# taz.de -- Erste Olympiamedaille für Burkina Faso: Sprung zum Nationalhelden | |
> Dreispringer Hugues Fabrice Zango hat für Burkina Faso die erste | |
> Olympiamedaille gewonnen. Dabei fehlte ihm anfangs sogar das passende | |
> Schuhwerk. | |
Bild: Hielt dem Druck stand: Dreispringer Hugues Fabrice Zango in Aktion | |
COTONOU taz | Burkina Faso jubelt. Als magischer Moment wird der Gewinn der | |
Bronzemedaille von Dreispringer Hugues Fabrice Zango in Tokio bezeichnet. | |
Präsident [1][Roch Marc Christian Kaboré twitterte am Donnerstagmorgen] | |
umgehend: „Vielen Dank. Wir sind alle stolz auf dich.“ 17 Meter 47 reichten | |
dem 28-jährigen Athleten, der mittlerweile im nordfranzösischen Béthune | |
lebt und in Elektrotechnik promoviert, für den dritten Platz und für die | |
erste Medaille für Burkina Faso bei Olympischen Spielen überhaupt. | |
Erstmals nahmen Athlet*innen aus dem Sahel-Staat 1972 in München teil. | |
Weitere 49 Jahre brauchte es aber bis zum Sprung aufs Podest. Den schaffte | |
Zango ausgerechnet am Unabhängigkeitstag. | |
Dass Zango, der in der Hauptstadt Ouagadougou aufgewachsen ist, zu den | |
Favoriten gehörte, war lange vor den Spielen klar. Anfang des Jahres gelang | |
ihm im französischen Aubière mit 18,07 Metern ein [2][neuer | |
Hallenweltrekord]. 2019 war er bereits bei den | |
Leichtathletikweltmeisterschaften in Doha Dritter. | |
„Das ist jetzt vielleicht unsere einzige Chance für die kommenden 20 Jahre. | |
Ich habe gar keine Wahl“, sagte er vor Wettkampfbeginn gegenüber | |
Journalisten und betonte, dass der Druck groß sei: „Jede*r träumt von einer | |
Medaille.“ | |
## Zwei Sprunggruben in einer Millionenstadt | |
Mit den Erwartungen konnte Zango umgehen. Für den Erfolg hat er enorm hart | |
gearbeitet. 2016, als er den Einzug ins Finale der Olympiade von Rio de | |
Janeiro als Ziel bezeichnete, trainierte er noch in Ouagadougou. „Meine | |
Familie hat immer hinter mir gestanden, seit ich 2011 mit dem Sport | |
angefangen habe“, sagte er damals. Er hatte zwar die Möglichkeit, Trainings | |
im Ausland zu absolvieren. Doch der Besuch einer Sportschule in Europa war | |
nicht drin. | |
Stattdessen studierte er Ingenieurswissenschaften und fuhr täglich vor den | |
Vorlesungen ins Stadion des vierten August, um ein paar Sprünge zu | |
absolvieren. Abends war es häufig knapp, weil das Stadion um 18 Uhr | |
schließt. Doch es ist der einzige Ort in der Millionenstadt, der überhaupt | |
über zwei Sprunggruben verfügt. | |
In Provinzstädten und ländlichen Regionen ist das Leichtathletiktraining | |
schlicht unmöglich. Die Mehrheit der gerade einmal sieben burkinischen | |
Athlet*innen, die in Tokio antreten, lebt im Ausland. | |
## Problematische Witterungsverhältnisse | |
Problematisch sind jedoch auch die Witterungsverhältnisse. Es ist so gut | |
wie nie kühler als 25 Grad Celsius. An manchen Tagen liegen die | |
Temperaturen bei knapp 40 Grad Celsius. In weiten Teilen der Region ist es | |
ähnlich. | |
Sportler*innen aus Ostafrika, die vor allem Mittel- und Langstrecken | |
dominieren, sind dagegen im Vorteil. Sie können in Höhenlagen trainieren. | |
Durch die Erfolge wurden Sportstrukturen verbessert, Laufcamps geschaffen, | |
Sportläden eröffnet. | |
Hugues Fabrice Zango hatte anfangs hingegen nicht einmal passende Schuhe. | |
In Burkina Faso sind gute Sportschuhe häufig nicht aufzutreiben – | |
stattdessen gibt es billige Kopien aus Asien –, und ohne Sponsor auch nicht | |
bezahlbar. Trotz all der Mängel hat es der Dreispringer zum Nationalhelden | |
geschafft. | |
5 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/rochkaborepf/status/1423128336784560130?s=20 | |
[2] https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74354-hugues-fabrice-zango-s… | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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