# taz.de -- Ausstellung im Schifffahrtsmuseum: Gefährliche Wracks | |
> In Bremerhaven lässt sich virtuell nachvollziehen, wie Forscher | |
> untersuchen, welche Gefahr von Kriegsmunition und gesunkenen Schiffen | |
> ausgeht. | |
Bild: Zuruck vom archäologischen Einsatz: Forschungsschiff Heincke | |
HAMBURG taz | Seiner Majestät Schiff „Mainz“ ruht seit dem 28. August 1914 | |
auf dem Meeresboden vor der Insel Borkum. Einen Monat nach Ausbruch des | |
Ersten Weltkrieges unterlag der kleine Kreuzer im ersten größeren | |
Seegefecht gegen die Briten. Nach dem Beschuss durch eine Übermacht war er | |
noch so gut in Schuss, dass Besatzungsmitglieder die Flutventile öffneten, | |
um ihn dem Feind nicht in die Hände fallen zu lassen. | |
Der gute Erhaltungszustand hat die „Mainz“ zunächst zum Gegenstand einer | |
Forschungsfahrt gemacht und jetzt einer Wanderausstellung, die vom 11. bis | |
15. August vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven gezeigt | |
wird. Dabei werden erste Ergebnisse des internationalen Forschungsprojekts | |
North Sea Wrecks dargestellt. | |
Dieses befasst sich mit den Gefahren, die von den Kriegsschiffen ausgehen, | |
die in den beiden Weltkriegen auf der Nordsee versenkt wurden. Rund 120 | |
davon verrotten auf dem Meeresgrund und mit ihnen die Treibstofftanks sowie | |
die Granaten, Torpedos und Seeminen, die sie an Bord hatten. | |
Besucher der Ausstellung sollen nach Angaben der Macher spielerisch | |
nachvollziehen können, wie die Besatzung des Forschungsschiffes „Heincke“ | |
gearbeitet hat, das im Frühjahr und Sommer diesen Jahres zu dem Wrack | |
hinausgefahren ist. Sie versprechen einen „360 Grad-Einblick in das | |
Projekt“. | |
## Virtueller Tauchgang zum Wrack | |
Die Gäste können virtuell selbst zum Wrack tauchen, die Überreste erkunden | |
und die Welt unter Wasser erleben, indem sie dies mit Handbewegungen | |
steuern. Wie die Forscher können sie Sediment-, Wasser- und Kratzproben | |
nehmen. An Informationsstelen und über QR-Codes lassen sich | |
Hintergrundinformationen zum Thema Munition und Wracks und den damit | |
verbundenen Gefahren abrufen. | |
Die Sedimentproben sollen Aufschluss darüber geben, ob die im Wrack | |
liegende Munition krebserregende Stoffe wie den allgemein gebräuchlichen | |
Sprengstoff TNT und dessen Abbauprodukte absondert und ob diese von | |
Organismen aufgenommen werden. Zudem hatten die Forscher Miesmuscheln bei | |
dem Wrack ausgesetzt, die beim Fressen das Wasser filtern und in ihrem | |
Fleisch austretende Schadstoffe anreichern. | |
Die Wracks sind dabei nur Teil eines riesigen Altlastenproblems, [1][um das | |
sich die Politik zögernd kümmert]. Allein im deutschen Teil der Nordsee | |
sind es Schätzungen zufolge rund 1,3 Millionen Tonnen Munition. Neben | |
Blindgängern handelt es sich dabei um übrig gebliebene Kampfmittel, die im | |
Meer auf billige Weise „entsorgt“ wurden. | |
Die Korrosion der Hülsen lässt die Schadstoffe austreten – neben TNT auch | |
chemische Kampfstoffe oder der Phosphor aus Brandbomben. Weil die Korrosion | |
auch die Bergung erschwert und eine [2][Sprengung unter Wasser mit dem | |
Naturschutz kollidiert], wird an Bergungssystemen mit Robotern gearbeitet. | |
7 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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