| # taz.de -- Bezahlung von Pflegekräften: „4.000 Euro, da kann ich mitgehen“ | |
| > Zum Tag der Pflege fordern Verbände faire Bezahlung und bessere | |
| > Arbeitsbedingungen in der Branche. Gesundheitsminister Spahn kann da nur | |
| > zustimmen. | |
| Bild: Die Initiative „Walk of Care“ fordert bessere Arbeitsbedingungen und … | |
| Berlin afp/epd | Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstützt die | |
| Lohnforderungen der Pflegekräfte. Spahn sagte am Mittwoch zum Auftakt des | |
| diesjährigen Deutschen Pflegetags in Berlin: „4.000 Euro, da kann ich | |
| mitgehen.“ Er könne sich auch vorstellen, dass der Pflegemindestlohn in | |
| Richtung 3.000 Euro erhöht werde, der derzeit bei 2.700 Euro für Fachkräfte | |
| liege. Spahn bezog sich auf eine Forderung des Deutschen Pflegerates nach | |
| Pflegelöhnen von 4.000 Euro im Monat. | |
| Der CDU-Politiker machte aber zugleich deutlich, dass die Löhne und | |
| Gehälter von den Tarifpartnern ausgehandelt werden müssten. Das könne nicht | |
| die Politik tun. Spahn rief die Pflegekräfte auf, sich zusammenzutun, um | |
| ihre Forderungen durchzusetzen. Angesichts des [1][Personalmangels in der | |
| Branche] säßen sie am längeren Hebel, sagte Spahn: „Sie müssen Ihre | |
| Interessen durchsetzen.“ | |
| Die Große Koalition habe die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass jede | |
| neu eingestellte Pflegekraft in Krankenhäusern und Altenheimen refinanziert | |
| werde, erklärte der Minister. Es sei gelungen, die Abwärtsspirale zu | |
| stoppen, aber der Weg zu mehr Personal dauere noch mindestens zehn Jahre. | |
| Die gesetzlichen Verbesserungen seien im Alltag der Pflegekräfte noch nicht | |
| angekommen, räumte er ein. | |
| Die Präsidentin des Pflegerates, Christine Vogler, hatte zuvor gefordert, | |
| Pflegekräfte müssten 4.000 Euro im Monat verdienen, erreichten diesen Lohn | |
| aber häufig auch nach langjähriger Berufstätigkeit nicht. Die | |
| Einstiegsgehälter lägen bei 2.400 Euro, erklärte Vogler. Sie forderte | |
| [2][die künftige Bundesregierung] auf, die Pflege zu einem ihrer zentralen | |
| Themen zu machen. Eine der Kernfragen sei, wie die steigenden Ausgaben | |
| finanziert werden sollten. „Mit dem heutigen Gesundheitssystem werden wir | |
| diese Herausforderungen nicht bewältigen können“, sagte Vogler. | |
| ## Fehlen bald 500.000 Pflegekräfte? | |
| Bis 2030 werde die Zahl der Pflegebedürftigen um eine weitere Million auf | |
| 5,1 Millionen Menschen steigen. Wenn nichts gegen den Personalmangel | |
| unternommen werde, fehlten dann 500.000 Pflegekräfte in der Altenpflege und | |
| in den Kliniken, heute seien es bereits 200.000. | |
| „Wir waren teuer, weil wir zum Beispiel in die Pflege investiert haben“, | |
| räumte Spahn mit Blick auf die öffentlichen Diskussionen über die Kosten | |
| von Gesundheit und Pflege ein. Aber gerade die Coronapandemie zeige: „Ein | |
| starkes Gesundheitswesen, eine starke Pflege, gibt persönliche Sicherheit | |
| in der Krise.“ | |
| Spahn, der bei Zustandekommen einer Ampelkoalition aus dem Amt scheiden | |
| müsste, zog eine positive Bilanz der zu Ende gehenden Legislaturperiode. | |
| „Von dem, was wir anpacken sollten, haben wir ziemlich viel angepackt.“ Er | |
| verwies auf den Mindestlohn in der Pflege, der insbesondere für | |
| „Zigtausende, wenn nicht Hunderttausende“ im Norden und Osten Deutschlands | |
| eine deutliche Verbesserung bringe. | |
| Auf dem Deutschen Pflegetag, der von Mittwoch bis Donnerstag dauert, | |
| diskutieren Vertreter von Politik und Verbänden über die Situation der | |
| Branche, die vor allem von Personalmangel geprägt ist. | |
| Zum Auftakt des Pflegetages forderte die Deutsche Stiftung Patientenschutz | |
| derweil eine finanzielle Entlastung für Pflegebedürftige. „Während die | |
| Krankenversicherung die Pflege in der Klinik und der Patienten zu Hause | |
| vollfinanziert, übernimmt die Pflegeversicherung nicht mal alle | |
| Pflegekosten der Betroffenen“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch den | |
| Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) vom Mittwoch. | |
| „Über die Anpassung der Zuschüsse an die Ausgaben entscheidet allein die | |
| Bundesregierung“, kritisierte Brysch. Die Pflegeversicherung müsse auf ein | |
| breites Fundament gestellt werden, forderte er weiter. „Funktionieren kann | |
| das nur mit Steuer- und Krankenkassenzuschüssen sowie einer Anpassung der | |
| Mitgliedsbeiträge.“ Das aktuelle Zuschussprinzip der Pflegeversicherung sei | |
| fatal. | |
| 13 Oct 2021 | |
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