# taz.de -- Kampf gegen das Artensterben: Schulze drängt auf Neustart | |
> Zum Auftakt der Weltartenschutzkonferenz im chinesischen Kunming fordern | |
> Politik und Umweltverbände mehr Schutz für Ökosysteme. | |
Bild: Auch in Deutschland gibt es einiges zu tun, um Insekten besser zu schütz… | |
BERLIN rtr/afp | Umweltministerin Svenja Schulze hat zum [1][Auftakt der | |
Weltartenschutzkonferenz] sowohl mehr Schutzgebiete als auch überprüfbare | |
internationale Standards gefordert. Bis 2030 müssten 30 Prozent der Land- | |
und Meeresflächen unter Schutz gestellt und das Artensterben gestoppt | |
werden, sagte sie am Montag in Berlin. „Die Weltnaturkonferenz ist die | |
Chance für einen Neustart.“ | |
Dabei reiche es nicht, einzelne Arten zu schützen. „Nach Jahrzehnten der | |
Naturzerstörung müssen wir den Trend umkehren und ein Jahrzehnt der | |
Renaturierung einleiten.“ Derzeit gehe das Artensterben so schnell wie noch | |
nie voran. Alle zehn Minuten sterbe eine Art aus. Auch Deutschland sei | |
betroffen. Mit Blick auf einen Koalitionsvertrag forderte die | |
SPD-Politikerin eine neue Landwirtschaftspolitik: „So wie wir sie im Moment | |
betreiben, ist sie Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.“ | |
Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat vor Beginn der | |
Artenschutzkonferenz eine deutliche Ausweitung der Naturschutzgebiete | |
gefordert. „Das zukünftige Abkommen muss bis spätestens 2030 zu mindestens | |
30 Prozent Schutzgebieten an Land und im Meer führen und die Menschenrechte | |
dabei berücksichtigen“, forderte Greenpeace-Experte Thilo Maack am Montag. | |
„Außerdem muss es mit einer soliden Finanzierung und verpflichtenden | |
Aktionsplänen unterlegt sein.“ | |
Von der Bundesregierung forderte er, dass sie ihrer „internationalen | |
Verantwortung gerecht“ werden soll. Sie „muss sich für ein robustes | |
Abkommen mit klaren Zielen und Aktionsplänen zur Rettung der Natur | |
einsetzen.“ | |
Die rund 200 Staaten bei der UN-Weltartenkonferenz im chinesischen Kunming | |
sollen ähnlich wie beim Klimavertrag von Paris eine Rahmenvereinbarung | |
gegen den Verlust der biologischen Vielfalt schließen. Im Entwurf für einen | |
Beschluss geht es neben dem 30-Prozent-Ziel bei Land- und Meeresflächen | |
auch um konkrete Vorgaben für weniger Düngemittel, Pestizide und Plastik. | |
Unter Schutz stehen weltweit derzeit nur rund 15 Prozent der Land- und | |
sieben Prozent der Meeresflächen. Eine Million der geschätzt acht Millionen | |
Arten sind vom Aussterben bedroht. | |
Die Kunming-Konferenz läuft zunächst bis Freitag. Im Januar soll sie dann | |
fortgeführt werden. Beschlüsse sollen dann wieder in Kunming im Mai fallen. | |
Dabei geht es auch um Geld, um die ärmeren Staaten beim Schutz der Natur zu | |
unterstützen. Deutschland zahlte zuletzt rund 800 Millionen jährlich. | |
Schulze forderte am Montag messbare Ziele, die nicht nur auf dem Papier | |
stünden. Nach dem Willen Deutschlands und der EU sollten die weltweiten in | |
nationale Ziele übersetzt und nach internationalen Standards überwacht | |
werden. Auch Deutschland habe bei der Ausweisung von Schutzflächen und dem | |
Schutz etwa von Insekten noch viel zu tun. So müssten Moore renaturiert und | |
weniger Dünger eingesetzt werden. | |
## Müller: Gelder zum Erhalt der Biodiversität verdoppeln | |
Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die internationale | |
Gemeinschaft zum Auftakt der Konferenz zum gemeinsamen Handeln beim | |
Artenschutz aufgefordert. Die Welt müsse an einem Strang ziehen. Von China | |
erwarte er eine „Führungsrolle“. Es brauche einen internationalen | |
„Durchbruch beim Artenschutz“ vergleichbar dem Klimaschutzabkommen von | |
2015. „Das liegt in unserem eigenen Interesse: Je mehr natürliche | |
Lebensräume vernichtet werden, umso größer wird auch die Gefahr, dass | |
weitere Viren vom Tier auf den Menschen überspringen und schwere | |
Krankheiten auslösen.“ | |
Die Industrieländer forderte Müller auf, ihre Mittel zum Erhalt der | |
Biodiversität in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verdoppeln. Als | |
deutschen Beitrag für die kommende Legislaturperiode schlug er eine | |
Milliarde Euro jährlich vor. Darüber hinaus müsse die Privatwirtschaft an | |
der Finanzierung von Artenschutz beteiligt werden. | |
11 Oct 2021 | |
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