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# taz.de -- Äthiopische Kriegsregion Tigray: Dutzende Leichen in Fluss entdeckt
> Bei den Toten handelt es sich offenbar um Menschen, die aus Äthiopiens
> Kriegsregion Tigray fliehen wollten. Die Zentralregierung spricht von
> Propaganda.
Bild: Amhara-Milizen auf einer Brücke über den Grenzfluss Tekeze, 1. Juli
Nairobi ap/taz | Im Grenzfluss zwischen dem Sudan und der äthiopischen
Kriegsregion Tigray sind in der vergangenen Woche etwa 50 Leichen entdeckt
worden. Bei den Toten handele es sich offenbar um Menschen, die aus Tigray
fliehen wollten, erklärte ein sudanesischer Beamter, der anonym bleiben
wollte. Einige der Leichen seien mit gefesselten Händen oder Schusswunden
gefunden worden. Forensische Untersuchungen seien notwendig, um die genauen
Todesursachen zu ermitteln.
Zwei äthiopische Mitarbeiter des Gesundheitswesens in der sudanesischen
Grenzgemeinde Hamdayet bestätigten, dass sie die Leichen im Fluss Setit
gesehen hätten, der in Äthiopien als Tekeze bekannt ist. Der Fluss fließt
durch einige der Gebiete, die am schwersten von dem seit neun Monaten
andauernden [1][Krieg in Tigray] betroffen sind.
Der Krieg zwischen Äthiopiens Zentralregierung unter [2][Ministerpräsident
Abiy Ahmed] und der abgesetzten Regionalregierung Tigrays unter der
ehemaligen Rebellenbewegung TPLF (Tigray-Volksbefreiungsbewegung) hat seit
November mehrere Tausend Todesopfer gefordert und mehrere Millionen
Menschen in die Flucht getrieben. Ein Großteil der Bevölkerung Tigrays ist
[3][auf Nothilfe angewiesen], aber für Helfer kaum erreichbar.
Die äthiopischen Streitkräfte und ihre Verbündeten, darunter Milizen der
Nachbarregion Amhara sowie Einheiten aus dem Nachbarland Eritrea, werden
beschuldigt, Gräueltaten begangen zu haben. Ende Juni musste sich
Äthiopiens Armee geschlagen aus Tigrays Hauptstadt Mekelle zurückziehen.
## Identifikation der Leichen schwierig
Tewodros Tefera, ein Chirurg, der aus der Stadt Humera in Tigray in den
Sudan floh, sagte der Nachrichtenagentur AP, zwei der Leichen seien am
Montag gefunden worden, ein Mann mit gefesselten Händen und eine Frau mit
einer Wunde in der Brust. Mindestens zehn weitere Leichen seien von anderen
Flüchtlingen begraben worden. Er teilte ein Video, auf dem zu sehen war,
wie Männer ein Leichentuch für eine mit dem Gesicht nach unten im Fluss
treibende Leiche vorbereiten.
Tewodros erklärte, er vermute, es gebe noch viel mehr Leichen in dem Fluss.
Es sei zwar schwierig, die Leichen zu identifizieren, aber einer von ihnen
habe einen Namen in der Tigray-Sprache Tigrinya auf den Arm tätowiert,
sagte der Chirurg.
Ein anderer Arzt, der in Hamdayet arbeitet und die Leichen sah, sagte der
AP, einige der Toten wiesen Gesichtsmerkmale auf, die darauf hindeuteten,
dass sie ethnische Tigray seien. „Ich habe viele barbarische Dinge
gesehen“, sagte der Arzt, der sich nur anonym äußern wollte, weil er nicht
befugt war, mit Reportern zu sprechen. „Einige wurden mit einer Axt
getroffen.“
Augenzeugen am Fluss hätten ihm gesagt, dass sie nicht alle Leichen bergen
konnten, die flussabwärts trieben, weil das Wasser in der Regenzeit so
schnell fließe.
[4][In sozialen Medien] war teils sogar von „Hunderten“ Leichen im Fluss
die Rede. Es wurden Milizen der äthiopischen Region Amhara verantwortlich
gemacht, die auf Regierungsseite in Tigray kämpfen und den an Sudan
angrenzenden Teil Tigrays kontrollieren.
Ein von der äthiopischen Regierung eingerichteter Twitter-Account
[5][bezeichnete am Montag] die Berichte über die Leichen als eine Kampagne
von Tigray-Propagandisten.
3 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.crisisgroup.org/africa/horn-africa/ethiopia/dangerous-expansion…
[2] /Parlamentswahl-in-Aethiopien/!5784808
[3] https://reports.unocha.org/en/country/ethiopia
[4] https://twitter.com/RAbdiAnalyst/status/1422060966213206019
[5] https://twitter.com/ETFactCheck/status/1422112140689874944
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