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# taz.de -- Petition der Woche: Das Märchenland von CitizenGo
> Ein neu verfasstes Märchenbuch mit Held:innen aus Minderheiten löst
> eine Debatte aus – die lauteste Gegenstimme kommt von CitizenGo.
Bild: Hier ist noch ein traditionelles Rollenverständnis am Werk. Es sei denn,…
Ein Prinz verliebt sich in einen Prinzen, Aschenputtel ist lesbisch, eine
trans Person tötet Drachen, und eine Prinzessin möchte lieber die Welt
sehen, statt zu heiraten. So passiert es in den Geschichten des ungarischen
Buchs „Märchenland für alle“. 17 Autorinnen und Autoren verfassten die
Märchen, sie wollen, dass Menschen aus Minderheiten in der Gesellschaft
gesehen und akzeptiert werden.
Das Buch löst eine Debatte aus, Konservative und Rechte reagieren mit
Empörung. Eine der lautesten Stimmen ist die von CitizenGo. Das Team der
rechtskonservativen und antifeministischen Organisation initiierte wenige
Tage nach der Buchveröffentlichung eine [1][Petition], die fordert, den
Verkauf zu stoppen.
## Petition von CitizenGo gegen LGBTIQ-Rechte
„Unterstützen Sie Ungarn beim Schutz der Kinder vor Sexualisierung und vor
den Gehirnwäsche-Bestrebungen der LGBTQ-Lobby!“, so lautet die Forderung
der Petition. Die Lobby habe die meisten internationalen Institutionen und
immer mehr nationale Regierungen übernommen und habe es auf junge Kinder
abgesehen. Die Bewegung müsse gestoppt werden, die Darstellung von
Minderheiten und insbesondere von homosexuellen Paaren dürfe nicht
normalisiert werden.
Mehr als 50.000 Menschen haben die Petition unterschrieben, für CitizenGo
noch nicht genug. Mindestens 100.000 Unterschriften wollen sie sammeln –
100.000 Unterschriften gegen LGBTIQ-Rechte, Gleichberechtigung und
Selbstbestimmung. Doch wer steckt hinter diesen Forderungen?
Die in Spanien als Stiftung eingetragene Onlineplattform ist eine der
wichtigsten antifeministischen Organisationen in Europa. Sie arbeitet in
zwölf Sprachen und hat laut eigenen Angaben mehr als 15 Millionen
Nutzer:innen weltweit. Mit genau geplanten Onlinepetitionen und
Kampagnen will CitizenGo nationale Regierungen, das europäische Parlament
und internationale Institutionen beeinflussen.
## Wikileaks veröffentlicht Datensatz von CitizenGo
Wikileaks veröffentlichte jetzt einen Datensatz der Organisation mit
internen Dokumenten und Spender:innenlisten. [2][Die taz konnte ihn vorab
auswerten und die Finanzierung und Strategien von CitizenGo offenlegen (taz
vom 6. 8.).] Geld kommt unter anderem von einem russischen Oligarchen,
einem Funktionär der christlichen Rechten in den USA und von katholischen
Kleinspender:innen – darunter vielen aus Deutschland.
Die Kampagnen und Petitionen von CitizenGo beziehen sich auf
gesellschaftliche Themen, die Forderungen der Organisation sind
rechtskonservativ: Frauen dürften kein Recht auf Abtreibung haben,
Transgender sollten von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden,
Regenbogenfahnen hätten weder in Kampagnen der Deutschen Bahn noch im Sport
etwas zu suchen, und Netflix solle aufhören, „blasphemische“ Darstellungen
von Jesus oder homosexuellen Liebesgeschichten zu veröffentlichen.
Was online beginnt, kann sich offline auswirken. Der Herausgeber des
ungarischen Buchs, Nagy Boldizsár, wurde nach der Veröffentlichung der
Märchen persönlich angefeindet. In einem Interview mit einem ungarischen
Nachrichtenportal sagte er, dass er sich aufgrund der aktuellen Politik in
seinem Heimatland nicht mehr sicher fühle. Er und sein Lebenspartner haben
sich dazu entschlossen, Ungarn zu verlassen. Maike Schulte
14 Aug 2021
## LINKS
[1] https://citizengo.org/de/fm/203617-unterstuetzung-fuer-ungarn-beim-schutz-d…
[2] /Online-Petitionen-gegen-Abtreibung/!5786746
## AUTOREN
Maike Schulte
## TAGS
Petition der Woche
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Christentum
Schwerpunkt LGBTQIA
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Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Europe's Far Right
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