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# taz.de -- Walking Football verbreitet sich: Der inklusive Kick
> Nach Schleswig-Holstein führt auch der Hamburger Fußballverband Walking
> Football ein. Dabei können Ältere und Menschen mit Behinderung mitmachen.
Bild: Auf der Insel längst etabliert: Ein Spiel der walischen Walking-Football…
Hamburg taz | Tobias Kramp hat schon eine zweite Hüfte. So wirklich Sport
machen kann er deshalb nicht mehr. Doch Mitte August hat der 61-Jährige aus
Eichede im Kreis Stormarn eine passende Sportart für sich entdeckt:
[1][Walking Football.]
Der noch relativ unbekannte kleine Bruder des normalen Fußballs
funktioniert genauso, wie es klingt: man darf nicht rennen. Das ist
besonders für ältere Menschen, aber auch für solche mit Verletzungen oder
anderen Geheinschränkungen eine gute Gelegenheit, in Bewegung zu kommen.
Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) will deshalb den 2011 in England
entwickelten Sport in Hamburg etablieren. Dafür soll im Januar 2022
zunächst eine Übungsleiterschulung stattfinden. In den darauffolgenden
Monaten will der HFV einige Demonstrationsturniere organisieren, um Leute
für den Sport zu begeistern. Im Sommer soll im Rahmen des „Holsten-Tag des
Fußballs“ dann eine erste Hamburger Meisterschaft ausgespielt werden.
HFV-Sprecher Carsten Byernetzki sagt, jetzt sei der Zeitpunkt, um die ins
Alter kommenden geburtenstarken Jahrgänge aufzufangen. Beim HFV steht neben
gesundheitlichen und sozialen Aspekten der Wettbewerb im Fokus. Schon bald
soll ein „Spielangebot über die gesamte Saison ermöglicht werden“, heißt…
in einer Pressemitteilung.
Tobias Kramp jedenfalls brauchte nicht viel, um sich für Walking Football
zu begeistern. Er hat jahrzehntelang Fußball gespielt und war „auch im
Alter verlockt, nochmal gegen die Kugel zu treten“. Nach einer
Info-Veranstaltung des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbands (SHFV) bei
einem Nachbarverein versammelte Kramp ehemalige Mitspieler um sich und
gründete in Eichede seine eigene Trainingsgruppe. Der Jüngste ist 58, der
älteste 70. Nach zwei Trainingseinheiten meldeten sie sich beim SHFV zum
Turnier am Schleswig-Holsteinischen „Tag des Sports“ in Malente – und
wurden ab Anhieb Zweite.
Der Verband unterstützt nun auch den südlichen Nachbarn im Bemühen, den
Sport nach Hamburg zu holen. Ein Mitglied des Breitensportausschusses sei
in England im Urlaub gewesen und habe Walking Football dort mit
Begeisterung gesehen, erzählt Fabian Thiesen, der beim SHFV für die neue
Sportart zuständig ist. Daraufhin hätten sie Ende 2018 mit einem
Pilotprojekt angefangen. Ein Masterstudent der Uni Kiel untersuchte, welche
gesundheitlichen Auswirkungen der Gehfußball hat. Ergebnis: Die Sportart
ist „leicht“ gesundheitsfördernd.
Thiesen betont, dass die gesundheitlichen Vorteile nicht bei der
körperlichen Bewegung und der Schonung der Gelenke aufhören. Auch
„psychosoziale Wirkungen“ ließen sich feststellen, sagt er: „Wir wollen
Leute wieder in die Gesellschaft holen, die alleine sind.“ In dem Alter
verfolgten die meisten Menschen Fußball nur noch von der Couch aus – und
mit Gehfußball könne man sie wieder auf den Platz bringen.
„Sport ist das eine“, sagt auch Kramp, „aber das Gesellige das andere.“
Nach den Trainings esse die Mannschaft gemeinsam in der Vereinsgaststätte.
Dieser inklusiv-soziale Ansatz ist ein Grundsatz des Walking Football. Alle
sind willkommen. Die Eintrittsbarrieren sollen so niedrig wie möglich sein,
auch für Menschen, die bisher nicht Fußball gespielt haben. Beim Walking
Football sollen alle zusammen spielen: Frauen und Männer, mit und ohne
Behinderungen.
Aus diesem Grund fördert der SHFV die Gründung von
Walking-Football-Mannschaften mit leichten finanziellen Anreizen und
kostenlosen Schulungen. Greift der normale Fußball die Altersgruppe der
Fünf- bis 35-Jährigen ab, biete Walking Football für alle vom Fußball nicht
(mehr) Angesprochenen eine Möglichkeit, den Ball rollen zu lassen, betont
Thiesen.
Tobias Kramp vom SV Eichede freut sich schon auf Freundschaftsspiele gegen
Hamburger Teams – und darauf, sich nach vielen Jahren Pause wieder mit
anderen messen zu können: „Wenn mal die Kugel schnell läuft und du kannst
einen tunneln, das sind so Momente, die das Glücksgefühl hochbringen.“
8 Nov 2021
## LINKS
[1] /taz-Team-beim-Geh-Fussball/!5281068
## AUTOREN
Hagen Gersie
## TAGS
Fußball
Hamburg
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Inklusion
Altern
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