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# taz.de -- Konsensuale Anbahnung: Flirten wie Camila
> Wie flirtet man respektvoll? Das fragen sich viele Menschen. Unsere
> Kolumnistin stellt ihren angenehmsten Flirt vor.
Bild: „Du tanzt voll schön!“
An die Männer, die sich [1][bei all dem Feminismus fragen]: „Wie kann ich
da eigentlich noch eine Frau anbaggern?“ Diese Kolumne ist für euch. Sie
ist auch für diejenigen – mich selbst eingeschlossen – die sich in aller
Ernsthaftigkeit fragen, wie sie respektvoll flirten können, ohne Grenzen zu
überschreiten. Es ist schließlich nicht so, als würde man das in der Schule
lernen, von Filmen oder Musikvideos ganz zu schweigen. Dort lernt man, dass
ein dahergelaufener Han Solo nur ein bisschen zu insistieren braucht, wenn
Rebellenanführerin Prinzessin Leia „nein“ sagt. Egal, einfach küssen, am
Ende bekommt er sie doch.
Ich schlage vor, einen Best-Practice-Flirting-Award auszuloben, um
gelungenes, konsensuales Flirtverhalten zur Orientierung hervorzuheben. Den
ersten Award würde ich hiermit gerne Camila (Name geändert) überreichen.
Camila lernte ich in keinem FLINTA*-Treff und in keiner queeren Bar kennen
– sondern in einem Schuppen auf der Hamburger Reeperbahn. Ja, genau diesem
Ort, [2][den ich hier an anderer Stelle] schon als das modrige Sammelbecken
toxischer Männlichkeit beschrieben habe. Sie trug auch keinen weiß
gefärbten Topfhaarschnitt, anhand dessen ich sie einer queeren Szene hätte
zuordnen können. Sie trug Make-up, einen langen Pferdeschwanz und ein
durchsichtiges kurzes Spitzentop. Sie und ihre Freundinnen tanzten neben
mir (und manchmal auch etwas betrunken in mich hinein, aber das verzeihe
ich ihr).
Die klassischen männlichen Baggermoves in solchen Ausgangssituationen gehen
so: Du tanzt entspannt mit deinen Freundinnen und stellst auf einmal fest,
dass du von einem Kreis aus Männern umringt bist. Oder aber, einzelne von
ihnen tanzen sich zwischen dich und deine Freundin. Oder sie tanzen dich
ungefragt von hinten an. Das Resultat ist, dass dir der Spaß daran, dich
sexy zu bewegen, vergeht.
## Zwei gute Gefühle
Camila drehte sich zu mir um und schrie über die Musik hinweg: „Du tanzt
voll schön!“ Während ich auf Toilette war, erkundigte sie sich bei meinen
Freundinnen nach meiner sexuellen Orientierung. Danach fragte sie mich, ob
wir Nummern austauschen wollten. Sie sagte, sie habe einen Freund, sei also
nicht bereit für etwas Festes. Sie sei aber in einer offenen Beziehung.
Dann fragte sie: „Möchtest du tanzen?“ Ich wollte.
Glaubt eigentlich noch irgendwer, dass Frauen gerne „umworben“ werden?
Sprich, immer wieder „nein“ zu einem insistenten Gegenüber sagen? Oder
irgendwelche Spielchen spielen? Meine persönliche Antwort darauf, was
„Frauen wirklich wollen“: Offenheit. Ehrlichkeit. Transparenz. Hört sich
vielleicht an, wie ein Wahlplakat, ist aber ziemlich sexy. Camila machte
nicht nur klar, dass sie nicht für eine feste Beziehung zu haben war,
sondern auch, dass sie mich attraktiv fand und Lust hatte, mit mir zu
tanzen. Und sie ließ mir den Raum zu entscheiden, ob ich auch Lust dazu
hatte. Beides sehr gute Gefühle.
6 Oct 2021
## LINKS
[1] /Debatte-Sexismus/!5456987
[2] /Erfahrungen-beim-Heterodating/!5799201
## AUTOREN
Lou Zucker
## TAGS
Kolumne Hot und hysterisch
Flirten
Liebe
Erwachsene
Online-Dating
Kolumne Bei aller Liebe
Sexismus
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