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# taz.de -- Gaming-Restriktionen in China: Der Staat als Spielverderber
> China erlaubt Minderjährigen künftig nur noch drei Stunden Gaming pro
> Woche. Die Maßnahme soll durch strenge Gesetze kontrolliert werden.
Bild: Bald vorbei: Zocken wann und wie lange man will – wie hier in einem Int…
Peking taz | Die Jugendlichen in China können einem derzeit echt leidtun:
Auch sie werden vom staatlichen Spielverderber immer mehr eingeschränkt.
Nun wird [1][ihnen auch das Gaming genommen]. Denn laut einer am Montag
veröffentlichten Regelung sollen die Teenager nur noch drei Stunden pro
Woche online zocken dürfen, nämlich von Freitag bis Sonntag jeweils von
acht bis neun Uhr abends.
Die Maßnahme werden durch strenge Gesetze kontrolliert: Jeder Gamer muss
sich längst mit Klarnamen und Ausweisnummer registrieren. Einige Developer
haben zudem Gesichtserkennungssoftware in ihre Produkte integriert, sodass
niemand heimlich einem fremden Account verwenden kann.
Die Regierung möchte die „physische und mentale Gesundheit von Jugendlichen
schützen“, heißt es in einer Begründung der Nachrichtenagentur Xinhua.
Schon klar: Insbesondere Smartphone-Spiele machen mit ihren Algorithmen
schnell süchtig, in einigen Fällen können sie die Leben junger Menschen
auch durchaus entgleisen lassen. Doch was eigentlich die Aufgabe der Eltern
und des sozialen Umfelds ist, wird in China wieder umfangreich von der
Regierung übernommen: Die Parteikader in Peking sehen sich zunehmend als
moralische Autorität zur Erziehung der Jugend.
## „Gedankenlehre Xi Jinpings“
So hat die Staatsführung in den letzten Wochen nicht nur den
[2][kommerziellen Nachhilfesektor für Schüler verboten], sondern
gleichzeitig verpflichtenden Unterricht zur „Gedankenlehre Xi Jinpings“
eingeführt und die meisten ausländischen Schulbücher aus dem Klassenzimmer
verbannt.
Und dass sich die Jugend in ihrer Freizeit nicht von „falschen“ Idolen
verleiten lässt, will die Regierung ebenfalls lösen: In einer Regulierung
„exzessiver“ Fan-Kultur haben die Behörden etliche Onlineauftritte von
Popstars einfach gelöscht: Wer etwa einmal beim Jointrauchen erwischt wurde
oder ein politisch sensibles Thema anspricht, dessen Celebrity-Karriere ist
in China vorbei.
Auch wenn in der Theorie für bestimmte Vorgehen etwas sprechen dürfte, ist
es in der Umsetzung problematisch: Denn im Einparteienstaat gibt es keinen
öffentlichen Diskurs darüber, welche Werte die Regierung ihrer Jugend
vermitteln sollte. Zudem sind doch viele Erziehungsfragen schlussendlich
Angelegenheit der Eltern und lassen sich nicht allesamt mit
Regierungsverboten lösen.
31 Aug 2021
## LINKS
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[2] /Nachhilfesektor-in-China/!5791439
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
China
Games
Autoritarismus
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