# taz.de -- Vermieter will Taubenfütterer bestrafen: Aufforderung zur Denunzia… | |
> Das städtische Hamburger Wohnungsunternehmen Saga will, dass | |
> Mieter:innen ihre Nachbar:innen melden, wenn sie Tauben füttern. | |
Bild: Haben in der Coronakrise auch unter den Restaurantschließungen gelitten:… | |
HAMBURG taz | Stadttauben haben einen zwiespältigen Ruf – für manche sind | |
sie schützenswerte Federgeschöpfe, andere sehen in ihnen eine geflügelte | |
Plage. Ähnlich gespalten scheint das Hamburger Wohnungsunternehmen Saga zur | |
Taubenfütterung zu stehen. Vergangene Woche erhielten Mieter:innen in | |
Hamburg-Rahlstedt eine Mitteilung mit der Aufforderung, keine Tauben mehr | |
zu füttern. Das sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit erheblichen Geldbußen | |
geahndet werden könne, schreibt die Saga in der Mitteilung. | |
Einem der Mieter:innen wurde sogar gedroht, man würde den städtischen | |
Ordnungsdienst informieren, da Tauben auf seinem Balkon nisteten. „Das | |
deutet darauf hin, dass Sie Tiere über ihren Balkon füttern“, | |
schlussfolgert die Saga. Nach taz-Informationen hat der Betroffene die | |
Tauben nicht gefüttert und wusste bis zum Eingang des Schreibens nicht, | |
dass sie auf seinem Balkon nisten. Viel könnte er gegen das Vogelnest auch | |
nicht machen: Sobald Eier darin liegen, ist es verboten, Taubennester zu | |
entfernen. | |
Dass Tauben-Füttern eine Ordnungswidrigkeit ist, stimmt zudem nur | |
teilweise. An öffentlichen Plätzen in Hamburg ist es tatsächlich verboten | |
und kann mit einer Geldstrafe von bis zu 5.000 Euro geahndet werden. Auf | |
privaten Grundstücken sieht es dagegen anders aus: Ein Fütterungsverbot | |
könne hier Gegenstand privatrechtlicher Mietverträge sein, schreibt die | |
Verbraucherschutzbehörde. Ein Verstoß würde also laut dem Mieterverein zu | |
Hamburg keine Geldstrafe mit sich ziehen, sondern Ermahnungen und | |
schließlich eine Kündigung des Mietvertrags. | |
Die Saga fordert ihre Mieter:innen in dem Schreiben zudem auf, die | |
Nachbar:innen namentlich zu nennen, wenn sie mitbekommen, dass diese | |
Tauben füttern – eine Aufforderung, die datenschutzrechtlich schwierig | |
scheint. Laut dem Hamburger Datenschutzbeauftragten ist entscheidend, ob | |
das Fütterungsverbot im Rahmen des Mietverhältnisses besteht. Im Fall der | |
Saga ist es in der Hausordnung verankert – und das Denunzieren lokaler | |
Taubenliebhaber:innen somit tatsächlich erlaubt. | |
„Häufig gehen Beschwerden über Tauben von anderen Mietern aus“, sagt der | |
Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, Siegmund Chychla. Die | |
Nachbar:innen wendeten sich dann an die Vermieter, weil Simse, Wäsche | |
oder Sitzmöbel verunreinigt würden. „Für den Vermieter bedeutet das, dass | |
er Interessen gegeneinander abwägen muss“, so Chychla. Häufig seien | |
Hinweise von Nachbar:innen die einzige Möglichkeit, Rückschlüsse darüber | |
zu ziehen, wer im Haus für die Probleme verantwortlich ist. „Grundsätzlich | |
plädieren wir dafür, dass Mieter erst mal miteinander sprechen und das | |
Problem untereinander lösen, bevor mit der Hausverwaltung gesprochen wird“, | |
sagt Chychla. | |
Um die Überbevölkerung der Stadttauben langfristig in den Griff zu | |
bekommen, seien andere Lösungen notwendig, sagt Andrea Scholl vom Verein | |
Stadttauben Hamburg. „Das Fütterungsverbot der Stadt Hamburg, das sich | |
gegen Tauben richtet, ist eigentlich tierschutzwidrig“, sagt Scholl. Es | |
gebe keinen vernünftigen Grund dafür, Stadttauben auszuhungern, da sie ihre | |
Eier unabhängig vom Futterangebot legten. | |
Um sich kurzfristig vor Sachbeschädigung durch Taubendreck zu schützen, | |
könnten Vermieter eine Futterstelle einrichten, die außer Reichweite von | |
Balkonen liegt. „Langfristig lässt sich das Problem allerdings nur mit | |
Taubenschlägen lösen“, sagt Scholl. Diese böten eine Möglichkeit der | |
Geburtenkontrolle. „Tauben sind sehr faule Tiere“, sagt Scholl. Den größt… | |
Teil ihrer Zeit verbrächten die Vögel im Taubenschlag, sie würden dort | |
sowohl fressen als auch koten. | |
Ironischerweise steht einer der drei Taubenschläge, die der Verein derzeit | |
verwaltet, auf einem Dach der Saga-Immobilienverwaltung in Mümmelmannsberg. | |
Dieser sei „ein echter Erfolg“, sagt Scholl. Rund 400 Eier seien im letzten | |
Jahr durch Gipseier ausgetauscht worden. Das sei eine tiergerechte Art, | |
den Nachwuchs zu reduzieren. | |
8 Sep 2021 | |
## AUTOREN | |
Alexandra Hilpert | |
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