# taz.de -- Theatertipps der Woche: Unheimliche Intelligenz | |
> Interrobang forscht zu KI und Altern. Der Audiowalk „Rendevous“ geht auf | |
> Pandemie-Zeitreise. In der Schaubude ätzt ein Stiefvater gegen die | |
> Fantasie. | |
Bild: Mit Künstlichen Intelligenzen sprechen: „Deep Godot“ von Interrobang… | |
Das Kollektiv Interrobang forscht schon lange an Theaterformaten, die ihre | |
Wirkungen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz entfalten. Schon vor Jahren | |
haben sie für ihr Stück „Müllermatrix“ aus überliefertem | |
Audio-Interview-Material eine künstliche Heiner-Müller-Intelligenz | |
erschaffen. Damit wurde es möglich, noch 20 Jahre nach dem Tod des | |
Dramatikers mit ihm in Kontakt zu treten – bzw. seinem Bot. | |
„Deep Godot“ heißt nun ihre neue Arbeit, die gerade in den | |
[1][Sophiensaelen] herausgekommen ist und sich wieder mit dem Thema | |
„Künstlich Intelligenz“ auseinandersetzt. Allerdings nicht mehr ganz so | |
euphorisch, wie noch in „Müllermatrix“, die sich voller spielerischer | |
Technik-Euphorie dem Thema angenähert hat. Nun geht es ums Altern. Wir | |
werden in eine Kabine gesetzt und mit einer Künstlichen Intelligenz | |
verbunden, die uns mit unserer Vergänglichkeit konfrontiert. Das hat | |
poetische aber auch unheimliche Momente. Denn wir werden an eine | |
Beckettsche, ja eigentlich Kafkaeske Zukunftswelt herangeführt, in der wir | |
– zunehmend ferngesteuert von Algorithmen und Systemen – immer | |
eingeschränktere individuelle Gestaltungsspielräume haben. („Deep Godot“, | |
13. bis 17.10., stündlich von 18 bis 22 Uhr. Eine Session dauert ca. 50 | |
Minuten). | |
Eine Zeitreise bietet auch das neue Projekt von RAUM + ZEIT um Bernhard | |
Mikeska an. Inspiriert durch den Film „Twelve Monkeys“ mit Bruce Willis von | |
1995 (der wiederum Motive von Chris Markers „La Jetée“ von 1962 | |
popularisierte) entstand der Audiowalk „Rendevous“. Der Plot wird etwa so | |
beschrieben: Eine große Pandemie soll verhindert werden. Doch diesmal kommt | |
Hilfe aus der Zukunft. Mit geheimem Auftrag landet eine zeitreisende Person | |
mitten im heutigen Berlin, zwischen Lustgarten, Schloss und Dom. Sie weiß | |
bereits, was noch niemand weiß. Es gilt Patient Null zu finden. | |
Geleitet von der Stimme der Schauspielerin Bibiana Beglau (die per Download | |
aufs Smartphone gelangt) treten jeweils zwei Personen auf verschiedenen | |
Touren (die sich zwischendurch kreuzen) in Sachen Weltrettung an (Raum + | |
Zeit: „Rendevous. Ein Audiowalk für Zwei“, Start an der Museumsinsel. | |
Premiere 14.10. Alle Infos hier: [2][www.bernhardmikeska.de]). | |
## Im Schatten des Theaterfeindes | |
Nicht ganz alltägliche Theaterwelten erschließt zuverlässig die | |
[3][Schaubude] an der Greifswalder Straße, Berlins berühmtes Figuren- und | |
Objekttheater. In dieser Woche kommt hier „Fanny und Alexander“ heraus. Die | |
Geschichte, die einst ein Film von Ingmar Bergman erzählt hat, handelt von | |
zwei Kindern, die in eine Theaterfamilie hinein geboren werden. Als der | |
Vater stirbt, heiratet die Mutter einen asketischen protestantischen | |
Bischof, einen ausgewiesenen Fantasie- und Theaterfeind. | |
Schaubuden-Chef Tim Sandweg hat eine Theaterfassung des Stoffs geschrieben. | |
Nis Søgaard, der auch Dozent an der HfS Ernst-Busch ist, inszeniert. Und | |
zwar kein Theater für Schauspieler:innen oder Puppen. Sondern ein | |
mediales Papier- und Schattentheater, das fragil ist wie das Theater | |
selbst, diese aktuell so bedrohte Kunstform („Fanny und Alexander“, | |
Premiere: 15.10; alle Termine hier: [4][schaubude.berlin/de]). | |
11 Oct 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://coming-of-age.sophiensaele.com/produktionen/deep-godot/ | |
[2] http://www.bernhardmikeska.de/ | |
[3] https://schaubude.berlin/de/inszenierungen/fanny-und-alexander-2021 | |
[4] https://schaubude.berlin/de/inszenierungen/fanny-und-alexander-2021 | |
## AUTOREN | |
Esther Slevogt | |
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