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# taz.de -- Kontroverse um Israels Innenministerin: Die rechte Femme fatale
> Israels Linke ist verängstigt und fasziniert von Innenministerin Ajelet
> Schaked. Der Gegenseite gilt sie als „Licht in der Dunkelheit“.
Bild: Ajelet Schaked bei der ersten Kabinettssitzung der neuen Regierung, 20. J…
Kurz nach der Machtübernahme der Taliban wurden in einer komplexen
Operation, an der israelische und internationale Hilfsorganisationen
beteiligt waren, mehrere Dutzend afghanische Frauen aus ihrem Land
gerettet. Die Annahme war, dass die Frauen temporär in Israel aufgenommen
werden würden, bevor sie weiter nach Kanada reisen sollten.
Dann jedoch verweigerte Innenministerin Ajelet Schaked von der
national-religiösen Partei Yemina die Aufnahme der Frauen. Obwohl sie
unter großem Druck jüdischer und anderer Parteien weltweit geriet, hielt
die Ministerin an ihrer Entscheidung fest. Am Ende landeten die Frauen in
Dubai.
Wenig überraschend stimmten die Rechten wahre Lobeshymnen auf Schaked an.
[1][Die Regierung von Naftali Bennett und Jair Lapid] sei eine Schande, so
der Tenor, einzig Schaked sei ein Licht in der Dunkelheit.
Auf der anderen Seite kommentierte die [2][linksliberale Zeitung Ha’aretz],
dass nicht die Regierung, sondern Schakeds Entscheidung gegen die Aufnahme
der afghanischen Frauen schändlich sei. Eine verbreitete Haltung in Israels
linkem Lager. Schakeds Entscheidung liegt eine klare Absicht zugrunde. Sie
hat begriffen, aus welcher Richtung bei Israels Rechten der Wind weht.
## Die Strömungen der israelischen Rechten – aus drei mach vier
In der Vergangenheit gab es drei Hauptgruppen: eine gemäßigte, liberale
Rechte, deren Ideologie hauptsächlich wirtschaftlicher Natur ist, eine
säkulare Rechte, die sich zentral auf sicherheitspolitische Gründe beruft
und daher territoriale Kompromisse ablehnt. Und eine messianisch-religiöse
Rechte.
Unter Benjamin Netanjahu entstand eine weitere rechte Strömung, die alle
anderen nahezu verschwinden ließ. Sie basiert auf einer klar rassistischen
Ideologie, in deren Zentrum die jüdische Überlegenheit sowie der
Fremdenhass im Allgemeinen und der Hass auf Araber im Besonderen stehen.
Schaked tanzt mit Vorliebe in diesem Club. Und eigentlich gehört auch
Bennett dazu, nur verfolgt er, seit er Regierungschef ist, eine
pragmatischere Linie.
Ist Israels Innenministerin wirklich eine Rassistin? Im Grunde spielt das
nicht die geringste Rolle. Entscheidend ist vielmehr, dass sie Rassismus
schürt und politisches Kapital daraus schlägt. Sie ist Teil einer
heterogenen Regierung ohne klare ideologische Linie und präsentiert sich
selbst als diejenige, die die Interessen der Rechten verteidigt. Im
gegenwärtigen israelischen Klima sind „die Interessen der Rechten“ nichts
anderes als eine rassistische Politik.
## Ein „Parfüm namens Faschismus“
Obwohl die Frage nach Schakeds wahren Positionen nebensächlich ist, lässt
sich die Linke nur zu gern auf dieses Rätsel ein: Wer ist Ajelet Schaked
wirklich? Vermutlich rührt das Interesse nicht zuletzt von ihrem Charme und
ihrer äußerlichen Attraktivität. Sie lässt sich gern als Mysteriöse, als
Schöne inszenieren, wenngleich sie bisweilen auch als Androidin gilt, als
emotionsloser humanoider Roboter oder destruktive Femme fatale.
Schaked scheint der Linken als eine Art sexuelle Fantasie herzuhalten, sie
ist eine feindliche Domina, sie kann uns nicht ausstehen, und das ist
aufregend. Dabei ist sie sich, wie auch ihre PR-Leute, über das Potenzial
ihrer Ausstrahlung bewusst. Mit einem [3][„Parfüm namens Faschismus“]
besprühte sie sich lasziv in einem Wahlspot vor zwei Jahren.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits vier katastrophale Jahre als
Justizministerin hinter sich. Niemand hat den israelischen Justizapparat so
geschwächt wie Schaked. Jetzt ist sie Innenministerin. Und die Linke starrt
sie fasziniert und verängstigt an und fragt sich, was sie als Nächstes für
sie bereithält.
9 Oct 2021
## LINKS
[1] /Neue-Regierung-in-Israel/!5776251
[2] https://www.haaretz.co.il/opinions/.premium-1.10241447
[3] https://www.youtube.com/watch?v=Of98GSmO2VI
## AUTOREN
Hagai Dagan
## TAGS
Ajelet Schaked
Israel
Schwerpunkt Afghanistan
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GNS
Kolumne Fernsicht
Afghanische Flüchtlinge
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