| # taz.de -- Umgang mit der AfD im Bundestag: Einfach gleichbehandeln | |
| > Der Bundestag muss keine_n Vizepräsident_in aus den Reihen der AfD wählen | |
| > – aber er sollte. Ausgrenzung ist keine demokratische Option. | |
| Bild: Die AfD-Fraktion bei einer Generaldebatte im Bundestag | |
| Wer im [1][Bundestag] als PräsidentIn oder VizepräsidentIn vorne sitzt, | |
| darf das Wort erteilen, Abgeordneten zum Geburtstag gratulieren und | |
| Besuchergruppen begrüßen. Er oder sie darf aber auch das Mikro abschalten, | |
| wenn die Zeit überschritten ist, und Ordnungsrufe erteilen, wenn es | |
| unflätig wurde. Im Fernsehen sieht man bei diesem halbwichtigen Amt den | |
| strengen Wolfgang Schäuble, die freundliche Claudia Roth oder den | |
| spitzbübischen Wolfgang Kubicki, aber niemanden von der AfD. | |
| Bisher hat sich die Mehrheit des Bundestags schlicht geweigert, einE | |
| VizepräsidentIn aus den Reihen der AfD zu wählen. Sechs KandidatInnen | |
| fielen in 18 Wahlgängen durch. Auch das Bundesverfassungsgericht hat nun | |
| einen Eilantrag der AfD abgelehnt, allerdings aus formalen Gründen. Doch | |
| auch im Hauptsacheverfahren wird die AfD zu Recht keinen Erfolg haben. Im | |
| Grundgesetz steht nicht, dass jede Fraktion im Präsidium des Bundestags | |
| vertreten sein muss. | |
| Dagegen heißt es im Grundgesetz, dass der Bundestag seine PräsidentIn und | |
| seine VizepräsidentInnen „wählt“. Wahl bedeutet aber Wahlfreiheit. Die | |
| Abgeordneten können also auch KandidatInnen nicht wählen. Sie müssen das | |
| nicht mal begründen, denn die Wahl ist geheim. Auch das | |
| Bundesverfassungsgericht könnte den Abgeordneten nicht einfach | |
| vorschreiben, wen sie zu wählen haben. | |
| Eine andere Frage ist es, ob es politisch klug ist, einfach keinE | |
| AfD-VizepräsidentIn zu wählen. Die AfD ist bisher mit der Masche gut | |
| gefahren, erst zu provozieren und sich dann als ausgegrenzte Minderheit zu | |
| präsentieren. | |
| ## Demokratie ist nun mal inklusiv | |
| Und natürlich wirkt es erst einmal wie „Arroganz des Establishments“, einer | |
| neuen Partei den Sitz im Präsidium zu verweigern. Die Grünen kennen das. | |
| Sie mussten die ersten elf Jahre ohne Vize auskommen. Auch die Linke fühlte | |
| sich ungerecht behandelt, als Lothar Bisky 2005 nicht gewählt wurde. | |
| Ja, es würde [2][die AfD] aufwerten, wenn sie nicht nur im Bundestag sitzt, | |
| sondern diesen mit eineR VizepräsidentIn auch im In- und Ausland | |
| repräsentieren könnte. Aber Demokratie ist nun mal eine inklusive | |
| politische Ordnung. Alle sollen dazugehören. Ausgrenzung, Zensur und | |
| Verbote sind für DemokratInnen deshalb immer eine Niederlage der eigenen | |
| Idee. | |
| Wenn die Mehrheit des Bundestags die [3][AfD] wirklich für eine | |
| undemokratische und proto-faschistische Partei hält, kann und sollte sie | |
| einen Verbotsantrag stellen. Bis dahin sollte die übliche parlamentarische | |
| Gleichbehandlung gelten. | |
| 11 Aug 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Karlsruhe-zu-Bundestagspraesidium/!5788366 | |
| [2] /Aemtersperre-gegen-AfD-Kandidaten/!5786561 | |
| [3] /Wahlkampfauftakt-der-AfD/!5793270 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Bundestag | |
| Bundesverfassungsgericht | |
| Alice Weidel | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Schwerpunkt AfD | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| AfD in der Krise: Katerstimmung bei Wahlkampfauftakt | |
| Beim Auftakt gaben sich die AfD-Spitzenkandidaten Weidel und Chrupalla | |
| zahm. Das „freundliche Gesicht des NS“ sitzt bald in ihrer Fraktion. | |
| Karlsruhe zu Bundestagspräsidium: Kein Vize für die AfD | |
| Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe lehnt einen AfD-Eilantrag ab. Die | |
| Partei wollte einen eigenen Platz im Präsidium des Deutschen Bundestags. | |
| AfD-Freunde hängen Großplakate auf: Rechte Kampagne gegen Grüne | |
| Mit Großplakaten macht eine AfD-nahe Initiative Stimmung gegen die Grünen. | |
| Die Finanzierung bleibt unklar, der Macher gibt sich wortkarg. |