Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Versicherung für alle: Pflicht für Elementares
> Nach den Überschwemmungen in Deutschland im Juli gingen viele Geschädigte
> leer aus. Verbraucherschützer fordern eine Versicherungspflicht.
Bild: In der Schweiz ist die Elementarversicherung Pflicht
Berlin taz | Mindestens 7 Milliarden Euro Schäden hat die
Überschwemmungskatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen laut
Versicherern im Juli angerichtet. Allerdings: [1][Viele der Geschädigten
gehen leer aus], in Rheinland-Pfalz haben weniger als 40 Prozent eine
Elementarversicherung. Denn eine normale Gebäudepolice schützt zwar vor
einfachem Wasserschaden, [2][aber nicht vor Naturkatastrophen].
Deshalb fordert die [3][Verbraucherzentrale Sachsen] nun eine Pflicht zur
Versicherung gegen Elementarschäden, also Sturm, Hagel, Überschwemmungen,
Erdbeben, Lawinen oder Vulkanausbrüche. „Das ist notwendig, rechtlich
zulässig, bezahlbar und vor allem auch von den Verbraucher*innen
gewollt“, sagt Andreas Eichhorst von der Verbraucherzentrale Sachsen.
„Eine Pflicht zur Elementarversicherung ist verfassungsgemäß umsetzbar“,
sagt auch Juraprofessor Markus Roth von der Universität Marburg. Bis 1994
habe es sie auch in Baden-Württemberg gegeben.
Eine repräsentative Forsa-Umfrage vom August 2021 bestätigt die
Verbraucherzentrale. 59 Prozent der Befragten befürworten eine
verpflichtende Elementarversicherung. Dieser Wert ist bei Mietern und
Vermietern gleich.
## In der Schweiz Pflichtversicherung
Im Ausland ist man schon weiter. In der Schweiz gibt es in den meisten
Kantonen eine Pflichtversicherung bei einem kantonalen Monopolversicherer,
in den übrigen Kantonen private Versicherungslösungen. Die privaten
Versicherer müssen die Feuerversicherung immer auch mit einer
Elementarversicherung anbieten. Frankreich hat die Pflicht in den 80er
Jahren nach Überflutungen eingeführt. Bei den französischen Versicherungen
sind auch Feuer- und Sachschäden gedeckt.
Wegen der Überflutungen vom Juli 2021 denken gerade auch in Deutschland
viele um. „Für die Deutschen wird sich die Klimakrise mit mehr Starkregen
und Fluten bemerkbar machen“, sagt Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum
für Umweltforschung. Mehr Überschwemmungen würden jeden betreffen, nicht
nur Menschen in Küsten- und Flussgebieten.
Einige Probleme gibt es allerdings noch. Denn: Eine Pflicht könnte in die
Vertragsfreiheit eingreifen. Verbraucherschützer Eichhorst plädiert daher
für Wahlfreiheit wie bei den gesetzlichen Krankenkassen – und gegen eine
Monopolversicherung. Außerdem müsse der Gesetzgeber klären, wie bestehende
Gebäude in Gebieten, in denen es häufiger Überschwemmungen gibt, bei einer
verpflichtenden Elementarversicherung bezuschusst werden.
## Überflutungsrisiko bestimmt Beitragshöhe
Denn die Versicherer stufen Adressen in vier Kategorien für
Überflutungsrisiken ein. Davon hängt ab, ob Kund*innen
Versicherungsschutz bekommen und wie hoch die Beiträge sind. Danach sind
98.000 Adressen in der Kategorie 4 mit mindestens einem Hochwasser in zehn
Jahren nach Angaben des Branchenverbands GDV derzeit nicht versicherbar –
wären es nach Umbauten aber möglicherweise.
Wer eine von 237.000 Adressen der Kategorie 3 hat, muss mit mindestens
einem Hochwasser innerhalb von 10 bis 100 Jahren und einer entsprechend
hohen Prämie rechnen. Die übrigen Adressen befinden sich in den Kategorien
2 und 1. Dort ist ein Hochwasser extrem selten oder gar nicht zu erwarten,
eine Elementarversicherung können Verbraucher*innen dann schon ab 5
Euro monatlich kaufen.
8 Sep 2021
## LINKS
[1] /Ueberschwemmung-in-Deutschland/!5781668
[2] /Unterstuetzung-fuer-Flutopfer/!5788789
[3] https://www.verbraucherzentrale-sachsen.de/pressemeldungen/geld-versicherun…
## AUTOREN
Nathanael Häfner
## TAGS
Überschwemmung
NRW
Versicherung
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Hochwasser
Flut
Flut
## ARTIKEL ZUM THEMA
Versicherung gegen Elementarschäden: Die nächste Flut kommt bestimmt
Naturgefahren nehmen zu, auch in Deutschland. Dennoch ist nur die Hälfte
aller Wohngebäude dagegen versichert. Eine Reform der Versicherung ist
nötig.
Klimaschutz in der Versicherungsbranche: Geschäft wird nachhaltiger
Die deutschen Versicherer wollen Unternehmen beim Klimaschutz begleiten.
Eine Pflichtpolice gegen Überflutung lehnen sie weiter ab.
Versicherung gegen Flutschäden: Begehrte Police wegen Überflutung
Nach der Flutkatastrophe im Juli versichern sich Hunderttausende gegen
Überflutung. Die Anbieter wollen bestehende Verträge erweitern.
Grünen-Wahlkampf nach der Flut: Immer schön vorsichtig bleiben
Wie thematisiert man die Flutkatastrophe, ohne die Opfer zu
instrumentalisieren? Die gebeutelten Grünen tasten sich an die richtige
Tonlage heran.
Überschwemmungen, Dürren, Stürme: Teure Naturkatastrophen
Laut einer Analyse der Weltwetterorganisation sind Überschwemmungen in
Industrieländern teuer. Stürme und Dürren kosten mehr Menschenleben.
Unterstützung für Flutopfer: Keine Versicherung, weniger Hilfe
Bayern bestraft Flutopfer ohne Elementarversicherung, indem es deren Hilfen
kürzt. In Rheinland-Pfalz dagegen spielt Versicherungsschutz keine Rolle.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.