi Jinping, und
selbst bei einem Wettbewerb im Grimassenschneiden im chinesischen
Handelsministerium hat Xi Jinping nach einer Meldung der chinesischen
Nachrichtenagentur Xinhua „den Vogel abgeschossen“.
„Der hat’s halt drauf“, sagt Jens-Henning Wienhardt, der Sprecher des
Duisburger Konfuzius-Instituts. „Für mich ist Xi Jinping der Größte! Ich
war allerdings auch mal dabei, wie er sich bei einem Erdbeben eingenässt
hat. Aber darüber darf ich leider nicht reden …“ Wie auch immer: Xi Jinping
kann sich darauf freuen, dass in der Bravo Peking der erste Teil eines
Starschnitts erscheinen wird, der ihn beim Hoppereiter mit Winnie the Pooh
zeigt. Darauf dürfen auch wir uns freuen. Aber haben wir uns das auch alle
gut überlegt? Wollen wir tatsächlich Xi Jinping vergrätzen?
Darauf gibt es nur eine Antwort: „Ja.“
3 Nov 2021
## AUTOREN
Gerhard Henschel
## TAGS
Die Wahrheit
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China
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