Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fallzahlen steigen, Impftempo sinkt: Corona-Sorgen wachsen wieder
> De Infektionszahlen steigen exponentiell, die Zahl der Impfungen geht
> deutlich zurück. Das RKI warnt vor erneut vollen Intensivstationen im
> Winter.
Bild: Erfolgreich da, wo die Menschen sind: Corona-Impfung bei einem Musikfesti…
Angesichts schnell steigender Corona-Infektionen und deutlich sinkender
Impfzahlen wächst in der Politik die Sorge, dass eine neue Coronawelle im
Herbst erneut schlimme Folgen haben könnte. „Die Infektionszahlen steigen
seit einigen Tagen wieder, und zwar mit einer deutlichen und, wie ich
finde, auch besorgniserregenden Dynamik“, hatte Bundeskanzlerin Angela
Merkel am Donnerstag [1][bei ihrer traditionellen Sommer-Pressekonferenz]
erklärt. Und hinzugefügt: „Die Überlastung des Gesundheitssystems zu
verhindern, ist und bleibt Richtschnur unseres Handelns.“
Derzeit liegt die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen im
7-Tage-Mittel mit gut 1.500 zwar noch auf einem niedrigen Niveau, doch seit
dem Tiefstand vor drei Wochen hat sich der Wert fast verdreifacht. Zuletzt
betrug die wöchentliche Wachstumsrate etwa 50 Prozent, was einer
Verdopplung der Werte innerhalb von zwölf Tagen entspricht. Wenn es bei
diesem Wachstumstempo bliebe, würde die 7-Tage-Inzidenz, die derzeit bei 13
liegt, in fünf Wochen wieder den Wert von 100 übersteigen und in neun
Wochen bei 500 liegen.
Gleichzeitig ändert sich aber die Aussagekraft der Inzidenz, weil die
Gruppen mit dem höchsten Risiko – Menschen, die älter als 60 sind oder
Vorerkrankungen haben – bereits zu einem Großteil vollständig geimpft sind.
Dadurch [2][sinkt sowohl das Risiko], sich mit Corona zu infizieren, als
auch die Gefahr schwerer oder tödlicher Verläufe, falls es dennoch zu einer
Infektion kommt. Doch die Hoffnung, durch eine hohe Impfquote einen Anstieg
bei der Zahl der Intensivpatienten und Toten komplett zu verhindern, wird
sich voraussichtlich nicht erfüllen.
Das zeigen Zahlen aus Großbritannien, wo der Anstieg der Infektionszahlen
schon deutlich früher begann. Nachdem sich diese im Juni innerhalb eines
Monats versechsfacht hatten, steigen trotz hoher Impfquote dort nun auch
die anderen Werte – auf niedrigem Niveau, aber ebenfalls schnell: Die Zahl
der Coronapatient*innen in Krankenhäusern hat sich innerhalb eines
Monats verdreifacht, die der Coronatoten vervierfacht.
In Deutschland, wo die Infektionszahlen erst seit zwei Wochen steigen, ist
bei den Corona-Intensivpatient*innen und -Toten noch kein Anstieg zu sehen,
aber eine deutliche Verlangsamung des bisherigen Rückgangs hin zu einer
Stagnation. Dabei dürfte es aber nicht bleiben, wie neue Berechnungen des
Robert Koch-Instituts [3][(hier als pdf)] zeigen: Falls die Kontaktzahl
nicht verringert wird und bei den 12- bis 59-Jährigen nur eine Impfquote
von 75 Prozent erreicht wird, könnte die Zahl der gleichzeitig behandelten
Corona-Intensivpatient*innen im Dezember wieder auf 6.000 steigen, was etwa
dem Höchststand bei der dritten Welle entspräche, berichtete das RKI am
Donnerstag. Bei reduzierten Kontakten und einer Impfquote von 95 Prozent
könnte sie dagegen unter 1.000 bleiben.
Dass eine solche Impfquote erreicht wird, scheint aber praktisch
ausgeschlossen; selbst die 75 Prozent, die lange als Untergrenze galten,
sind derzeit fraglich. Denn bisher sind von den Menschen zwischen 18 und 59
erst 61 Prozent mindestens einmal geimpft, bei den 12- bis 17-Jährigen sind
es knapp 18 Prozent. Zugleich lässt das Impftempo stark nach: In der
vergangenen Woche fanden in Deutschland nur noch 3,4 Millionen Impfungen
gegen Corona statt, obwohl allein von Biontech und Moderna über 4,6
Millionen Dosen geliefert wurden und es zudem größere Reserven aus den
Vorwochen gibt.
## Eindringlicher Appell fürs Impfen
Vielerorts sind Impfungen darum inzwischen ohne Termin möglich.
Niedrigschwellige Angebote an öffentlichen Plätzen sollen in den nächsten
Wochen deutlich ausgeweitet werden. Merkel warb bei ihrer
Sommer-Pressekonferenz noch einmal eindringlich fürs Impfen. „Je mehr
geimpft sind, umso freier werden wir wieder sein“, sagte die Kanzlerin. An
alle, die bereits geimpft sind, appellierte sie, Freunde, Verwandte und
Kolleg*innen davon zu überzeugen.
Doch Impfen allein wird nicht reichen, resümiert das Robert Koch-Institut
in seinem jüngsten Szenariopapier. Masken, Abstand und Lüften blieben
aufgrund der steigenden Zahlen wichtig; Schüler*innen sollten künftig
zudem mit den zuverlässigeren PCR-Tests getestet werden. Ein erneuter
Lockdown kommt in den Überlegungen dagegen bisher nicht vor.
23 Jul 2021
## LINKS
[1] /Merkels-letzte-Sommerpressekonferenz/!5785105
[2] /Impfdurchbrueche-bei-Covid-19/!5785107
[3] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Downloads/Vorb…
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Corona Live-Ticker
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Coronakrise in Deutschland: Inzidenz rauf, Clubs dicht
In Nordrhein-Westfalen machen Clubs wegen steigender Coronazahlen wieder
zu. Derweil läuft die Debatte um Impfprivilegien weiter.
Umgang mit Ungeimpften: Maximaler Druck ist nötig
Nichts ist derzeit wichtiger als die Impfquote zu erhöhen. Das kommt nicht
einer Impfpflicht gleich, sondern ist für Impfunwillige nur unbequemer.
Nachrichten in der Coronakrise: Pride mit Maske
Mit Maske und Abstandsregeln feierten 35.000 Menschen in Berlin den CSD.
Söder fordert, Quarantäne für Reiserückkeher*innen vorzuziehen. Die
Inzidenz steigt.
Impfdurchbrüche bei Covid-19: Impfen schützt
Schwer krank trotz Corona-Impfung? Solche Berichte aus Großbritannien
klingen beunruhigend. Dennoch: Der Schutz durch die Spritzen ist hoch.
Starker Zuwachs bei Corona-Infektionen: Jetzt nicht locker lassen
Trotz steigender Inzidenz werden vielerorts die Vorsichtsmaßnahmen
aufgehoben. Gerade jetzt sei vor leichtfertigen Schritten gewarnt.
Deltavariante des Coronavirus: Wettlauf gegen die 4. Welle
Wieso steigen die Infektionszahlen? Wirken die Impfungen wirklich
schlechter gegen die Deltavariante? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.