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# taz.de -- Endlager-Bergwerk wird geschlossen: Vorletztes Kapitel in Gorleben
> Ein langer Kampf endet. Nachdem Gorleben als Endlager-Standort
> ausgeschieden ist, soll der Salzstock nun verfüllt und verschlossen
> werden.
Bild: Wird verfüllt und geschlossen: Das Erkundugsbergwerk im Salzstock Gorleb…
Berlin taz | Die eigentliche Entscheidung war schon vor knapp einem Jahr
gefallen: Damals hatte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)
mitgeteilt, dass der Salzstock im niedersächsischen Gorleben [1][nicht mehr
als möglicher Standort für ein Atommüll-Endlager in Frage kommt], weil er
die dafür vorgesehenen Kriterien nicht erfülle. Doch bisher hatten nicht
alle Menschen im niedersächsischen Wendland dieser Ankündigung vertraut –
denn das sogenannte Erkundungsbergwerk im Salzstock blieb zunächst offen
und zugänglich.
Doch jetzt steht nun endgültig fest, dass Gorleben als Endlager-Standort
Geschichte ist: Das Bergwerk werde vollständig verfüllt und dann
verschlossen, kündigte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im SPD-geführten
Bundesumweltminsiterium, am Freitag in Gorleben an. „Und damit wird auch
jede Hintertür geschlossen.“ Das sei wichtig für das Vertrauen in der
Region. Eine Möglichkeit, die Entscheidung der BGE zum Schließen des
Bergwerks rechtlich noch anzufechten, gebe es nicht, sagte Flasbarth der
taz.
Gorleben war 1977 als Standort für ein zentrales Endlager für
hochradioaktiven Atommüll ausgewählt worden. Die Kritik, dass dabei nicht
geologische, sondern politische Erwägungen wie die Nähe zur DDR-Grenze und
die vermeintlich unproblematische Bevökerung im Mittelpunkt standen, wurde
später [2][in einem Untersuchungsausschuss bestätigt].
Über mehrere Jahrzehnte wurde der Salzstock, der offiziell nur erkundet
werden sollte, faktisch zu einem Endlager ausgebaut; zudem wurden Fakten
geschaffen, indem insgesamt 113 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll
in ein oberirdisches Zwischenlager in Gorleben transportiert wurden. Sowohl
der Bau des Erkundungsbergwerks als auch die Castor-Transporte führten zu
heftigen Protesten von Menschen aus der Region und ganz Deutschland.
Nachdem der damalige CDU-Umweltminister Peter Altmaier 2012 entschieden
hatte, die Endlager-Suche nach wissenschaftlichen Kriterien neu zu
beginnen, wurden die [3][Arbeiten in Gorleben eingestellt] und das Bergwerk
in den sogenannten „Offenhaltungsbetrieb“ überführt. 2020 entschied die B…
dann, dass Gorleben – ebenso wie 79 weitere Salzstöcke – aus dem
Suchverfahren ausscheidet, weil dort kein ausreichendes Deckgebirge
vorhanden ist.
## Minister dankt der Anti-Atom-Bewegung
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) dankte am Freitag den
Menschen in der Region für ihre jahrelangen Proteste. Damit sei verhindert
worden, dass „ein ungeeigneter Standort“ zum Atommüll-Endlager geworden
sei. Der Präsident des Bundesamts für nukelare Entsorgungssicherheit,
Wolfram König, erinnerte daran, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst
beginnt: „Das Endlager Gorleben ist Geschichte“, sagte er. „Die Aufgabe d…
Lösung der Endlagerfrage bleibt.“
Tatsächlich steht die Suche nach einem Atommüll-Endlager noch ziemlich am
Anfang. Die BGE hatte im letzten Jahr 90 Gebiete benannt, in denen es
potenziell errichtet werden kann. Die Suche des Standorts soll bis zum Jahr
2031 abgeschlossen sein, fertig werden könnte das unterirdische Lager nach
derzeitiger Planung frühestens Mitte des Jahrhunderts.
Und erst dann wird in Gorleben auch das letzte Kapitel im Kampf gegen den
Atommüll geschlossen werden. Denn während am Ort des Erkundungsbergwerks in
gut 10 Jahren wieder „grüne Wiese“ sein soll, wie BGE-Geschäftsführer
Stafan Studt am Freitag ankündigte, bleibt das nahe gelegene oberirdische
Atommüll-Zwischenlager Gorleben mit seinen 113 Castor-Behälter bestehen,
bis das Endlager betriebsbereit ist.
17 Sep 2021
## LINKS
[1] /Endlagersuche-fuer-Atommuell/!5716949
[2] /Zeitzeugen-im-Untersuchungsausschuss/!5108874
[3] /Erkundungsstopp-in-Gorleben/!5078210
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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