# taz.de -- Schutzsuchende aus Afghanistan: 2.600 bekommen Aufenthaltstitel | |
> Die Bundesregierung gewährt gefährdeten Afghan*innen Schutz, ohne dass | |
> die Asyl beantragen müssen. Bei der Familienzusammenführung gibt es aber | |
> große Probleme. | |
Bild: Evakuierungsflug der Bundeswehr: Viele Schutzberechtigte haben es nicht i… | |
BERLIN dpa | Das Bundesinnenministerium hat für gut 2.600 Menschenrechtler, | |
Künstler, Wissenschaftler, Journalisten und andere potenziell gefährdete | |
Menschen aus [1][Afghanistan] eine Aufenthaltszusage erteilt. Das bedeutet, | |
dass diese Menschen sowie ihre Lebenspartner und Kinder einen | |
Aufenthaltstitel für Deutschland erhalten, also kein Asyl beantragen | |
müssen. Eine entsprechende Zusage sei am Dienstag für alle Menschen auf der | |
„Menschenrechtsliste“ des Auswärtigen Amtes erteilt worden, sagte ein | |
Sprecher des Bundesinnenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. | |
Nach der Machtübernahme der Taliban im August waren mit | |
[2][Evakuierungsflügen der Bundeswehr] nach Angaben der Bundesregierung | |
4.587 Menschen nach Deutschland gekommen, davon 3.849 Afghanen und 403 | |
deutsche Staatsangehörige. Unter den Schutzbedürftigen waren auch ehemalige | |
Ortskräfte der Bundeswehr und anderer deutscher Institutionen. Nach dem | |
Ende der Luftbrücke Ende August kamen noch einige Hundert Afghanen auf | |
anderem Wege nach Deutschland – etwa über das Golfemirat Katar. | |
Wie sich aus einer Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine Frage der | |
Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke ergibt, müssen wegen der schleppenden | |
Bearbeitung von Asylanträgen aber mehr als 4000 Afghan:innen unter der | |
Herrschaft der Taliban leben, obwohl sie grundsätzlich einen Anspruch auf | |
Familienzusammenführung in Deutschland haben. Die Neue Osnabrücker Zeitung | |
(Mittwochsausgabe) berichtete zuerst. Demnach erteilte Deutschland im | |
ersten Halbjahr lediglich 624 Visa an afghanische Staatsangehörige. | |
Auf den Wartelisten standen der Zeitung zufolge zuletzt aber 4173 Personen, | |
um einen Antrag auf Familienzusammenführung zu stellen. Stellt man beide | |
Zahlen in einen Zusammenhang, ergebe sich rein rechnerisch eine Wartezeit | |
von bis zu dreieinhalb Jahren, bis das letzte Visum an die derzeit | |
Wartenden erteilt sein würde. | |
Linken-Innenexpertin Jelpke sagte dem Blatt dazu: „Die Wartezeiten beim | |
Familiennachzug afghanischer Angehöriger sind inakzeptabel und für die | |
Betroffenen unerträglich. Die Angehörigen haben in der Regel ein Recht auf | |
Einreise nach Deutschland.“ Das Recht auf Familienzusammenführung bedeutet, | |
dass ein Flüchtling, der in Deutschland Schutz erhalten hat, enge | |
Angehörige wie Ehegatten oder minderjährige Kinder zu sich holen darf, | |
damit die Familie vereint ist. | |
Die Linke fordert von der Bundesregierung, jetzt alles zu tun, damit die | |
Betroffenen schnell einreisen könnten. Jelpke sagte der Zeitung: „Alle | |
Visa-Stellen der Region müssen Visumsanträge afghanischer Angehöriger ohne | |
Verzögerung entgegennehmen und kurzfristig und wohlwollend entscheiden.“ | |
Soweit möglich solle dies auch auf elektronischem Wege erfolgen. | |
15 Sep 2021 | |
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