# taz.de -- Chaotischer Wahltag in Berlin: Respektlosigkeit vor dem Wähler | |
> Die Landeswahlleitung mag vorerst keine Verantwortung für die Pannen | |
> übernehmen. Dabei ist es keine Lappalie, wenn Menschen nicht wählen | |
> können. | |
Bild: Warteschlange vor einem Wahllokal in Schmargendorf am Wahlsonntag | |
Man muss sich schon fragen, wo die Landeswahlleiterin den Wahlsonntag | |
verbracht hat, ob sie überhaupt in Berlin war. Denn es grenzte schon an | |
Realitätsverweigerung, wie Petra Michaelis am Montag in der Pressekonferenz | |
nach der Wahl den Tag zusammenfasste. Die [1][Wartezeiten seien in durchaus | |
üblichem Rahmen gewesen], sagte die Landeswahlleitung, auch wenn sie dass | |
später noch etwas relativierte. Überhaupt schien die Landeswahlleitung am | |
Tag nach der Wahl vor allem eines zu sein: erschreckend fakten- und | |
zahlenbefreit. | |
Wo die fehlenden Stimmzettel in manchen Wahllokalen eigentlich waren? Die | |
Landeswahlleitung wusste es nicht. Wie viele WahlhelferInnen noch in | |
letzter Minute abgesprungen waren? Auch das müsse man gemeinsam mit den | |
Wahlleitungen in den Bezirken nun in Ruhe prüfen. Ob WählerInnen die Wahl | |
anfechten, weil sie ihre Stimme nicht abgeben konnten? Man arbeite sich | |
jetzt erst mal durch die „zahlreichen Mails“, die eingegangen seien. | |
Ansonsten sei man aber wirklich „gut vorbereitet“ und mit einem „wirklich | |
guten Gefühl“ in den Tag gegangen. | |
## Offensichtliche Pannen | |
Da kann man sich als WählerIn schon fragen: Meint die Landeswahlleitung das | |
ernst? Es zeugt jedenfalls von einer gewissen Respektlosigkeit gegenüber | |
der demokratischen Willensbildung, wenn die verantwortliche Wahlleitung | |
sich trotz offensichtlich gravierender Pannen erst einmal selbst ein tolles | |
Zeugnis ausstellt – und sich dann noch dermaßen unvorbereitet den Fragen | |
der Öffentlichkeit stellt. | |
Denn es ist ja durchaus keine Lappalie, wenn Menschen ihre Stimme nicht | |
abgeben können. Selbst wenn die Wahl dadurch juristisch nicht anfechtbar | |
ist, weil die Unregelmäßigkeiten in der Summe zu klein sind: Dass Michaelis | |
dann auch noch die Schuld bei der WählerIn suchte, die einfach zu lange in | |
der Wahlkabine gebraucht habe und deshalb lange Schlangen provozierte – das | |
war schlechter Stil. Die Landeswahlleitung wirkte fast ein wenig beleidigt | |
ob der [2][Kritik an der Wahlorganisation]. Ihre [3][Position stelle sie | |
jedenfalls nicht in Frage], sagte sie am Montag. Vielleicht wäre es an der | |
Zeit, dass das jemand tut. | |
27 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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